Stadt stoppt Popp: Keine Rockkonzerte im Amphitheater

Trier · In jedem Sommer zieht es einigermaßen unterschiedliche Zielgruppen zu Veranstaltungen ins Trierer Amphitheater: Für die Vielfalt sorgten bisher die Antikenfestspiele, Brot und Spiele sowie zwei oder drei große Rock-/Pop-Konzerte. Letztere wird es laut einer Entscheidung der Stadt Trier vorerst nicht mehr geben - zum Ärger des Veranstalters.

 Doppelte Vergangenheit: Fury in the Slaughterhouse gastierten im Sommer kurz vor der Band-Auflösung im Amphitheater. Dort wird in näherer Zukunft kein Rock zu hören sein. TV-Foto: Hans Krämer

Doppelte Vergangenheit: Fury in the Slaughterhouse gastierten im Sommer kurz vor der Band-Auflösung im Amphitheater. Dort wird in näherer Zukunft kein Rock zu hören sein. TV-Foto: Hans Krämer

Früh dran sein lohnt sich auch nicht immer, mag sich Veranstalter Ingo Popp denken. Heute Morgen wird in Trier nach langem Hin und Her bei einer Pressekonferenz das Programm der Antikenfestspiele vorgestellt. Popp kann sein Amphitheater-Programm, bereits vor Monaten festgezurrt, dagegen in die Tonne werfen. Bap und In Extremo hätten am ersten August-Wochenende 2009 im Amphitheater spielen sollen. "Es war alles geklärt", sagt Popp. Nach Open-Air-Rückschlägen an anderen Orten hatte sich der Trierer zuletzt auf die römische Arena konzentriert. Popp musste Wolfgang Niedecken & Co aber absagen: Er erhält keine Genehmigung für die Konzerte. Ganz freiwillig hat die Stadt Trier den Veranstalter dabei nicht ausgebremst. Hintergrund: Das Amphitheater liegt in einem reinen Wohngebiet. Ein neuer Bebauungsplan ist erst in der Mache. Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink: "Wir arbeiten mit Hochdruck daran. Aber das geht nicht von heute auf morgen. Angestrebt ist er für 2010."

Status quo ist daher, dass Abend-Veranstaltungen von der Struktur- und Genehmigungs-Direktion Nord (SGD) in Koblenz abgesegnet werden müssen. So auch im nächsten Jahr, wieder ausnahmsweise: 20 Abendtermine sind das Höchste der Genehmigungs-Gefühle. 17 Termine gehen davon an die Antikenfestspiele (inklusive Proben), die - zum Unmut von Popp - auch als Ausweichstätte gleichzeitig "wochenlang die Arena Trier blockieren": "Sonst hätte im vergangenen Sommer etwa auch Kiss in der Arena gespielt", sagt Popp. Die weiteren drei Termine gehen an das Römer-Fest "Brot und Spiele".

Holkenbrink bestätigt gegenüber dem TV, dass für Popp im nächsten Jahr kein Platz im Amphitheater-Kalender sei. Priorität hätten für den Stadtvorstand die Antikenfestspiele und "Brot und Spiele". "Wir haben aber mit Popp nach Alternativen gesucht", sagt Holkenbrink. Gefunden wurden bisher keine. Bei anderen Open-Air-Stätten in Trier winkt Popp ab - teilweise wegen schlechter Erfahrungen. So seien die Kaiserthermen zwar grandios, "aber da lässt sich nicht kostendeckend arbeiten". Die Kapazität im Amphitheater ist zudem mit 3500 Plätzen rund doppelt so hoch wie in den Thermen.

Im Waldstadion fehle die Infrastruktur, zudem könne es Probleme wegen des nahegelegenen Wild-Geheges geben. Und die Palästra (neben den Kaiserthermen)? Das Moselstadion? Oder der Messepark? Käme alles nicht in Frage.
Popp fühlt sich ausgebootet. So hätte er schon lange vor den Antikenfestspielen oder den "Brot und Spiele"-Veranstaltungen Leben ins Amphitheater gebracht. "Da wird nun ein Rennpferd durch einen lahmenden Gaul ausgetauscht", poltert er. Noch deutlicher wird Dorothee Popp von "Poppconcerts": "Wenn wir über Jahre hinweg solche Defizite einfahren würden wie die Antikenfestspiele, dann wären wir längst pleite."

Meinung


Viele Fans, aber keine Lobby

Von unserem Redakteur Andreas Feichtner

Das Amphitheater ist, knapp hinter den Trierer Kaiserthermen, der schönste Open-Air-Veranstaltungsort weit und breit. Wie gut moderne Klänge im historischen Ambiente wirken können, bewiesen schon In Extremo, die Fantastischen Vier oder auch Mainstream-Bands wie Pur oder Fury. Tausende Zuschauer haben bei solchen Konzerten die alte Römer-Arena kennengelernt. Darunter auch jede Menge, für die etwa die Antikenfestspiele überhaupt kein Thema sind.

Das ist vorbei. Im nächsten Jahr werden alle der insgesamt 20 genehmigten Abendtermine im Amphitheater den Antikenfestspielen (17 Abende, inklusive der Proben) sowie Brot und Spiele (drei) zur Verfügung gestellt. Dass die Stadt Trier nun ausgerechnet beim nicht subventionierten, dafür zuschauerträchtigen und traditionellen Pop/Rock-Wochenende den Daumen senkte, ist ihr vielleicht nicht leicht gefallen. Für die Trierer Kultur ist es aber ein echter Verlust. Zumal die Entscheidung deutlich macht, dass Rock und Pop in Trier zwar viele Freunde haben - aber eben auch keine Lobby.

a.feichtner@volksfreund.de

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