Nahverkehr Zwischen Bedarf und Wirtschaftlichkeit

Trier · So werden die neuen Busfahrpläne in der Region erstellt. Die Linien sollen sich nicht mehr nur am Schülerverkehr orientieren.

 „Alle Busse haben heute morgen pünktlich den Betriebshof in Irrel verlassen und es gab bis 8 Uhr keine einzige durch uns verursachte Verspätung.“ So feiert Tempus den Start seiner neuen Buslinien in der Eifel. Das Unternehmen hat bei der Ausschreibung für das sogenannte Linienbündel Südeifel den Zuschlag erhalten. Zehn Jahre lang wird die in der Region relativ neue Firma, ein Ableger des luxemburgischen Bus-Konzerns Emile Weber, dort für den Nahverkehr zuständig sein. Nicht auszuschließen, dass sich Tempus auch für noch ausstehende Linienbündel, etwa an der Saar, bewerben wird.

Der gestrige Betriebsstart ist aus Sicht von Tempus erfolgreich verlaufen. „Lediglich in drei Fällen hatten Fahrer aufgrund schlechter Kennzeichnung der Haltestellen die Kunden übersehen. Hier haben wir sofort einen Kleinbus zur Abholung organisiert. Bei wenigen Fahrten waren die Busse überfüllt“, verkündet das Unternehmen auf seiner Facebook-Seite.

Viele Eltern sehen jedoch in dem neuen Fahrplan eine Verschlechterung, vor allem für die Schüler. Von deutlich längeren Fahrzeiten ist die Rede und von mehrmaligem Umsteigen. „Unzumutbar“, „katastrophal“, so kommentieren einige Nutzer einen Aufruf auf unserer Facebook-Seite, ihre Erfahrung mit dem neuen Fahrplan zu schildern.

Zuständig für den Fahrplan sind aber nicht die Unternehmen, die die Linien bedienen, sondern der Verkehrsverbund Region Trier (VRT). Die Fahrpläne würden „in gemeinschaftlicher Arbeit mehrerer Beteiligter“ erstellt, erklärt VRT-Geschäftsführerin Barbara Schwarz. Daran beteiligt seien Verkehrsplaner des hessischen Unternehmens IGDB, des VRT und des für den Schienennahverkehr zuständigen Zweckverbands SPNV Nord. Grundlage für die Planungen seien unter anderem, dass wichtige Ziele in den größeren Städten in der Region wie etwa größere Gewerbegebiete oder Berufsschulen besser an den Nahverkehr angebunden würden. Genauso wie touristische Ziele. Bei der bisherigen Fahrplangestaltung hatte der Schülerverkehr Vorrang gehabt. Das führte dazu, dass vielerorts in der Region der Linienverkehr fast ausschließlich zu den Zeiten stattfindet, in denen Schüler transportiert werden müssen.

Mit der Ausschreibung neuer Linienbündel soll das Angebot insgesamt ausgeweitet werden. Neben dem Schülerverkehr soll auch der sogenannte Jedermannverkehr stärker berücksichtigt werden. Geplant ist nach und nach in der gesamten Region einen Taktverkehr im 15-, 30-, 60- oder 10-Minuten-Takt anbieten zu können. Auch an Wochenenden.   „Angebotsorientierte Fahrplangestaltung“, nennt Schwarz das.

Ausgebaut werden soll das Angebot dort, wo ein ausreichender Bedarf vorhanden ist, um eine Grundversorgung sicherzustellen und „eine wirtschaftliche Bedienung zu ermöglichen“. Daher seien neue Fahrpläne eine Balance zwischen verkehrlichen und wirtschaftlichen Ansprüchen, so Schwarz. Neue Linien müssen sich für die Unternehmen rechnen. Denn sie müssen sie eigenwirtschaftlich betreiben. Das heißt, sie müssen ihre Einnahmen aus dem Ticketverkauf generieren. Die Preise sind durch den VRT vorgegeben. Wegen höherer Kosten etwa für Personal und Sprit werden die Tickets ab Januar erneut teurer.

Wie sehr die Wirtschaftlichkeit sich in der Planung der Buslinien niederschlägt, zeigt sich auch darin, dass die Busse möglichst optimal ausgelastet werden, so Schwarz. Das bedeute, dass lange Standzeiten an Endhaltestellen möglichst vermieden werden sollen. Auch soll dabei die Verknüpfung zwischen Schiene und Bus intensiviert werden.  Parallelverkehre von Bus und Bahn würden systematisch überprüft.

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