Meinung So langsam reicht’s!

Dem Trierer Bischof muss niemand sagen, wie heikel es mitunter ist, mit Betroffenen über das Thema Missbrauch zu reden. Stephan Ackermann ist seit über elf Jahren Missbrauchsbeauftragter der deutschen Bischöfe, hat in dieser Zeit Hunderte Gespräche mit Betroffenen und den ihre Interessen vertretenden Organisationen geführt.

Meinung: So langsam reicht’s!
Foto: TV/klaus kimmling

Da ist Zuhören und Rücksichtnahme gefragt, Sensibilität und Einfühlungsvermögen.

Dass der kirchliche Missbrauchsbeauftragte diese Eigenschaften mitbringt, ist unbestritten. Er kennt auch die Befindlichkeiten der oft traumatisierten Opfer. Und Ackermann weiß natürlich auch, dass er beim Thema Missbrauch jedes seiner Worte genau abwägen muss, um Missverständnisse oder Fehlinterpretationen zu verhindern. Trotzdem hat er ausgerechnet auf einem Kirchentag organisierte Missbrauchsopfer als Aktivisten tituliert und damit suggeriert, den Betreffenden gehe es nicht in erster Linie um die Sache, sondern um öffentlichkeitswirksames Lamentieren.

Dass viele Bischöfe und Priester so denken, ist unbestritten. Aber ist das wirklich auch die Meinung des Missbrauchsbeauftragten? Es wäre fatal. Stephan Ackermann hat sich für seinen verbalen Fehltritt im Nachhinein nicht einmal entschuldigt, sondern diesen nur halbherzig  korrigiert. Die Empörung vieler Opfer ist verständlich, die Forderung nach seinem Rücktritt als Bischof  überzogen. Aber als Missbrauchsbeauftragter ist es nach elf Jahren langsam an der Zeit für einen Nachfolger mit mehr Sensibilität.

r.seydewitz@volksfreund.de

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