Sturz ins Gehege: Dreijähriges Mädchen und Vater von Bär verletzt

Lünebach · Beim Besuch des Eifel-Zoos in Lünebach (Eifelkreis Bitburg-Prüm) ist ein dreijähriges Mädchen in das Gehege eines Kragenbären gestürzt und vom Tier verletzt worden. Der Vater wurde bei der Rettung seines Kindes ebenfalls vom Bären verletzt.

(fpl) Der Vorfall mit der Familie aus der niederländischen Provinz Zeeland ereignete sich am späten Mittwochnachmittag: Die Eltern und ihre beiden Kinder, ein sechsjähriger Junge und ein dreijähriges Mädchen, waren gegen 17.30 Uhr gemeinsam im Zoo unterwegs.

Laut Auskunft der Polizei muss das Mädchen in einem unbeobachteten Moment über den etwa 105 Zentimeter hohen Zaun geklettert sein, hinter dem sich das einige Meter tiefer gelegene Gehege des Kragenbären befindet. Das Kind stürzte in den Wassergraben hinab und wurde von dem 28 Jahre alten Tier mit einem Tatzenhieb an der Stirn verletzt.

Der Vater sprang sofort über den Zaun, zog seine Tochter von dem Bären weg und wurde dabei selbst von dem Tier am Bein verwundet. Dennoch gelang es ihm, mit seinem Kind im Arm zu entkommen und das Gehege über den Zaun wieder zu verlassen.

Andere Zoobesucher verständigten die Rettungsdienste. Das Mädchen wurde nach der Erstversorgung mit einem Hubschrauber nach Trier gebracht. Der 34-jährige Vater kam ebenfalls in ein Krankenhaus. Keiner der beiden schwebt in Lebensgefahr.

Die Ermittlungsbehörden sind eingeschaltet. „Wir müssen natürlich sauber klären, was da passiert ist“, sagt Monika Peters, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Trier. Außerdem werde untersucht, ob Versäumnisse von Seiten des Betreibers oder der Eltern von strafrechtlicher Relevanz seien. „Aber im Moment drängt sich nicht auf, dass man da jemanden belangen müsse.“ Auf jeden Fall aber habe die Familie „großes Glück“ gehabt.

Der Eifel-Zoo in Lünebach besteht seit 38 Jahren und wird privat von dem Kölner Unternehmer Hans Wallpott betrieben, der vor drei Jahren selbst von seinem Kragenbären verletzt worden war (der TV berichtete).

Der 83-Jährige ist derzeit aufgrund einer Erkrankung nicht zu sprechen. Die größte Sorge gelte derzeit den beiden verletzten Zoobesuchern, sagt Wallpotts Tochter Isabelle: „Es ist unser Anliegen, dass die Familie so schnell wie möglich auf die Beine kommt.“

Das Unglück werde unabhängig von den Ermittlungsergebnissen Konsequenzen haben, sagt Isabelle Wallpott: „Ob wir müssen oder nicht – wir werden noch mehr Sicherheitsmaßnahmen treffen.“

Probleme mit der Sicherheit habe es im Eifel-Zoo bislang nie gegeben, sagt der Lünebacher Ortsbürgermeister Peter Lauer: „Absolut nicht.“ Die Betreiber seien im Gegenteil sehr darum bemüht, alles in Ordnung zu halten, „damit keiner geschädigt wird. Da war vielleicht mal ein Stück Muffelwild weg. Aber das war das Einzige.“

Im Eifel-Zoo befinden sich rund 400 Tiere aus aller Welt. Zu den jährlichen Besucherzahlen machen die Betreiber keine Angaben. Unfälle mit Besuchern gab es dort bislang nicht. Der Zoo wurde am Donnerstag wieder geöffnet, der Kragenbär blieb allerdings eingesperrt.

Extra

Kragenbären

Der Kragenbär (Ursus thibetanus, auch: Asiatischer Schwarzbär), lebt in den Laub- und Regenwäldern Süd- und Ostasiens und ist ein Verwandter des amerikanischen Schwarzbären. Seinen deutschen Namen hat er nicht von der quer über die Brust verlaufenden weißen Fellzeichnung, sondern von den verlängerten Haaren an Hals und Nacken. Der Kragenbär ist ein Allesfresser, ernährt sich aber vor allem von Pflanzen.

Angriffe auf Menschen sind selten, dennoch machte im September 2009 ein Vorfall in Japan Schlagzeilen: In einer Gebirgsregion nördlich von Tokio griff ein Kragenbär neun Menschen an und verletzte vier von ihnen schwer. Der Mensch ist auch der größte Feind des Kragenbären, weil er ihn jagt und immer mehr aus seinen Lebensräumen verdrängt. (ch/fpl)

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