Von St. Wendel in die amerikanischen Charts Dieser Musiker aus dem Saarland hat die Songs für das neue Album von US-Star Alicia Keys produziert

St. Wendel/Pirmasens · Der in St. Wendel aufgewachsene Dominik Rivinius bastelt in seinem Pirmasenser Studio an Musikstücken, die rund um den Globus gespielt werden. Jetzt hat sogar US-Star Alicia Keys auf das Talent des Saarländers zurückgegriffen. Der SZ erklärt er, wie es dazu kam.

 Der 30-jährige Dominik Rivinius hat bereits für bekannte Musikgrößen wie Eminem, Mark Ronson oder die Boyband BTS gearbeitet.

Der 30-jährige Dominik Rivinius hat bereits für bekannte Musikgrößen wie Eminem, Mark Ronson oder die Boyband BTS gearbeitet.

Foto: Hadi Hajdarevic

Alicia Keys hat in ihrer Karriere international über 30 Millionen Alben verkauft und zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Mit „Keys“ veröffentlichte die US-Soul- und R ’n’ B-Musikerin im Dezember nun bereits ihr achtes Studiowerk, dessen Songs ihre zahlreichen Fans weltweit schon auswendig können. Dass gleich sechs der Titel, darunter auch die erste Single „LaLa“, zum Teil im Pirmasenser Studio eines Saarländers entstanden sind, wissen dagegen wohl nur die wenigsten.

Nach seiner Arbeit für international bekannte Stars wie den US-Rapper Eminem, die südkoreanische Boyband BTS und Mark Ronson („Uptown Funk“) für den Soundtrack eines Filmes mit Will Smith sind seine Produktionen für Alicia Keys nun der nächste musikalische Volltreffer für Dominik Rivinius. Der heute 30-Jährige wurde in Saarlouis geboren, ist in St. Wendel aufgewachsen und wohnt momentan in der Pfalz. „Ich bin sehr froh, dass das alles so gut geklappt hat“, sagt er. Für ihn sei seine Tätigkeit für die Soulröhre ein wahnsinniger Meilenstein und eine tolle Erfahrung gewesen.

Es habe sich für ihn gelohnt, dranzubleiben. Nun könne er die Früchte seiner langjährigen Bekanntschaften in der Musikbranche ernten, sagt der Musiker. Die Aufträge von international bekannten Künstlern seien für ihn allerdings nicht nur große Chancen, sondern bringe ihn auch in Zugzwang: „Man muss jedes Mal abliefern“, verrät Rivinius. Zum anderen wisse man oft auch gar nicht, für welche Größen man gerade tätig ist und ob der Song überhaupt veröffentlicht wird. Direkte Kontakte zu ihnen gebe es normalerweise nicht. Das war nicht nur bei Eminem, sondern auch bei Alicia Keys so.

„Hier wusste ich allerdings, für wen, aber nicht wofür ich arbeite“, sagt er. Ob seine Produktion nun etwa für eine Single, ein Album oder vielleicht einen Film gedacht war, sei völlig unklar gewesen. Der Zeitplan war dagegen extrem eng: Um neun Uhr morgens bekam er eine Mail aus den USA von Ann Mincieli, der Toningenieurin und technischen Produzentin von Alica Keys. Der Kontakt zu ihr sei über ein Camp entstanden, an dem er teilgenommen habe. Mincieli habe von ihm noch am selben Tag das fertige Material benötigt. „Eigentlich brauchen zwei Personen jeweils zwei Tage dafür“, erklärt er. Spontan habe er seine Pläne und seine sonstigen Aufträge über den Haufen werfen müssen: „Ich habe locker 13 Stunden ohne Pause durchgearbeitet und ging auf dem Zahnfleisch“, blickt der Musiker zurück. Nachts um vier lieferte er den Song schließlich ab.

Was er jedoch nicht ahnte: Bereits zwei Tage später wurde das Lied veröffentlicht. Und schon kurze Zeit später flattern ihm die nächsten Aufträge für Keys in sein Pirmasenser Studio. Zwischen Mitte August und Mitte September arbeitete er so gleich an sechs Titeln mit, spielte dafür verschiedene Instrumentalparts ein und steuerte zusätzliche Produktionselemente wie einen Big-Band-Akzent bei. Der Song „Best Of Me“ entstand sogar nahezu komplett in seinem Studio.

Bis zu seiner jetzigen Tätigkeit sei es jedoch ein „langer Findungsprozess“ gewesen, blickt Rivinius zurück. Seine musikalische Karriere begann er bereits im Alter von zehn Jahren am Schlagzeug – mit Peter Morsch, dem Ex-Drummer des saarländischen Schlagerstars Nicole als Lehrer. In einer Schulband des Arnold Janssen Gymnasiums im St. Wendel und im örtlichen Musikverein sammelte er weitere Erfahrung. 2008 konnte er dann seine ersten Erfolge im professionellen Musikgeschäft sammeln: Mit der Band „Casino Zero“ vertrat er das Saarland bei Stefan Raabs Grand-Prix der Bundesländer „Bundesvision Song Contest“. Größere Live-Auftritte in der Region folgten.

Später stand er als Profi-Drummer für 50 bis 60 verschiedene Bands mehrere hundertmal auf der Bühne, arbeitete für Werbeproduktionen und Soundtracks, bis er schließlich 2016 zur Musik-Produktion kam. Ein Workshop mit Ken Lewi in Berlin wurde zu einem wichtigen Schritt für seine weitere Karriere: Zwischen dem Star-Produzenten und dem Saarländer entwickelte sich eine Freundschaft und eine berufliche Zusammenarbeit, unter anderem für Eminem. Inzwischen hat sich Rivinius auf die professionelle Produktion und das Abmischen für internationale Künstler und Kunden spezialisiert, „die so klingen wollen, wie die Charts“, erklärt er.

Viele seiner Wünsche haben sich in den vergangenen Monaten bereits erfüllt. Auch sein langgehegter Traum, irgendwann mal in der Musik-Metropole Los Angeles leben und arbeiten zu können, sei inzwischen etwas konkreter geworden: „Ich beschäftige mich schon mal mit den Formalien“, verrät er. In Corona-Zeiten sei das alles jedoch nicht so einfach. Und deshalb hegt er zunächst andere Pläne: „Ich brauche alle paar Jahre einen Tapetenwechsel und liebäugele mit einem Umzug nach Hamburg.“ Die Stadt ist gerade in seinem Tätigkeitsgebiet ein Dreh- und Angelpunkt der Musikszene.

Mit wem der Star-Produzent aus dem Saarland noch zusammenarbeiten will

Überhaupt sei der direkte Kontakt im Showgeschäft sehr wichtig – und daran arbeitet Rivinius seit Jahren. In der Musikwelt spiele sich das Meiste im familiären, persönlichen Bereich ab. Vieles gehe nicht über E-Mails, Zoom-Meetings und Telefonate, weiß er. In der Pandemie seien Treffen vor Ort jedoch oft schwierig.

Auf seiner Wunschliste derjenigen Künstler, mit denen er gerne mal zusammenarbeiten würde, stünden noch einige bekannte Namen, verrät er. Ganz besonders würde er sich jedoch darüber freuen, irgendwann für Camila Cabello tätig zu werden. Die kubanisch-amerikanische Musikerin und Schauspielerin landete mit „Havana“ einen Nummer-Eins-Hit. Spruchreife, weitere Projekte mit Chartgrößen hat der Saarländer zurzeit zwar (noch) nicht auf Lager. Aber, wie es die Vergangenheit gezeigt hat, kann sich das im schnelllebigen Musikgeschäft schon sehr bald ändern.

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