Schöne Bescherung!

Trier · Vier Weihnachtsmärkte, drei Länder, zwei TV-Reporterinnen, ein Tag: Wir haben in den Quattropole-Städten das ultimative Weihnachtsmarkt-Hopping exerziert und präsentieren euch nun die Höhe- und Tiefpunkte aus Luxemburg, Metz, Saarbrücken und Trier.

9.40 Uhr: Wir sind auf dem Weg. Bereits nach wenigen Minuten läuft im Radio "Last Christmas." Ein Zufall? Wohl kaum.

10 Uhr: Der Soundtrack des Weihnachtsfilms "Tatsächlich Liebe" begeistert. Der Schnee auf der Autobahn weniger.



LUXEMBURG

10.25 Uhr: Wir entscheiden uns, in Luxemburg-Stadt der (rückblickend willkürlichen) Beschilderung "Centre" zu folgen und uns dort einen Parkplatz zu suchen.

10.30 Uhr: Es war eine große Dummheit, keinen Straßenplan aus dem Internet auszudrucken. Dabei hatte es seine Gründe. Ursula: "Ich konnte keinen Plan ausdrucken, ich hab kein Internet." Anne: "Und ich hatte keinen Drucker."

10.40 Uhr: Nach einer Odyssee in Luxemburg, um Luxemburg und um Luxemburg herum (Merke: Die Innenstadt ist immer geradeaus!) stellen wir das Auto zu einem horrenden Preis am Bahnhof ab und nehmen den Bus. Wir scheinen gerettet. Doch der wortkarge Busfahrer antwortet auf unsere Frage nach dem Weihnachtsmarkt: "Welcher Weihnachtsmarkt?" Wir kommen dennoch an.

10.45 Uhr: George Michael, die Zweite. Im Bus hören wir "Edge of Heaven" von Wham. Ein gutes Zeichen?

11 Uhr: Nachdem wir einer Horde saarländischer Touristen gefolgt sind, erblicken wir die ersten Buden auf dem Place d'Armes. Freude. Zunächst.

11.15 Uhr: Wir haben den Weihnachtsmarkt einmal umrundet. Groß ist er nicht, besonders einfallsreich ist er nicht, und einige Buden sind geschlossen, weil es noch so früh ist - aber es gibt Trödel (Porzellanteller in Pastellfarben und ranzige Micky-Maus-Hefte), Kitsch (Leopardenfelle) und Lebkuchenherzen in drei Sprachen. Wir haben genug gesehen und machen uns auf den Weg zum Auto.

12.15 Uhr: Wir überfahren die Grenze nach Frankreich. Augenblicklich reißt der Himmel auf. Die Symbolkraft überwältigt uns (und noch mehr die blendende Sonne).

12.26 Uhr: Bei Kilometer 83 können wir der Sucht nach Mariah Careys "All I want for Christmas is you" nicht mehr widerstehen. Wir müssen mitsingen. Es ist wie ein Reflex, ein Zwang. Gut, dass uns niemand hört.



METZ

12.38 Uhr: Ankunft in Metz. Unser Weg führt an der Kathedrale vorbei zum Place St. Jacques, wo uns eine gigantische Weihnachts-Schnick-Schnack-Hütte erwartet. Wir sind augenblicklich geblendet vom Blitzen und Blinken sowie vom gleißenden Weiß der Miniatur-Schneelandschaften. Aus allen Richtungen beschallen uns Boxen mit Weihnachtsliedern. Zur Abwechslung gibt's nicht nur Krippenfiguren und Erzgebirge-Chic, sondern auch venezianische Masken (Helau!). Der Weihnachtsmarkt selbst, "Le village sous les étoiles", ist von einem Sternenhimmel überspannt und hat orientalisches Flair - dank der Zwiebeldächer der Buden.

13.08 Uhr: Am Place St. Louis überkommt uns der Hunger. Hindernisse stellen sich uns in den Weg. Wir haben die Wahl zwischen Sauerkraut im Brötchen, Weinbergschnecken und einer Fleischpfanne. OK, Fleischpfanne. Ein Franzose mit einer Stimme, wie sie reibeisiger nicht sein könnte, bedient uns. Wir wollen Pilze. Kriegen aber keine. Denn er versteht uns nicht. Und wir ihn auch nicht. Musikalisch erwarten wir französische Weihnachts-Chansons. Und kriegen Heintje. Er trällert "Zu Bethlehem geboren, ist uns ein Kindelein". Heimatgefühle kommen auf. Aber keine schönen. Die Budenbetreiber sind sehr freundlich, schen ken uns Plätzchen und getrocknete Früchte. Aber irgendwie riecht hier alles nach Käse. Und Wurst. Neben Gewürz-Bergen türmen sich Schokoladentürme auf. Schlechter Zeitpunkt für gute Vorsätze.

Ein besonderes Highlight für Kinder ist auf diesem Markt übrigens ein wunderschönes Nostalgie-Karussell.

14.03 Uhr: Auf dem Place de la Répub lique gibt es einen Weihnachtszirkus, ein riesiges Weihnachtsbaum-Karussell und eine mehr als geschmacklose Kunstausstellung. Ohne Worte...

15 Uhr: Auch nach fünf Weihnachtsmärkten in zwei Städten hat sich der Overkill noch nicht eingestellt. Weihnachts-Stimmmung kommt allerdings auch nicht auf. Nach einer kurzen Kaffeepause fühlen wir uns bereit für Station Nummer drei.

15.20 Uhr: "Last Christmas" und "Let it snow" in allen Ehren. Aber wir wollen jetzt schlechten 90er-Jahre-Techno. Call him Mr Vain...

SAARBRÜCKEN

16.11 Uhr: Wir erreichen den Saarbrücker Christkindlmarkt. Zusammen mit geschätzten weiteren 600 Menschen.

16.20 Uhr: Das Gedränge rund um das Saarbrücker Schloss wird selbst den Saarländern zu viel. Die Stände bieten nichts Neues. Nur die Nikolausmützen sind schriller. Auf dem Weg zum St. Johanner Markt wird die Alte Brücke zum Nadelöhr. Die Polizei überlegt, sie zu schließen. Leichte Angstgefühle kommen auf.

17 Uhr bis 17.30 Uhr: Wir warten auf den Weihnachtsmann, der über den Markt fliegen soll. Immer wieder werden wir vertröstet. Es ist kalt. In einer Endlos-Schleife dudelt eine nervige Melodie rauf und runter. Doch der Weihnachtsmann kommt nicht. Wir beginnen zu zweifeln: Gibt es ihn wirklich? Nichts wie weg.

18.16 Uhr: Auf dem Rückweg ins heimische Trier läuft "Driving home for Christmas” im Radio. Ein Zufall? Wohl kaum.

TRIER

19.15 Uhr: Der Schriftzug "Neustraße” leuchtet uns an. Daheim. Endlich. Glühwein. Sofort.

20 Uhr: Kleine Nikoläuse, grinsende Schneemänner... ach, egal. Prost.

FAZIT:

Vier Weihnachtsmärke an einem Tag - das ist zu schaffen. Aber keine gute Idee. Denn der Stress überwiegt, und der Blick für nette Kleinigkeiten fehlt. Unser Tipp: Nur einen Markt am Tag besuchen und stattdessen einen Stadtbummel einplanen, zum Beispiel im hübschen Metz. Allerdings ist es nicht schlecht, einen zweiten Markt in petto zu haben, falls der erste nichts taugt (wie im Fall von Luxemburg). Generell gilt: Erst am Abend sind Weihnachtsmärkte wirklich schön. Allerdings sind dann sehr viele Leute unterwegs. Für den Markt vor der Haustüre spricht derweil: Der Glühwein-Faktor sollte nicht unterschätzt werden. Natürlich nur des Aufwärmens wegen.

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