Tote Zugvögel: Bislang kein Hinweis auf Vogelgrippe

Trier/Luxemburg/Neuwied. (dpa/red) - Nach dem Fund von 22 toten Graugänsen in Neuwied hat Bundeslandwirtschaftsminister Jürgen Trittin (Grüne) vor überzogenen Reaktionen gewarnt. „Ich rate sehr stark, abzuwarten“, sagte Trittin am Dienstag in Luxemburg. Viele Menschen in der Region wollen sich derweil gegen Grippe impfen lassen. Doch der Impfstoff ist oft nicht vorrätig.

Falls das Vogelgrippevirus H5N1 an irgendeinem Ort in Deutschland nachgewiesen werde, würden umgehend alle notwendigen Seuchenmaßnahmen ergriffen. Feuerwehrleute hatten am Montagabend in speziellen Schutzanzügen die toten Vögel an einem Kiessee in Neuwied geborgen.

Eine Sprecherin des Landesuntersuchungsamts Koblenz betonte, bei den toten Vögeln gebe es keine äußeren Anzeichen für Vogelgrippe. Bislang ist nach Angaben der Behörde nicht einmal klar, ob es sich bei den toten Gänsen überhaupt um Zugvögel handelt oder um einheimische Tiere. Das Bundesinstitut für Tierseuchen auf der Insel Riems hält die Vogelgrippe als Todesursache für unwahrscheinlich. „Alles was wir bisher erfahren haben, deutet eher darauf hin, dass die Tiere an einer Vergiftung gestorben sind“, sagte eine Institutssprecherin.

Vorläufige Untersuchungsergebnisse wurden noch am Dienstag erwartet. Dann soll feststehen, ob ein Virus die Vögel getötet hat, nicht aber der Virustyp.

Unterdessen hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Industrienationen im Kampf gegen die Vogelgrippe zu Solidarität mit den ärmeren Ländern aufgerufen. Besonders für die ländlichen, armen Länder Südostasiens sei ein Frühwarnsystem der Schlüssel zur Abwehr der Krankheit, sagte WHO-Direktor Jong Wook Lee auf einer internationalen Konferenz mit Gesundheitsministern von mehr als 30 Ländern in Ottawa am Montagabend (Ortszeit). Vor den drei Grippe- Pandemien bei Menschen im 20. Jahrhundert habe es kein Frühwarnsystem gegeben, das die Katastrophe hätte aufhalten können. Dieses Mal müsse es anders werden, sagte der WHO-Direktor.

Mexiko forderte die reichen Staaten auf, wissenschaftliches Know How und die notwendigen Technologien zu Herstellung eines Impfstoffs an ärmere Länder weiterzugeben. Länder wir Mexiko, Brasilien oder Indien könnten nur dann im Kampf gegen eine menschliche Variante der Vogelgrippe helfen, wenn sie diese Unterstützung erhielten. „Viele mittlere Staaten sind in der Lage, Impfstoff zu produzieren - aber wir können nicht von Null anfangen“, sagte Mexikos Gesundheitsminister Julio Frenk der dpa.

Die Gesundheitsminister diskutieren in der kanadischen Hauptstadt Möglichkeiten, die Vogelgrippe in Asien einzudämmen und ihre weitere Verbreitung auf andere Kontinente zu stoppen. Vor allem Afrika sei durch die dahin ziehenden Vogelschwärme gefährdet. Außerdem werden Wege gesucht, das Entstehen einer menschlichen Variante zu verhindern.

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