Sanierung statt Neubau? Lindenanlage im Blick

Werkeln hinter den Kulissen: In der nach wie vor offenen Kindergartenfrage in Gerolstein wird aktuell geprüft, ob sich eine Sanierung und Erweiterung des Kindergartens Lindenanlage lohnt. Nach Ansicht der Verwaltung kann dies aber einen Neubau in der Raderstraße nicht ersetzen.

Gerolstein. Noch ist keine Entscheidung gefällt, wie es in der Kindergartenfrage in Gerolstein weitergehen soll. Lediglich erste Weichen wurden gestellt. Hans-Josef Hunz, Büroleiter im Gerolsteiner Rathaus und zuständig in Sachen Kindergärten, sagt: "Wir haben Professor Wolfgang Schreiber damit beauftragt, zu untersuchen, ob eine Sanierung des Kindergartens Lindenanlage sinnvoll ist. Diese Antwort müssen wir vor weiteren Entscheidungen abwarten." Bis Mitte Oktober wird die Antwort vom Experten des Instituts für nachhaltiges Bauen und Gestalten an der Fachhochschule Kaiserslautern erwartet.

Zur Erinnerung: Nachdem der Bauausschuss der Stadt wegen explodierender Kosten (von zunächst 2,9 bis letztlich vier Millionen Euro) Mitte April dieses Jahres einen Planungs- und Baustopp für das Kindergartenvorhaben in der Raderstraße erteilt hatte, wurde der Landesrechungshof eingeschaltet. Der machte Vorschläge - jedoch keine Vorgaben -, wie das Vorhaben kostengünstiger realisiert werden könne. Ein zentraler Punkt der Finanzhüter war, detailliert zu prüfen, ob mit einer Sanierung des Kindergartens Lindenanlage die Kosten erheblich reduziert werden können und ein Neubau dadurch kleiner aus- oder gar wegfallen könne.

Die Sanierung der Einrichtung Lindenanlage hatte der Stadtrat 2009 einstimmig abgelehnt, weil er es nicht für wirtschaftlich hielt, massiv Geld in das alte Gebäude zu stecken. Zudem wogen die weiteren Standortnachteile schwer: viel Verkehr, kaum Parkmöglichkeiten, wenig Platz durch die Hanglage des Grundstücks.

Eine detaillierte Wirtschaftlichkeitsberechnung wurde aber nicht erstellt. Vielmehr basierte die Entscheidung auf einer groben Kostenschätzung des Gerolsteiner Architekten Hendrik Eltze, der anschließend den Planungsauftrag für den neuen Kindergarten erhalten hat, sowie der Bauabteilung des Rathauses. Damals wurde von 2,2 Millionen (1,7 Millionen Euro für den Neubau und 500 000 Euro für die Außenanlage) ausgegangen.

Auch wenn der Prüfauftrag für die Sanierung der Lindenanlage nun vergeben wurde, bleibt Büroleiter Hunz skeptisch: "Ich gehe nicht davon aus, dass wir völlig auf einen Neubau verzichten können, denn uns fehlen acht Kindergartengruppen in der Kernstadt. Das gilt heute und auch noch in zehn Jahren." (siehe Extra)

Mit Prognosen zur Kinderentwicklung in der Stadt wurde unlängst auch der neu eingerichtete Arbeitskreis Kindergarten versorgt, der die künftigen Entscheidungen in Sachen Kindergärten vorbereiten soll. Ihm gehören der Stadtbürgermeister, die Beigeordneten sowie je ein Abgesandter der im Stadtrat vertretenen Parteien und Gruppierungen an.

Die Kritik, dass auch die Verwaltung in Sachen Kindergartenplanung grobe Fehler gemacht hat, weist Hunz indes zurück. Er sagt: "Der Landesrechnungshof schaut nur auf Zahlen und nicht auf pädagogische Vorgaben. Wenn er dann beispielsweise sagt, dass Kinder keinen Bewegungsraum benötigen, das Landesjugendamt und andere Experten aber einen Bedarf von mindestens 60 Quadratmetern für zwei Gruppen sehen, dann sitzen wir als örtliche Verwaltung zwischen den Stühlen." Das sei bei mehreren Punkten der Fall. Hunz: "Sowohl die Bauabteilung als auch die Architekten haben sich bei der Planung schon etwas gedacht." Zahlen In Gerolsteins Kernstadt gibt es laut Verwaltung aktuell und in den kommenden zehn Jahren einen Bedarf von elf Kindergartengruppen. Denn laut Prognose wird sich bis 2020 die Zahl der Kinder zwischen zwei und sechs Jahren nur minimal reduzieren. Die Verwaltung rechnet mit insgesamt 240 Kindern. Eine Gruppe umfasst in der Regel 25 Kinder, bei überwiegender Ganztagsbetreuung sind es maximal 22 Kinder. Da im Kindergarten Alter Markt drei Gruppen eingerichtet wurden, müssten die restlichen acht Gruppen in der Lindenanlage und/oder in einem neuen Kindergarten geschaffen werden. Aktuell hält die Verbandsgemeinde 27 Plätze für Zweijährige vor. Geplant sind 40 Plätze. Noch nicht berücksichtigt sind dabei die 56 Einjährigen, die ab August ebenfalls einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz haben. (mh)

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