Trier/Gloucester: Tausende in Trierer Partnerstadt ohne Trinkwasser - Spendenaktion für Flutopfer geplant

(woc) Rund 350.000 Menschen in Triers südenglischer Partnerstadt Gloucester sind zurzeit wegen der Flutkatastrophe ohne Trinkwasser. Am Montag waren mehr als 40 000 auch ohne Strom, weil das Elektrizitätswerk im benachbarten Tewkesbury unter Wasser stand. "Mittlerweile ist die Elektrizität zurück", berichtet David Jacobs aus Gloucester im TV-Gespräch. "Außerdem ist heute ist ein sonniger Tag, das gibt uns Hoffnung."

Jacobs ist der Sprecher der "Glouslinks", die seit 1993 regelmäßig befreundete Familien in Trier besuchen. Er selbst wohnt im höher gelegenen Süden der Stadt, der von den Fluten weniger betroffen ist wie die Innenstadt und die Viertel um die Hafendocks. "Die einzige Straße, über die Gloucester im Moment zu erreichen ist, führt vom Süden in die Stadt", erzählt Jacobs. Seine Familie und er sind mit Trinkwasser über das normale Leitungssystem versorgt. "Aber in der übrigen Stadt müssen die Leute in langen Schlangen anstehen, um aus den mittlerweile aufgestellten Trinkwassertanks versorgt zu werden." Die Menschen müssen Gefäße mitbringen, in denen sie das Wasser nach Hause tragen. Die Trinkwasserversorgung ist ausgefallen, weil auch das nahe gelegene Pumpwerk unter Wasser steht, berichtet Jacobs am Telefon.

"Feuerwehr, Polizei und Rettungskräfte tun, was sie können, um zu helfen", sagt Jacobs. "Aber die Hilfe ist schwierig, weil überall Wasser ist." Ständig kreisten Hubschrauber über der Stadt, die eingeschlossene und hilfebedürftige Leute aus der Luft retten. Auch das Krankenhaus sei ohne Strom und Trinkwasser gewesen und hätte evakuiert werden müssen. "Es ist ein Wunder, dass bisher niemand gestorben ist wegen der Flut", sagt Jacobs. Auch rund 80 Insassen des Gefängnisses in Gloucester hätten in andere Gefängnisse verlegt werden müssen.

Bis gestern sei es wegen des Stromausfalls schwierig gewesen, ausreichend Informationen über die Flut und deren Folgen zu bekommen, sagt Jacobs. Auch heute sei es noch schwierig, eine Lokal-Zeitung zu erhalten, weil diese in geringerer Auflage gedruckt werden würden und die Geschäfte geschlossen seien. "Zurzeit geht niemand arbeiten, weil es kein Wasser gibt und auch die Toiletten nicht funktionieren", erzählt Jacobs. Das Rathaus und andere öffentliche Stellen seien lediglich mit einer Notmannschaft besetzt.
Viele Familien hätten sich noch vor der Flut rechtzeitig mit Nahrungsmitteln eingedeckt. Wer das nicht getan hat, wird von der Armee mit Essen versorgt. "Aber es gab auch schon Einbrüche in Supermärkte und - als die öffentlichen Wassertanks noch nicht aufgestellt waren - auch Schlägereien um Wasserflaschen", erzählt Jacobs. Über das Internet informiert das Rathaus in Gloucester heute darüber, dass mittlerweile in großen Supermärkten auch Trinkwasserflaschen ausgegeben werden. Pro Person werden vier Halbliterflaschen verteilt.

In zehn Tagen soll das Fest zum 50-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft zwischen Trier und der südenglischen Stadt in Gloucester mit einem großen, multikulturellen Festwochenende gefeiert werden. "Ich hoffe, dass sich die Situation bis dahin entspannt hat", sagt Jacobs. Die Triererin Rosemarie Berens, zweite Vorsitzende der Trierer Gloucester-Metz-Gesellschaft, hat den Kontakt zu Jacobs heute aufgenommen: "Unsere Partnerschaft existiert nicht nur auf dem Papier", sagt sie. Deshalb will die Gesellschaft in Absprache mit dem Trierer Oberbürgermeister eine Spendenaktion organisieren. Bei den Feierlichkeiten in Gloucester soll der Scheck von Berens und Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink überreicht werden. "Das Geld soll für die Familien bestimmt sein, die in den Fluten alles verloren haben", sagt Berens.

Kontakt: Rosemarie Berens, Telfon 0651/87121.

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