Königlicher Besuch Staunen im Trierer Dom: König Willem-Alexander und Königin Máxima in der Römerstadt (Fotos/Videos)

Trier · Der Besuch des Königspaares hat auch gezeigt, wie eng die Verbindungen in die Niederlande sind: Ohne sie stünde der Trierer Dom vielleicht nicht mehr, ohne sie hätte Trier auch keinen 50-Millionen-Euro-Kulturschatz. Selbst Marx’ „Manifest“ kommt aus Amsterdam. Die Ministerpräsidentin ist rundum zufrieden. Und der König fand den Besuch „super!“

 Den Trierer Dom zeigt Bischof Stephan Ackermann dem Königspaar. Da gibt es auch für Ministerpräsidentin Malu Dreyer und ihren Ehemann Klaus Jensen (rechts) noch was zum Staunen.

Den Trierer Dom zeigt Bischof Stephan Ackermann dem Königspaar. Da gibt es auch für Ministerpräsidentin Malu Dreyer und ihren Ehemann Klaus Jensen (rechts) noch was zum Staunen.

Foto: Friedemann Vetter

9.26 Uhr, Stippvisite im Dom

Mit so genannten Wellenbrechern ähnlich denen, die auch bei Rockkonzerten aufgebaut werden, um die Massen zurückzuhalten, ist der Vorplatz des Trierer Doms abgesperrt. Massen drängeln sich noch nicht dahinter, aber einige Fans haben es schneller zu Fuß von der Porta hierher geschafft als König und Königin in ihrer von der Polizei mit Blaulicht eskortierten Limousine. Das Paar ist trotzdem überpünktlich: Statt um 9.35 Uhr, wie im offiziellen, minutiösen Ablaufplan vorgesehen, rollen die dunklen Wagen schon um exakt 9.26 Uhr über die Liebfrauenstraße vor den Dom.

Máxima steigt aus, strahlt, winkt. Mehr Zuwendung ist, trotz des Zeitpuffers, nicht fürs Publikum drin. Diejenigen Begleiter, die darauf achten, dass der Besuchsplan keinesfalls aus den Fugen gerät, geleiten Máxima und Willem-Alexander zum Bischof, der am Haupteingang des Doms wartet. Auch er hat heute Premiere. Es ist das erste Mal, dass Stephan Ackermann königliche Hoheiten in der Hohen Domkirche empfängt. Die Kleiderfrage dürfte zumindest dem Bischof allerdings kein Kopfzerbrechen bereitet haben: Er trägt ein sattes Schwarz.

Zum Einzug des katholischen Bischofs, des protestantischen Königs und der katholischen, argentinisch-stämmigen Monarchin erfüllt Domorganist Josef Still die Kathedrale mit einer Variation der Pilgerhymne „Und führe zusammen, was getrennt ist“.

Niederländisches Königspaar vor der Porta Nigra
51 Bilder

Niederländisches Königspaar vor der Porta Nigra

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Foto: Friedemann Vetter

Bischof und König schreiten vorweg durch den Mittelgang. Die Ministerpräsidentin parliert mit Máxima. Oberbürgermeister Leibe und seine Frau Andrea Sand folgen mit der niederländischen Außenhandelsministerin Sigrid Kaag. Außerdem dabei: Domprobst Werner Rössel und ein Dolmetscher (Màxima spricht nicht so gut Deutsch wie ihr Ehemann, der König).

An den Stufen angekommen, die zum Altar hinaufführen, sagt Bischof Ackermann: „Ohne die Holländer hätten wir den Dom vielleicht gar nicht mehr.“ Denn niemand anderer als der Niederländer Egbert von Trier, Graf von Holland und Bischof an der Mosel von 977 bis 993, habe die alten, halb zerstörten römischen Säulen des Doms damals mit großen Sandsteinquadern ummanteln lassen und dadurch stabilisiert, erläutert Ackermann. „Und ich wohne in der Probstei – auch von Holländern erbaut!“, ergänzt Domprobst Rössel. König Willem-Alexander, der Geschichte studiert hat, und die Königin wirken sehr interessiert. Insbesondere an dem Nachdruck einer reich verzierten Handschrift aus dem 10. Jahrhundert: dem Codex Egberti, der ebenfalls auf Bischof Egbert zurückgeht und Triers kostbarstes Eigentum ist. „50 Millionen Euro ist der wert“, raunt Oberbürgermeister Leibe dem König zu – der prompt nachhakt, wie die Stadt denn einen so wertvollen Kunstschatz wohl versichert hat. „Nur gegen Feuer, nicht gegen Diebstahl“, antwortet Leibe und fügt an: „Für Diebe wäre das Original ohnehin nicht verwertbar“, also in bare Münze umsetzbar. Königin Máxima blättert im Codex Egberti und lobt mit ihrer tiefen, fast rauchigen Stimme dessen Schönheit.

 Da darf die Presse nicht mit hinein: Königin Máxima und Ministerpräsidentin Malu Dreyer bei ihrem Rundgang durch das Landesmuseum.

Da darf die Presse nicht mit hinein: Königin Máxima und Ministerpräsidentin Malu Dreyer bei ihrem Rundgang durch das Landesmuseum.

Foto: TV/Schramm, Johannes
Niederländisches Königspaar in der Region
52 Bilder

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Doch schon geht’s weiter in die Liebfrauenkirche. Diesmal muss der Journalistentross draußen bleiben.

Aber nur wenige Minuten später stehen Máxima und Willem-Alexander schon wieder auf dem Domfreihof. Das Publikum, mittlerweile dürften es mehrere Hundert Fans sein, klatscht. Das Königspaar winkt – und steigt ein in einen schwarzen Audi, um über Windstraße, Mustorstraße und Weimarer Allee zur nächsten Station zu fahren, dem Luftlinie etwa 600 Meter entfernten Landesmuseum.

Das niederländische Königspaar vor der Porta Nigra.Mit Oberbürgermeister Wolfram Leibe und Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Rund 500Zuschauer jubelten als das Königspaar erschien.

Das niederländische Königspaar vor der Porta Nigra.Mit Oberbürgermeister Wolfram Leibe und Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Rund 500Zuschauer jubelten als das Königspaar erschien.

Foto: Friedemann Vetter

Christiane Wolff

9.55 Uhr: Das Königspaar und der Kommunist

Drei Dutzend Journalisten drängen sich im Foyer des Landesmuseums hinter einem Absperrband, das herbeigeschafft wurde, damit der Weg für das Königspaar frei bleibt. Dass Máxima diesmal ein rotes Kleid trägt, hat soeben die Runde gemacht. Ein Blick auf die bei niederländischen Frauen beliebte Webseite www.modekoninginmaxima.nl – und man weiß Bescheid: Erneut ist es ein Entwurf ihres Lieblingsdesigners Natan, halblang, mit rotem Stickwerk auf hautfarbenem Tüll, darunter ein weißes Unterkleid. Auch am Königstag 2018 habe sie das getragen. Neu ist allerdings die Kombination mit rotem Turban. Dann öffnet sich der Aufzug, und in besagtem Outfit schreitet die Königin auf hochhackigen Pumps an der Seite ihres Mannes zur Treppe. „Karl Marx“ steht rot in riesigen Lettern im Hintergrund. Dann bricht das Blitzlichtgewitter los.

 Ob Hut, ob Handschuh: Etliche der vielen Schaulustigen haben dem niederländischen Königspaar bei seinem Besuch an der Mosel mit Utensilien in den niederländischen Nationalfarben und in den Farben des Königshofs zugejubelt.

Ob Hut, ob Handschuh: Etliche der vielen Schaulustigen haben dem niederländischen Königspaar bei seinem Besuch an der Mosel mit Utensilien in den niederländischen Nationalfarben und in den Farben des Königshofs zugejubelt.

Foto: Friedemann Vetter

Beim Rundgang durchs Museum ist die Presse nicht dabei. Ganz in Ruhe können Willem-Alexander und Máxima das Weltdokumentenerbe ansehen, das sonst in Amsterdam verwahrt wird: die einzige erhaltene Manuskriptseite vom „Manifest der Kommunistischen Partei“ sowie Marx‘ persönliche Ausgabe vom „Kapital“. Einen Bundespräsidenten und einen Großherzog hatte der Museumsdirektor schon zu Gast. Könige jedoch noch nie. „Das adelt“, sagt Marcus Reuter.

Aber ist das nicht ein bisschen schräg? Ein Königspaar, das sich für den großen Kommunisten interessiert? Nach Auskunft Jutta Gardills von der Staatskanzlei war der Besuch nicht Wunsch des Hofes, sondern ein Vorschlag des Landes. Zwei Vorreisen haben Angestellte der niederländischen Botschaft und des Königshofes unternommen, ehe feststand, wie das Programm in Rheinland-Pfalz aussieht. Wenn etwas abgelehnt wurde, dann meist wegen Sicherheitsbedenken oder aus praktischen Gründen. Die haben übrigens auch bei der Wahl des Hotels eine Rolle gespielt. Schließlich muss eine ganze Autokolonne problemlos vorfahren können. Etwa ein halbes Jahr lang hat die Vorbereitung gedauert. „Es ist selten so gut organisiert wie in Rheinland-Pfalz“, sagt ein Journalist, der Königsempfänge auch in anderen Bundesländern erlebt hat. Positiv falle ihm auch auf, wie entspannt die Polizisten und wie freundlich die Menschen seien.

Dass zuletzt Royals offiziell zu Gast waren, ist lange her: 1978 war die britische Queen in Mainz. Und nun neigt sich auch der Besuch des niederländischen Königspaars seinem Ende zu. Willem-Alexander und Máxima schütteln Malu Dreyer und Klaus Jensen zum Abschied herzlich die Hände und der König bedankt sich im besten Deutsch für die schönen Tage. Katharina de Mos

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Zum Schluss: Die Bilanz

Ministerpräsidentin Malu Dreyer ist rundum zufrieden. „Es war ein sehr schöner Besuch“, sagt sie. Und ein wichtiger. Viele Menschen aus den Niederlanden seien hier sesshaft geworden, viele andere verbringen ihren Urlaub hier. Es gebe große Sympathien zwischen Deutschland und den Niederlanden.

Doch nicht nur im Sinne der Freundschaft und der europäischen Zusammenarbeit sei der Besuch gelungen. Dreyer ist überzeugt, dass er auch wirtschaftliche Effekte haben wird. „Es gab ja im Hintergrund auch Fachgespräche mit Unternehmern und Wissenschaftlern aus Rheinland-Pfalz und den Niederlanden“, sagt sie – über Industrie 4.0, künstliche Intelligenz oder Digitalisierung im Weinbau. Ziel sei es, noch enger zu kooperieren.

Und wie ist es, mit einem Königspaar zu reisen? „Es war für mich ein Highlight, die beiden kennenzulernen“, sagt Dreyer. Sie seien nahbar und locker, man könne sich gut unterhalten. „Es war ein tolles Erlebnis.“ Das findet auch Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe. Der Besuch sei eine Auszeichnung für die Stadt. „Nirgendwo sonst bleibt das Königspaar bei seinem dreitägigen Arbeitsbesuch so lange wie in Trier, das zeigt die Wertschätzung“, sagt Leibe. Man habe auch gemerkt, dass die beiden gut vorbereitet waren und bereits viel über die Stadt und ihre Geschichte wussten.

Und was sagt der König? Zum Abschluss also eine kleine Frage vom Trierischen Volksfreund an Willem-Alexander, ehe er das Landesmuseum verlässt und in seiner NL1-Limousine Richtung Saarbrücken fährt: „Wie hat es Ihnen gefallen in Rheinland-Pfalz?“ „Super“, sagt der König. Seine Frau Máxima nickt und lächelt zum Abschied.

Tot ziens, Majestäten!

Katharina de Mos

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