Bisher 150 Flüge abgesagt Streik bei Ryanair könnte sich ausweiten - Auch Luxemburg betroffen

Luxemburg/Hahn/Dublin · Der für Freitag geplante Streik bei Ryanair dürfte noch größer ausfallen. Wegen des Streiks von Piloten und Kabinenpersonal bei der irischen Fluggesellschaft Ryanair fällt am Freitag auch ein Flug in Luxemburg aus. Auch der Flughafen Hahn könnte betroffen sein.

Womöglich müssen etliche Pasagiere der irischen Fluggesellschaft Ryanair ihren Urlaubsbeginn verschieben. Pünktlich zum Beginn der Herbstferien wird es am Freitag zu Flugausfällen kommen – womöglich auch auf dem Hahn. Piloten und Flugbegleiter von Ryanair wollen morgen streiken. Die irische Fluggesellschaft hat angekündigt, 150 Flüge ausfallen zu lassen.

In Luxemburg fällt dadurch laut einer Flughafensprecherin einer von vier für den Tag geplanten Ryanair-Flüge aus. Die Fluggesellschaft habe den Flug nach Madrid gecancelt, sagt sie volksfreund.de. Im belgischen Charleroi fällt wohl der Flug nach Girona in Spanien aus.

Die deutsche Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit hat die die in Deutschland beschäftigten Ryanair-Piloten dazu aufgerufen, ihre Arbeit von 3:01 Uhr bis Samstag 2:59 Uhr niederzulegen. Betroffen sind laut der Gewerkschaft alle Verbindungen, die in dieser Zeit aus Deutschland abfliegen sollen. Das würde dann auch den Hahn treffen.

Zuvor hatten schon die Flugbegleiter des irischen Konzerns in Spanien, Portugal, Italien, den Niederlanden und Belgien einen Streik angekündigt. Beide Berufsgruppen fordern höhere Gehälter und neu strukturierte Arbeitsverhältnisse, etwa planbarere Einsatzzeiten. Am Donnerstag will die Gewerkschaft Verdi verkünden, ob sich auch die deutschen Flugbegleiter dem Streik anschließen.

150 Flüge gestrichen

Ryanair hat wegen der Streiks an diesem Freitag, an dem in mehreren Bundesländern die Herbstferien beginnen, europaweit 150 Flüge abgesagt. Darunter sind nach Informationen aus Luftfahrtkreisen auch einige Flüge in Berlin-Schönefeld. Eine genaue Liste der betroffenen Verbindungen legt die Airline üblicherweise nicht vor. Die überwältigende Mehrheit des Personals werde aber normal arbeiten, hatte Ryanair angekündigt. Der weitaus größere Teil der über 2400 geplanten Europaflüge solle stattfinden.

VC teilte mit, der Streik solle von Freitag 03:01 Uhr bis Samstag 02:59 Uhr dauern. Betroffen seien alle Verbindungen, die in dieser Zeit aus Deutschland abfliegen sollen. Die Gewerkschaft VC begründete ihren Aufruf damit, dass Ryanair seit dem vergangenen Arbeitskampf am 12. September kein verbessertes Angebot gemacht habe. Zudem sei bislang keine Schlichtungsvereinbarung zwischen der Fluggesellschaft und der Vereinigung Cockpit erzielt worden.

Diese Rechte haben Betroffene:

Muss Ryanair mich umbuchen?

Auf die Umbuchung haben Passagiere laut der Fluggastrechte-Verordnung der EU einen Anspruch. Möglich ist auch, dass Passagiere auf andere Transportmittel gebucht werden, wenn das Ziel per Bus oder Bahn erreichbar ist.

Was ist, wenn ich im Urlaub wegen des Streiks festsitze?

Stranden Passagiere vorübergehend am Flughafen, muss die Fluggesellschaft sie betreuen - unabhängig davon, ob das Unternehmen für die Verspätungen und Ausfälle verantwortlich ist. Passagiere haben Anspruch auf Verpflegung. Verschiebt sich der Flug auf einen anderen Tag, muss die Airline die Hotelübernachtung übernehmen.

Was gilt bei Pauschalreisen?

Ist der Ryanair-Flug Teil einer Pauschalreise, ist nicht die Airline der Ansprechpartner, sondern der Reiseveranstalter. Er ist nach Angaben der Verbraucherzentralen auch bei Streiks verantwortlich für Kosten, die Reisenden durch eine Verspätung entstehen. Das können zum Beispiel Ausgaben für Verpflegung, Unterkunft, Taxifahrten und Telefonate sein. Bei großen Verspätungen können Pauschalreisende außerdem den Reisepreis mindern. Dafür gibt es Rechentabellen: Ab fünf Stunden Verspätung können Urlauber pro Stunde Verspätung fünf Prozent des anteiligen Tagespreises zurückfordern.

Steht mir bei streikbedingten Flugausfällen eine Entschädigung zu?

Bei Pilotenstreiks haben Reisende eigentlich keinen Anspruch auf eine Ausgleichszahlung für Ausfälle oder Verspätungen von mehr als drei Stunden. Ein Streik gilt als außergewöhnlicher Umstand. Das gilt aber nur unter der Bedingung, dass die Airline alles in ihrer Macht stehende unternimmt, um die Folgen des Ausstands zu minimieren.

Allerdings hat sich die Rechtsprechung inzwischen weiterentwickelt, erklärt der Reiserechtsexperte Paul Degott aus Hannover. So entschied der Europäische Gerichtshof im April 2018, dass eine Airline bei einem wilden Streik nur unter zwei Bedingungen von der Erstattungspflicht befreit werden könne: Zum einen dürfe das Ereignis, das zu den Behinderungen führte, nicht Teil der normalen Betriebstätigkeit sein. Und zum anderen dürfe es von der Airline nicht beherrschbar sein (Az.: C-195/17).

Aus dem Urteil leitet Degott ab, dass Entschädigungszahlungen auch bei regulären Streiks möglich sind - wenn es den Streikenden nicht nur um die Bezahlung, sondern um die Arbeitskonditionen insgesamt geht. Betrachtet man die Streikgründe des Ryanair-Personals, „dann liegt das sehr nahe an dem, was der EuGH sagt“, urteilt Degott. Allerdings müsse das zunächst erneut gerichtlich geklärt werden. Der Jurist rät, vorsorglich Ausgleichszahlungen zu fordern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort