SinnLeffers hat Insolvenz-Antrag gestelllt

Hagen/Dortmund/Trier. (dpa/ddp/hw) · Die Textilhandelskette SinnLeffers hat wie angekündigt beim Amtsgericht Hagen Insolvenz beantragt. Der Antrag der ehemaligen KarstadtQuelle-Tochter liege vor, sagte ein Gerichtssprecher. In Trier sind 130 Menschen beim Handelshaus beschäftigt.

 Bei SinnLeffers in Trier arbeiten insgesamt 130 Mitarbeiter. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Bei SinnLeffers in Trier arbeiten insgesamt 130 Mitarbeiter. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Der Richter werde die Unterlagen nun prüfen und einen „Sachwalter“ für das Verfahren ernennen. SinnLeffers will sich in Eigenverwaltung mit einem Insolvenzplan sanieren, weil dem Unternehmen unter anderem wegen zu hoher Mietkosten und der schlechten Lage am Textilmarkt sonst die Zahlungsunfähigkeit drohe.

Gestern wurde aus den Gerüchten der vergangenen Tage Gewissheit: Die Krise des Bekleidungsunternehmens SinnLeffers veranlasst die Geschäftsführung, einen Insolvenzantrag beim Hagener Amtsgericht zu stellen. Ziel sei eine dauerhafte Sanierung des Unternehmens. Bei der angeschlagenen Textilkette stehen rund 1200 der insgesamt 4100 Arbeitsplätze auf der Kippe. "Wir sind zuversichtlich, dass wir 70 Prozent der Stellen retten können", sagte Aufsichtsratschef Peter Zühlsdorff .

Bei den Mitarbeitern in Trier, seitens des Betriebsrates und von der SinnLeffers-Geschäftsführung in Trier gab es gestern offiziell keine Kommentare. Der für Einzelhandel in Rheinland-Pfalz verantwortliche Verdi-Sekretär Jürgen Oster sagte dem TV: "Der Gesamtbetriebsrat tagt und berät sich derzeit in Dortmund und gibt vorerst keine Stellungnahme ab." Für die Betriebsräte sei es wichtig, die Lage und das weitere Vorgehen zu sondieren. Bisher gab es durch den geltenden Sanierungs-Tarifvertrag eine Beschäftigungs-Garantie bis 2009. Beim Verkauf durch den früheren Eigentümer KarstadtQuelle hatten die Mitarbeiter vor drei Jahren für die Garantie auf Weihnachts- und Urlaubsgeld verzichtet. Doch was ist der im Falle einer Insolvenz noch wert? Auch bei der Arbeit werden Mitarbeiter von Kunden mit der Zukunftsfrage konfrontiert. "Was liest man da über euch in der Zeitung?" Die Antworten sind zurückhaltend und ausweichend. Auch bei Aussagen unter "vorgehaltener Hand" ist die Situation nur schwer einzuschätzen. Von optimistisch ("Wir bauen doch um und sind auf einem guten Weg") bis hin zu skeptisch ("Das ist schwer einzuschätzen") gehen die wenigen Aussagen weit auseinander.

Beim Weg aus der Krise will SinnLeffers-Geschäftsführer Patrick Feller vor allem an den Mieten ansetzen. Nach dem separaten Verkauf der Immobilien durch die ehemaligen Eigentümer hätten vor allem hohe Mietzahlungen von bis zu 25 Prozent des Umsatzes das Unternehmen in die roten Zahlen gedrückt. "Je mehr sich die Vermieter bewegen, desto mehr Jobs können wir erhalten", sagte Peter Zühlsdorff vom SinnLeffers-Eigentümer DIH. Doch die neuen Vermieter seien weit verstreut und säßen zum Teil sogar im Ausland. Aber auch die sinkende Kauflust vieler Verbraucher und der Konkurrenzkampf mit Discountern sowie Luxus-Anbietern macht vielen der traditionellen Warenhäuser zu schaffen, schätzt das SinnLeffers-Management die Lage ein. Alle Hoffnungen ruhen nun auf dem Insolvenzverfahren. Die Probleme von SinnLeffers sind indes seit Jahren kein Geheimnis mehr: "Es ist nicht so, dass wir nicht gewusst hätten, was wir von KarstadtQuelle übernehmen", sagte DIH-Chef Zühlsdorff. Mit hochwertigen Marken und einer Reduzierung des Warenbestands um 25 Prozent sei bereits eine neue Strategie entwickelt worden. Bei Musterhäusern in Bielefeld und Menden seien auf diese Weise bereits deutliche Umsatzzuwächse erzielt worden.

Stichwort Plan-Insolvenz:
Bei einer Plan-Insolvenz in Eigenverwaltung bleibt das Management in der Firma. Es wird durch einen vom Amtsgericht bestellten Sachwalter unterstützt. Das bedeutet, dass die Sanierer mehr Handlungsspielraum als bei einer gewöhnlichen Insolvenz haben. Amtsgerichte erkennen allerdings ein solches Verfahren in der Regel nur dann an, wenn die Chancen auf eine Rettung des Unternehmens gut sind. Die Gehälter der Mitarbeiter sind für den Zeitraum August bis Oktober durch das Insolvenzgeld gesichert.

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