Schulen „Können uns Schulschließungen nicht leisten“

Trier · Reicht die von Bildungsministerin Hubig verbreitete Zuversicht, um Präsenzunterricht zu garantieren?

 Die Schüler im Land müssen sich zwei Mal pro Woche testen.

Die Schüler im Land müssen sich zwei Mal pro Woche testen.

Foto: dpa/Marius Becker

Präsenzunterricht habe in diesem Schuljahr Vorfahrt, sagte die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) vor einer Woche. „Wir können das neue Schuljahr mit sehr viel Zuversicht beginnen“, zeigte sie sich optimistisch und verwies auf „erprobte Hygienekonzepte“, das Testkonzept an den Schulen mit zwei Tests pro Woche, die Maskenpflicht auch im Unterricht in den ersten beiden Schulwochen und auf die hohe Zahl der geimpften Lehrer.

Doch bereits nach den ersten Tagen des neuen Schuljahres schwindet bei Lehrern und Eltern die von der Ministerin verbreitete Zuversicht. Der stellvertretende Landesvorsitzende des Bildungsverbandes VBE, Oliver Pick, spricht gar von einer „äußerst kritischen“ Lage in den Schulen angesichts deutlich steigender Zahlen von positiv auf das Sars-CoV2-Virus getesteten Schülern. „Wir alle wollen die Schulen offen halten. Dazu müssen sie aber sichere Lernorte werden und bleiben“, sagt Pick, der Leiter der Grundschule in Idesheim (Eifelkreis Bitburg-Prüm) ist. Doch er bezweifelt, dass die Schulen sicher sind. So fehle es in vielen Klassen noch immer an Lüftungsgeräten – obwohl das Land das Geld für die Anschaffung und Installation bereitgestellt habe. Pick wirft dem Land vor, zu wenig dafür geworben zu haben, dass die Geräte für alle Klassenräume – egal ob sie durch Öffnung der Fenster gelüftet werden können oder nicht – angeschafft werden können. Kritik übt er auch am Hygieneplan für die Schulen. Dort sei vorgeschrieben, dass die Schüler überall dort, wo sie keine Maske tragen, einen Mindestabstand von 1,5 Metern einhalten müssen – etwa beim Frühstück oder Mittagessen. „Viele Schulen können diese Abstandsregeln aufgrund von mangelnder Raumgröße nicht umsetzen. Aus Angst, dass im Falle einer Erkrankung die komplette Klasse in Quarantäne versetzt wird, frühstücken und essen derzeit viele Klassen im Freien“, so Pick.

Ein weiterer Grund, „warum wir uns Schulschließungen auf gar keine Fall leisten können“, sei der Mangel an ausgebildetem Fachpersonal. „Nicht nur in der Region Trier haben wir erhebliche Schwierigkeiten der Stellenbesetzung durch grundständig ausgebildetes Personal“, sagt der VBE-Landesvize. „Rheinland-Pfalz muss dringend in die Ausbildung von Lehrkräften investieren“, fordert auch der Chef der Lehrergewerkschaft GEW, Klaus-Peter Hammer.

Im rheinland-pfälzischen Bildungsministerium zeigt man sich nicht überrascht über die steigenden Infektionszahlen von Schülern. Das sei ein Phänomen, das man bereits habe in anderen Bundesländern beobachten können, in denen die Ferien  schon früher zu Ende waren, sagt ein Sprecher des Ministeriums. Die Infektionen würden nach dem Urlaubs- und Ferienende vor allem von außen in die Schulen getragen. Er verwies darauf, dass es in Rheinland-Pfalz keine andere Bevölkerungsgruppe vergleichbarer Größe gebe, „die wie die über 520 000 Schülerinnen und Schüler so engmaschig und regelmäßig getestet“ werde. „Dies hat natürlich Auswirkungen auf die Inzidenzwerte der unter 18-Jährigen.“

Man habe aber eine andere Situation als im vergangenen Jahr, weil die Älteren, die Vulnerablen sowie Lehrkräfte und sonstiges schulisches Personal „zum weit überwiegenden Teil“ geimpft seien. „Auch bei den über Zwölfjährigen schreiten die Impfungen voran, über 30 Prozent sind bereits mindestens einmal geimpft.“

Ob die Maskenpflicht im Unterricht über die geplanten zwei ersten Schulwochen hinaus verlängert werde, entscheide sich nächste Woche. „Wir überprüfen unsere Hygienekonzepte aber fortlaufend.“

Unterdessen fordert der Landeselternausschuss der Kitas in Rheinland-Pfalz, dass die Quarantäne-Regeln für Kita-Kinder geändert werden. 14 Tage Quarantäne für alle Kontaktpersonen von Infizierten seien unverhältnismäßig.

„Das muss gelockert werden“, sagt Ausschussvorsitzender Andreas Winheller.

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