Spatenstich für Hochwasserschutz an der Sauer

Ralingen/Steinheim · Im luxemburgischen Steinheim wird am Donnerstag im Beisein von Umweltministerin Margit Conrad der offizielle Spatenstich für den Hochwasserschutz in Ralingen und Steinheim vorgenommen. Das Besondere an dem Projekt: Es werden keine Mauern oder Wälle gebaut, der Schutz wird alleine durch ökologische Umgestaltung der Uferbereiche erzielt.

 Der Spatenstich für den Hochwasserschutz an der Sauer naht.

Der Spatenstich für den Hochwasserschutz an der Sauer naht.

Foto: Albert Follmann

Der ökologisch orientierte Hochwasserschutz an der Sauer ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert: Zum einen ist das auf drei Jahre angelegte Sechs-Millionen-Euro-Projekt grenzüberschreitend, denn die Sauer ist gemeinschaftliches deutsch-luxemburgisches Hoheitsgebiet Zum anderen haben sich die Planer als Leitbild den historischen Zustand der Sauer vorgenommen, und zwar den Gewässerverlauf Anfang des 19. Jahrhunderts und die Vorlandnutzung Anfang des 20. Jahrhunderts.

Das Konzept zum Schutz der Sauergemeinden Ralingen und Steinheim vor Hochwasser beinhaltet drei Komponenten: Die Absenkung des Wasserstandes in den kritischen Ortsbereichen um bis zu 87 Zentimeter, die Erhaltung des Rententionsvolumens (Ausdehnungsmöglichkeit des Flusses) und die Berücksichtigung ökologischer Belange.

Abgrabungen in den Uferbereichen

Nach Auskunft von Heinrich Kzywon von der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord haben hydraulische Untersuchungen mittels Modellberechnungen gezeigt, dass durch das Zusammenwirkung verschiedener Umgestaltungsmaßnahmen eine deutliche Absenkung des Hochwasserstandes erreicht werden kann.

Im Wesentlichen wird dies bewirkt durch Bodenabtragungen im Uferbereich – die Querschnittsaufweitung ändert den Böschungswinkel derart, dass ein schnelleres Abfließen des Wassers ermöglicht wird. Darüber hinaus wird die Ufervegetation ausgedünnt, Anlandungen werden entfernt. Ökologisch wertvolle Bäume sollen erhalten werden; in entfernteren Uferbereichen gibt es Neuanpflanzungen (Röhricht). Bemessungsgrundlage für die hydraulichen Gutachten war das „Jahrhundert-Hochwasser“ vom 3. Januar 2003, als viele Keller und teilweise auch Wohnräume in Ralingen und Steinheim unter Wasser standen. Auch 1993 und 1995 waren die Menschen an der Sauer vom Hochwasser betroffen.

Das Projekt ist aufgegliedert in die Teilabschnitte Ralingen und Steinheim. Der Ralinger Abschnitt betrifft Arbeiten auf Ralinger Seite (maximale Wasserstandsabsenkung durch Flussbettaufweitung 66 Zentimeter) und auf luxemburgischer Seite. Im Fenterwir (Vorland) wird auf 80 Meter Breite fünf Meter tief abgegraben und ein Nebenarm der Sauer neu angelegt. Der Teilabschnitt Steinheim sieht Maßnahmen in Edingen, Steinheim und Minden vor. In Steinheim soll der historische Verlauf der Sauer wieder hergestellt werden und in Minden wird eine Ausgleichsmaßnahme für den Wegfall von Rententionsfläche (Überflutungsflächen) bei Edingen und Steinheim vorgenommen. Insgesamt werden die Firmen Kohl und Schnorpfeil, die als Bietergemeinschaft den Zuschlag für das Projekt bekommen haben, 325 000 Kubikmeter Erdmassen abgetragen, davon etwa 130 000 Kubikmeter im Abschnitt Ralingen. Der Boden wird in einen Steinbruch ins knapp zehn Kilometer entfernte Eisenach (Eifelkreis) gefahren.

Zurzeit wird bei Ralingen eine Behelfsbrücke über die Sauer für den Wegtransport der Bodenmassen aus Luxemburg gebaut. Weil die Luxemburger Behörden die Genehmigung für den grenzüberschreitenden Bodentransport später als erwartet erteilten, hatte sich der Baubeginn für das Hochwasserschutzprojekt um einige Wochen verzögert.

EU zahlt 30 Prozent der Kosten

Die Kosten für den Teilabschnitt Ralingen betragen 2,5 Millionen Euro und werden zu 90 Prozent vom Land Rheinland-Pfalz getragen; die Verbandsgemeinde (VG) Trier-Land beteiligt sich mit zehn Prozent. Der Abschnitt Steinheim schlägt mit 3,6 Millionen Euro zu Buche. Die Europäische Union bezuschusst das Gesamtprojekt zu 30 Prozent aus Mitteln des Interreg-Programms.

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