Spekulation: Land kauft Mehrheitsanteile am Flughafen Hahn

Mainz · Kauft das Land der Fraport AG den Mehrheitsanteil am Flughafen Hahn für einen symbolischen Euro ab? Während des Verhandlungs-Pokers kommentiert das Mainzer Wirtschaftsministerium die Spekulation nicht. Es erklärt nur wortkarg: „Die Verhandlungen mit Fraport sind auf einem guten Weg. Dann wird mit dem Land Hessen verhandelt.“

Offenbar steht die Einigung kurz bevor. Trotz des offiziellen Schweigens will der Hamburger Marktanalyst Claudius Schmidt (SHR Alster Research AG) nach Informationen der Rhein-Zeitung wissen, dass Fraport die Beteiligung (65 Prozent) für einen Euro los werden und 35 Millionen Euro abschreiben will.

Das Land Rheinland-Pfalz soll allerdings Hahn-Schulden übernehmen, die in die Millionen gehen. Sie lagen Ende 2006 bei 120 Millionen Euro. Aktuellere Daten waren dazu nicht zu erfahren. Schmidt, der seine Quellen nicht preisgeben will, geht davon aus, dass das Land Hessen (Hauptaktionär bei Fraport) seinen Anteil von 17,5 Prozent für 16 Millionen Euro verkaufen will. Die Hessen hatten am Hahn auf schwarze Zahlen und eine Passagier-Gebühr von drei Euro gedrängt. Als Hahns Hauptkunde Ryanair aber mit dem Abzug von Maschinen drohte, sah die rheinland-pfälzische Regierung größte Gefahr für 8000 Jobs in etwa 120 Firmen — und genehmigte den Hahn-Taler nicht.

Für die Fraport, die seit 1998 den größten Batzen des Defizits übernimmt, hatte sich offenbar aber auch schon vorher Konflikt-Potenzial aufgebaut. Der irische Billigflieger, der wie ein „Ecclestone der Lüfte“ hart verhandelt, war „stets bestrebt“, andere Kunden zu vergraulen, wie Schmidt in seiner Fraport-Analyse schreibt. Nach seinen Informationen verfügte die Flughafen Hahn GmbH Ende 2007 über ein Eigenkapital von 75,5 Millionen Euro.

Beim Umsatz von 41,3 Millionen Euro und gut vier Millionen Passagieren wurde im Boomjahr 2007 ein Verlust von 15,76 Millionen Euro eingeflogen. Bis zur Rezession verbuchte der Hahn 2008 in drei Quartalen 33,5 Millionen Euro Umsatz. Der Höhenflug beim Frachtgeschäft von 22,7 Prozent setzte sich aber – wie in Frankfurt – am Ende nicht fort. Seit dem Fraport-Einstieg sind, so die Hahn GmbH, 210 Millionen Euro investiert worden.

Bis Ende 2006 summierten sich die Schulden auf 120 Millionen Euro. Die verlängerte Start- und Landebahn (37,5 Millionen Euro) ging 2007 in Betrieb. Von Frachtflügen erhofft sich der Hahn mit seiner 24-Stunden-Erlaubnis ein zweites Standbein. Aber es lahmt, weil die Finanzkrise den Warenumschlag bremst.

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