Traben-Trarbach: Beim WM-Sieg hing er über dem Abgrund

Im vergangenen Jahr hat Werner Arbogast aus Ediger-Eller 68 Mosel-Stückelcher unter dem Titel „Im Fluppes liegt Wahrheit“ herausgebracht. Die heiteren Geschichtchen kamen bei den Lesern so gut an, dass der pensionierte Lehrer, frühere Finanzbeamte und gelernte Metzgermeister an einer Fortsetzung arbeitet.

Im Gespräch mit dem TV erinnert sich der gut gelaunte Pensionär im WM-Jahr 2006 an 1954: „In Traben-Trarbach gab es damals nur zwei Fernseher, und einer stand oben in der Grevenburg-Schenke“. Deutschland war im Endspiel, und die Gaststätte brechend voll. Nur Männer hatten sich dort eingefunden, um das Finale zu sehen, „und selbst vor den Fenstern standen sie und schauten durch die Scheiben zum Fernseher“, erinnert sich Arbogast. Er war zwölf Jahre jung und „ein schmächtiges Kerlchen“, aber dennoch ein verwegener Bursche, der sich das Fußballspiel natürlich nicht entgehen lassen wollte. So kletterte er an die andere Seite der Burgschenke, unter der sich der Abgrund zur Mosel öffnet. „Wenn ich mir das heute überlege“, sagt er mit leichtem Schaudern, „dann war das eine ganz gefährliche Sache“. Damals jedoch knotete er seinen Gürtel um die Eisenstäbe vor dem Fenster und saß auf einem 15 Zentimeter breiten Sims. Aus dieser luftigen und durchaus nicht bequemen Perspektive erheischte er den Blick auf die Flimmerkiste und freute sich mit den vielen anderen Traben-Trarbachern über den deutschen WM-Sieg.

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