Telefon-Abzocke: Verbraucherzentrale bringt Betroffene und Politiker an einen Tisch

Trier · Lästige Telefonanrufe sind noch das Harmlosere. Tausende Euro, die vom Konto abgebucht werden, weil Betrüger einem am Telefon Verträge unterjubeln, sind da weitaus schlimmer. Um beides ging es bei einem Gespräch zwischen Betroffenen und Mitgliedern des Bundestags in der Verbraucherzentrale in Trier.

(jka) „Das sind richtige Halunken“, schimpft eine Frau am Freitagvormittag. Sie war eine der Betroffenen, die die Verbraucherzentrale Trier zum Gespräch eingeladen hatte. Mit dabei waren Patrick Schnieder (CDU), Bernhard Kaster (CDU) und Manfred Nink (SPD), allesamt für die Region im Bundestag. Ziel des Gespräches war ein Austausch zum Thema Abzocke am Telefon und ein Aufruf an die Politik, das Gesetz zum Verbot unerlaubter Telefonwerbung vom vergangenen Jahr nachzubessern.

„Besonders ältere Menschen sind betroffen“, sagte Renate Schröder von der Verbraucherzentrale, „die sind gut tagsüber erreichbar und freundlich am Telefon.“ Gerade das werde ihnen aber zum Verhängnis. Die Zahl der Beschwerden bei der Verbraucherzentrale habe sich seit Jahresbeginn im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt (der TV berichtete).

Die Betrogenen haben nur im Nachhinein die Möglichkeit zu reagieren – und auch das oftmals nur theoretisch, wie ein Betroffener erzählt. Erst nach einem halben Jahr habe die Kriminalpolizei herausgefunden, welche Firma bei seiner Schwägerin Geld vom Konto abgebucht hatte.

Auch den drei Bundestagsabgeordneten ist das Thema nicht fremd. „Wir müssen unterscheiden zwischen der Belästigung und dem kriminellen Bereich. Das ist kein Spaß mehr“, sagte Patrick Schnieder. Das Problem sei, dass es oftmals keine Möglichkeit gebe, die Quelle der Anrufe nachzuverfolgen.

„Wir müssen versuchen, die technischen Möglichkeiten in den Griff zu bekommen, sagte sein Kollege Nink.

Renate Schröder forderte die Politiker auf, die Gesetzeslage noch einmal zu überdenken. „Der Verbraucher kann nur reagieren“, sagt sie, „es müsste einen Schutz im Vorhinein geben. Etwa, dass ein Vertrag erst dann wirksam wird, wenn er unterschrieben wird.“

Bernhard Kaster nannte die Abzock-Masche „widerlich“. „Es ist richtig, dass Sie sich wehren“, sagte er den Betroffenen, mahnte aber auch zu einem bewussteren Umgang mit den eigenen Daten. Kaster: „Bei dem Gesetz muss noch mal nachgelegt werden.“

Ulrike Höfken, Bundestagsabgeordnete der Grünen, konnte am Gespräch nicht teilnehmen, ließ aber schriftlich verlauten, dass das bisherige Gesetz zum Verbot unerlaubter Telefonwerbung nicht ausreiche, um die Verbraucher ausreichend zu schützen. Am kommenden Montag ist der FDP-Abgeordnete bei der Verbraucherzentrale zu Gast, dann wird er sich ein Bild von der Lage machen.

Weitere Informationen zum Thema auf der Seite der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Die Verbraucherzentrale Trier ist Montag bis Donnerstag von 9 bis 17 Uhr und freitags von 9 bis 13 Uhr telefonisch zu erreichen unter 0651/48802.

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