Studentenprotest: Offener Brief der Uni-Leitung

Trier · Auch nach dem Abflauen der Uni-Proteste im vergangenen Jahr halten einige wenige Studenten einen Seminarraum an der Universität Trier besetzt. Die Uni-Leitung fordert nun ein Ende der Aktion.

(red) Uni-Präsident Peter Schwenkmezger hat in einem Offenen Brief die Protestler aufgefordert, den seit November 2009 blockierten Seminarraum B22 zu räumen. Dieser Raum war seitens der Uni-Leitung den protestierenden Studenten als Ersatz für das geräumte Audimax angeboten worden. Die Gruppe der Studenten, die den besetzten Raum nutzt, wird aufgefordert, ihn bis Ende Februar freizugeben. Allerdings stellt Schwenkmezger im Gegenzug in seinem Brief einen Büroraum für die Treffen der Gruppe zur Verfügung.

Nachfolgend der offene Brief des Uni-Präsidenten:

OFFENER BRIEF an die Besetzerinnen und Besetzer des Seminarraums B 22


Liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen,

wie ich mehrfach betont habe, können wir uns dem Protest gegen die
unzureichenden Studienbe­dingungen in zahlreichen Punkten anschließen. In
vielen Gesprächen am "runden Tisch" und darüber hinaus haben wir - zum Teil
gemeinsam - Maßnahmen zur Verbesserung eingeleitet, die wir in den nächsten
Semestern umsetzen und noch fortsetzen werden. Vieles, aber sicher noch
nicht alles ist zur Veränderung der Situation auf den Weg gebracht worden.
Seit November 2009 halten Sie nunmehr mit Duldung der Universitätsleitung
den Seminarraum B 22 besetzt. Nur mit äußerster Anstrengung und großem
Engagement der Mitarbeiterinnen der Raumvergabe konnten die im
Wintersemester in B 22 vorgesehenen Lehrveranstaltungen verlegt werden. Auch
die Leiterinnen und Leiter der betreffenden Seminare mussten dafür kaum
zumutbare Einschränkungen auf sich nehmen. Außerdem wurden Kosten
verursacht, weil wir einen externen Raum zur Behebung der durch die
Besetzung von B 22 ausgelösten Engpasssituation anmieten mussten.

Demgegenüber nutzten nur wenige Besetzerinnen und Besetzer den B 22. Häufig
waren nur zwei oder drei Studierende anzutreffen. Selbst in Spitzenzeiten
waren es selten mehr als zehn bis zwölf Personen. Die studentischen
Vollversammlungen bzw. Plena, für die wir jeden Donnerstag ab 18 Uhr den HS
3 zur Verfügung gestellt haben, fanden entweder nicht statt oder wurden von
höchstens 15 bis 20 Studierenden besucht. Dafür kann ich den HS 3 nicht
weiterhin freihalten.

Angesichts dieser Situation kann ich es nicht mehr verantworten, Ihnen auch
im Sommersemester 2010 den B 22 und wöchentlich den HS 3 zur Verfügung zu
stellen, zumal wir gerade in Räumen dieser Größenordnung einen erheblichen
Engpass haben.

Deshalb fordere ich Sie nachdrücklich auf, bis spätestens Freitag, 26.
Februar 2010, Raum B 22 zu räumen! Zugleich weise ich darauf hin, dass der
HS 3 durchgehend belegt ist und eine Nutzung durch Sie beantragt werden
muss.

Ich bin bereit, Ihre Protestaktion durch die Bereitstellung eines anderen
Raumes zu ermöglichen. Dafür reicht in Anbetracht der beteiligten Personen
der Büroraum A 6 a völlig aus, den ich Ihnen montags bis freitags von 8 - 22
Uhr und samstags von 8 - 18 Uhr zur Verfügung stelle. Außerdem können Sie
wie alle anderen studentischen Gruppen bei Bedarf einzelne Räume nutzen,
sofern Sie dies rechtzeitig beantragen. Dies gilt auch für einen Hörsaal für
Ihre Plena.

Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie dieser Aufforderung nachkommen würden.
Das Verständnis für Ihre andauernde Besetzungsaktion besteht angesichts der
geringen Teilnehmerzahlen schon lange nicht mehr.

Sofern sich Ihr Protest gegen schlechte Studienbedingungen wendet, an deren
Verbesserung wir seit mehreren Semestern intensiv arbeiten, werde ich Sie
dabei weiterhin unterstützen.

Für ein Gespräch steht die Universitätsleitung gerne zur Verfügung.

Prof. Dr. Peter Schwenkmezger
Präsident der Universität Trier

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