So viel bekommen Bauern von der EU

Trier/Winterspelt · Welcher Landwirt bekommt wie viel Geld von der EU? Im Internet ist nun ersichtlich, wie hoch die Subventionen für jeden einzelnen Bauern sind. Unter den Empfängern sind auch umsatzstarke Unternehmen wie die Moselland-Winzergenossenschaft. Derweil fuhren am Mittwoch Bauern mit 500 Traktoren zum Protest nach Brüssel.

Trier. (wie) Um Neid zu schüren, ist die Internetseite www.agrar-fischerei-zahlungen.de sicherlich gut. Wer gezielt danach sucht, kann sehen, wie viel EU-Beihilfen der Bauer aus der Nachbarschaft oder bekannte Landwirte aus der Region erhalten. So hat Bauernpräsident Leo Blum für seinen Betrieb in Hillesheim (Vulkaneifelkreis) im vergangenen Jahr 41.779,75 Euro aus verschiedenen Töpfen der EU erhalten. "Natürlich klingt das nach viel Geld. Doch ohne diese Direkthilfen könnte heute kaum noch ein Landwirt überleben", sagt Blum. Er ist dagegen, dass die Agrarsubventionen, die jeder einzelne Bauer und Winzer erhält, öffentlich zugänglich sind. "Sonst wird der Datenschutz immer so hoch gehalten. Hier spielt das Persönlichkeitsrecht aber offenbar keine Rolle", kritisiert der Bauernpräsident. Einzig die Daten der bayerischen Landwirte sind bisher nicht im Netz, weshalb die EU bereits ein Verfahren gegen Deutschland eingeleitet hat. Mit der Veröffentlichung der Subventiosnzahlungen will die EU mehr Transparenz über die Verwendung der Steuergelder erreichen.
Die Angaben auf der Internetseite sind allerdings nur bedingt aussagefähig. Die reine Summe der Beihilfen sage zunächst einmal gar nichts aus, sagt Michael Horper, Vorsitzender des Bauernverbandes Bitburg-Prüm. 34.779,92 Euro erhält er für seinen Betrieb an Zuschüssen. Das Geld stamme aus verschiedenen Töpfen, für jeden einzelnen müsse er jedes Jahr erneut einen Antrag stellen. "Das wird alles genau kontrolliert", sagt Horper.

Auffallend bei den Subventionen: Neben Landwirten und Winzern finden sich auch zahlreiche Großbetriebe unter den Empfängern. Etwa das Mannheimer Unternehmen Südzucker, das im vergangenen Jahr mehr als 34 Millionen Euro an Exportbeihilfe erhalten hat. Spitzen-Empfänger in der Region: Die Winzergenossenschaft Moselland in Bernkastel-Kues erhielt rund 1,3 Millionen Euro aus Brüssel. Moselland ist die zweitgrößte Winzergenossenschaft in Deutschland und macht einen Umsatz von rund 65 Millionen Euro im Jahr. Insgesamt fast 226 Millionen Euro Agrarsubventionen flossen 2008 nach Rheinland-Pfalz. Unterdessen haben sich aus Protest gegen die niedrigen Milchpreise zahlreiche Bauern auf zu einer Sternfahrt nach Brüssel gemacht.

In Winterspelt (Eifelkreis Bitburg-Prüm) trafen sich 500 Traktorfahrer auf dem Weg in die EU-Metropole.

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