Studenten als Ersatz im Einsatz

Mainz · Mathe, Physik, Chemie oder Latein: In bestimmten Fächern werden händeringend Lehrer gesucht. Es gebe Probleme in einigen Bereichen, räumt das Bildungsministerium ein. Manche Schulen greifen ersatzweise sogar auf Studenten zurück.

(win) Von einer problematischen Einstellungssituation wie lange nicht mehr spricht Malte Blümke, stellvertretender Landesvorsitzender des Philologenverbandes und Gymnasiallehrer aus Trier. Es gebe Planstellen, aber massive Schwierigkeiten, sie auch mit ausgebildeten Lehrern zu besetzen.

Vor allem in naturwissenschaftlichen Fächern, aber auch in Musik oder Kunst herrsche Lehrermangel. Löcher würden mit nicht voll ausgebildeten Vertretungskräften, teilweise noch ohne erstes Staatsexamen gestopft, kritisiert Blümke. Der Stundenausfall von im Schnitt drei Prozent werde in diesem Schuljahr eher steigen als sinken, schätzt die Lehrergewerkschaft GEW.

Der Mangel an Planstellenbewerbern habe sich verschärft, sagt Peter Epp von der Schulaufsicht der ADD in Trier. Besonders schlecht sei die Lage an den Gymnasien. Dabei zeigt sich zudem noch ein Stadt-Land-Gefälle, weil sich gefragte Bewerber ihre Stelle aussuchen können und die Nähe zu Zentren suchen. Exakte Zahlen zu den Stellenbesetzungen und zum erwarteten Stundenausfall liegen erst in einigen Wochen vor.

Günter Bürkle, Leiter des Dauner Thomas-Morus-Gymnasiums, gibt sich „vergleichsweise zufrieden“. Bis auf eine halbe Planstelle ist seine Schule zumindest zahlenmäßig versorgt. Doch hat sie nicht die Lehrer in den erhofften naturwissenschaftlichen Fächern bekommen. „Der Markt ist offenbar leergefegt“, sagt Bürkle. Manche Lehrer müssen sich daher ausschließlich auf eines ihrer Unterrichtsfächer konzentrieren, wie in Mathe oder Latein. Oder es werden quasi Überstunden geleistet, die in besseren Versorgungszeiten wieder ausgeglichen werden.

Bleiben Planstellen unbesetzt, werden Seiteneinsteiger mit verwandten Studienfächern oder Vertretungskräfte mit „angemessener Qualifikation“ wie erstes Staatsexamen unter Vertrag genommen, sagt Epp. Für kurzfristige Vertretungen greifen Schulen in zulässiger Eigenregie aber auch schon mal auf Studenten zurück, über deren pädagogische Qualifikation die Schulen nach einem Probeunterricht entscheiden. Damit werden nur Löcher gestopft, die selbst verursacht wurden, schimpfen die Lehrerverbände. Sie machen dafür unzureichende Ausbildungskapazitäten in den Lehrer-Seminaren des Landes verantwortlich.

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