Theater Trier: Stadtrat vertagt Sanierungsdebatte

Trier · Der Startschuss für die erforderliche millionenschwere Sanierung des Trierer Theaters muss noch warten. Kurzfristig wurde das Thema wegen einer ohnehin vollen Tagesordnung vertagt.

Theater Trier: Stadtrat vertagt Sanierungsdebatte
Foto: Friedemann Vetter

Eine Entscheidung über die geschätzten 20 Millionen Euro, die erforderlich sind, um das 45 Jahre alte Theatergebäude zu sanieren und sicherheitstechnisch auf Vordermann zu bringen, steht zwar nicht unmittelbar an. Aber wenn der Rat insgesamt 600 000 Euro für Planungskosten frei macht, kann er später wohl kaum mehr zurück.

Erst im Nachhinein wird die Brisanz der Situation deutlich: Ohne den signalisierten Einstieg in die Sanierung, heißt es hinter den Kulissen, hätte es bald zu einer Schließung kommen können - weniger wegen akuter Gefahren als wegen des drohenden Wegfalls des Versicherungsschutzes.

"Man hätte uns den Ernst der Lage viel früher klarmachen sollen", kritisiert SPD-Sprecher Peter Spang Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink (CDU). Zwar räumt auch Spang ein, dass zumindest den Kulturpolitikern die Dimension der Probleme seit einem Jahr bekannt gewesen sei. Aber dass der Dezernent gerade mal eine Woche vor den Schlussberatungen mit der absoluten Dringlichkeit herausrückte, sei "inakzeptabel".

Man habe "drei Mal bohrend nachfragen müssen, bis endlich Klartext geredet wurde", schimpft auch der Grüne Gerd Dahm. Es sei allerdings fraglich, "ob der Rat ohne diesen Druck bereit gewesen wäre, die Mittel bereitzustellen".

Auch FDP-Fraktionschef Thomas Egger betont, die Vorgehensweise sei den Liberalen "säuerlich aufgestoßen". Es könne nicht sein, dass ein derartiger Sanierungsbedarf "mal eben so" auftauche. Dennoch werde man den Planungskosten "zähneknirschend" zustimmen - wie wohl auch die SPD.

Hermann Kleber von der Freien Liste UBM sieht den gesamten Vorgang durchaus selbstkritisch. Der frühere Theater-Verwaltungsdirektor Reichert habe schon Anfang 2008 die Bedarfs-Summe von 20 Millionen thematisiert und darauf hingewiesen, die Sanierung dürfe nicht auf die lange Bank geschoben werden, stehe aber auch noch nicht unmittelbar bevor. "Wir haben dann das herausgehört, was für uns am angenehmsten war", sagt Kleber, "und jetzt hat uns die Sache eingeholt".

Der UBM-Politiker plädiert nachdrücklich dafür, die unvermeidlichen Brandschutz- und Bausanierungsmaßnahmen mit einer besucherfreundlichen Modernisierung zu verbinden: "Wenn, dann sollten wir es richtig machen".

Auch die CDU wird der Bereitstellung der Planungskosten zustimmen. "Nächstes Jahr muss dann aber Butter bei die Fische", sagt der Fraktionsvorsitzende Berti Adams mit Blick auf die Gesamtkosten. Er sieht die Landesregierung in der Pflicht. Die Stadt habe nicht viel Spielraum, denn der Theater-Sanierungsbedarf komme ja "zusätzlich zu allem anderen obendrauf".

Kenner der Szenerie halten eine Zwei-Drittel-Beteiligung des Landes für realistisch. Da blieben aber immer noch sechs bis sieben Millionen Euro für die Stadt. "Das ist machbar", sagt Gerd Dahm, der nicht mit einer Grundsatz-Debatte über das Theater rechnet. "Trier kann nicht Großstadt sein wollen und dann sein Theater in frage stellen", betont der Grüne. Die FDP hingegen plädiert zwar auch für die Sanierung, sieht aber laut Thomas Egger auch eine "große Chance, die längst überfällige Diskussion über die künftige Form der Theater-Arbeit zu führen".

Das Gesamt-Budget für den Theaterbetrieb von rund 15 Millionen Euro pro Jahr teilen sich Stadt und Land. Das starke Engagement des Landes hängt mit der wichtigen Funktion des Theaters für die Region zusammen. Das Gros der Besucher kommt aus den umliegenden Landkreisen.

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