Sport Start der WM: Furcht und Freude rund ums Fußball-Fest in Russland

Trier · Zwischen Sport und Politik: Ab heute rollt bei der Weltmeisterschaft der Ball.

 Nicht nur die Russen sind bereit für die Fußball-WM, sondern auch die Einwohner der Ortschaft Rußland in Ostfriesland. Am Ortsschild grüßen zwei Matroschka-Figuren in den Farben der deutschen und der russischen Nationalflagge.

Nicht nur die Russen sind bereit für die Fußball-WM, sondern auch die Einwohner der Ortschaft Rußland in Ostfriesland. Am Ortsschild grüßen zwei Matroschka-Figuren in den Farben der deutschen und der russischen Nationalflagge.

Foto: picture alliance/dpa/Mohssen Assanimoghaddam

Jetzt wird wieder gedroschen, geschoben, gelöffelt, gespitzelt. Linguisten der Technischen Universität Berlin haben 185 Varianten für das Wort „schießen“ im Fußball herausgearbeitet. Viele dieser Verben werden einem in den nächsten viereinhalb Wochen um die Ohren fliegen, wenn in Russland bei der heute beginnenden Fußball-Weltmeisterschaft der Ball im Spiel ist.

64 Partien, 736 Spieler – auch Fußball-Muffel werden bis zum 15. Juli gebannt das WM-Geschehen verfolgen. Da wird selbst ein Duell zwischen Panama und Tunesien zum Blockbuster.

Doch wie unbeschwert wird die WM, die erstmals in Osteuropa ausgetragen wird, verlaufen? Russland steht wegen der Beteiligung am Syrien-Krieg, der Besetzung der Krim, Verletzungen der Menschenrechte und der Pressefreiheit am Pranger. Verflechtungen zwischen Politik und Fußball in Russland sind unübersehbar. Präsident Wladimir Putin will nicht weniger als die beste WM der Geschichte ausrichten. Das lässt sich der Staat einiges kosten. Auf umgerechnet rund zehn Milliarden Euro werden die Ausgaben inzwischen beziffert. Geld, das in sündhaft teure Infrastruktur-Projekte und ein breit angelegtes Sicherheitskonzept fließen.

Die Furcht vor randalierenden Hooligans ist groß. Auch das Thema Terrorgefahr spielt eine Rolle. Hunderttausende Polizisten, Nationalgardisten und Soldaten werden mobilisiert. Die Organisatoren sagen, alles im Griff zu haben und verweisen auf den Confederations Cup 2017 als Testlauf für die WM, bei dem es friedlich geblieben ist. Rowdys drohen in Russland harte Strafen. Zudem bestehen Stadionverbote für mehr als 450 Fans, deren Namen auf einer schwarzen Liste im Internet einsehbar sind.

„Das Thema Rassismus macht mir ein bisschen Sorge. Ich hoffe, dass da genau drauf geschaut wird. Russland hat die Chance, sich in ein besseres Licht zu rücken“, sagt Ex-Bundesliga-Profi Sahr Senesie, Halbbruder von Nationalspieler Antonio Rüdiger und während der WM einer von mehreren TV-Kolumnisten.

Ein Gewinner steht bereits vor dem ersten Anpfiff heute um 17 Uhr bei der Partie zwischen Gastgeber Russland und Saudi-Arabien fest. Für den Fußball-Weltverband Fifa ist die WM eine enorm sprudelnde Einnahmequelle. Für das Turnier 2014 in Brasilien wies die Fifa 4,8 Milliarden Dollar Einnahmen aus – bei 2,2 Milliarden Dollar Investitionen. In Russland darf die Fifa erneut auf Rekordeinnahmen hoffen.

Und wer wird sportlich zu den Siegern zählen? „Ich rechne mit einer interessanten WM. Spanien, Brasilien, Frankreich und Deutschland werden den Titel unter sich ausmachen“, prognostiziert Ex-Bundesliga-Trainer Klaus Toppmöller, der ebenfalls zum TV-Kolumnistenkreis gehört. Zu ihm zählt auch Ex-Fifa-Schiedsrichter Herbert Fandel. Er ist skeptisch, ob der erstmals bei einer WM zum Einsatz kommende Videobeweis erfolgreich sein wird: „Ich erwarte, dass der Videobeweis schwerwiegende und spielentscheidende Irrtümer der Schiedsrichter korrigiert. Ich halte es aber für gewagt, dass die Fifa ihn gleich bei dieser WM zum Einsatz bringt, obwohl die Mehrzahl der Schiedsrichter-Gespanne damit in ihren Heimatländern keine praktische Erfahrung hat.“

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