Spezialisten hängen Hausärzte beim Honorar ab

Trier · Ein Minus war befürchtet, nun machen fast alle Ärzte in Rheinland-Pfalz ein Plus. Die Honorare der niedergelassenen Ärzte sind in den ersten Monaten deutlicher gestiegen als erwartet - trotzdem klagen sie.

(wie) Auf den Brief haben die Ärzte lange gewartet. Am Montag bekamen die Haus- und Fachärzte in Rheinland-Pfalz endlich ihre Abrechnung für die ersten drei Monate des Jahres. Und manch einer dürfte sich gefreut haben, dass es doch mehr Geld gibt, als zunächst erwartet. Noch Anfang des Jahres befürchteten viele niedergelassene Ärzte, dass trotz einer Honorarreform viele Mediziner weniger hätten als zuvor. Von Ärztesterben war die Rede, viele Hausärzte fürchteten um ihre Existenz und glaubten ein Minus zu machen. Seit Montag ist klar: Die rheinland-pfälzischen Ärzte haben im ersten Quartal im Schnitt 6,6 Prozent mehr verdient als Ende 2008, gegenüber den ersten drei Monaten 2008 fällt der Zuwachs sogar nur um 5,3 Prozent aus. Am geringsten fiel das Plus bei den Allgemeinärzten mit 3,2 Prozent aus, Augenärzte verdienten im Schnitt 17 Prozent mehr, auch Psychotherapeuten zählen zu den Gewinnern. Insgesamt stieg der Umsatz der 7500 Ärzte und Psychotherapeuten im Land gegenüber dem letzten Quartal 2008 um 22 Millionen auf rund 360 Millionen Euro, allerdings wurden auch mehr Patienten behandelt.

"Die Honorarzuwächse sind geringer ausgefallen als erwartet", sagt Günter Gerhardt, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz. "Wir haben eigentlich mit zehn Prozent mehr pro Arzt gerechnet." Es gebe zwar mehr Geld, aber es komme nicht immer an den richtigen Stellen an. So verdienten die Ärzte, die zusätzliche Leistungen wie etwa ambulantes Operieren, Haut- oder Brustkrebs-Untersuchungen extra mit den Krankenkassen abrechnen können, mehr. Das erkläre, warum einzelne Fachärzte ein deutlicheres Plus hätten als etwa Kinderärzte (5,3 Prozent). Allerdings liegen die Honorarsteigerungen unter dem Bundesschnitt von rund acht Prozent. Schuld daran, sei das sparsame Verhalten der Mediziner 2007 gewesen, sagt Gerhardt: "Wir haben sie angewiesen, nur das Notwendigste zu machen, um die Ausgaben zu senken." Denn je mehr Patienten die Ärzte behandeln, desto geringer fällt das begrenzte Honorar aus. 2007 war aber das Berechnungsjahr für die Honorarreform: Ärzte, die in dem Jahr weniger verdient hatten, bekommen auch 2009 weniger.

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