Argumente pro und contra Hygieneampel „Wir haben doch schon einen Pranger!“

Trier · In Dänemark klären Smileys seit 20 Jahren über Hygiene-Missstände in Gaststätten oder Restaurants auf. In Deutschland wird ebensoi lange darüber diskutiert. Durch einen Vorstoß aus Berlin kommt jetzt wieder Bewegung in die Sache.

Trier: Ist die Hygiene-Ampel eine Art Pranger?
Foto: dpa/Z5456 Arno Burgi

Dieses Mal prescht der Berliner Senat vor: Ab dem übernächstem Jahr sollen Verbraucher in der Hauptstadt auf Anhieb sehen können, ob ein Restaurant, eine Gaststätte, Metzgerei oder Bäckerei bei der Lebensmittelkontrolle schon einmal negativ aufgefallen ist. Umgesetzt werden soll das mit einem im Geschäft aufgehängten sogenannten Transparenzbarometer, das – ähnlich dem Energieausweis für Häuser – auf einer grün-gelb-roten Farbskala anzeigt, ob in punkto Sauberkeit alles okay ist oder etwas im Argen liegt. Anläufe dieser Art gab es in der Vergangenheit in einzelnen Bundesländern immer wieder. In der Regel wurden sie allerdings entweder erst gar nicht in die Tat umgesetzt oder kamen über die Testphase nicht hinaus. Zu unklar offenbar auch die gesetzliche Voraussetzungen für eine Veröffentlichung von Kontrollergebnissen. Eine Erfahrung, die auch die Stadt Trier gemacht hat: Vor neun Jahren handelte sich die Kommune vor dem Verwaltungsgericht eine Niederlage ein, weil sie die Namen zweier Betriebe mit Hygienemängeln im Internet veröffentlicht hatte. Bei der Betriebskontrolle seien keine verdorbenen Lebensmittel gefunden worden, urteilten seinerzeit die Richter, Hygienemängel wie ein verdreckter Fußboden allein aber rechtfertigten keinen Interneteintrag. Anderswo urteilten Gerichte ähnlich. Kaum wurde irgendwo ein Internetpranger für Schmuddelbetriebe eingeführt, war er auch schon wieder von der Bildfläche verschwunden. Macht die Einführung einer Hygieneampel vor diesem Hintergrund überhaupt noch Sinn? Oder sollten die Verbraucher darauf vertrauen, dass schwarze Schafe in der Gastronomie oder in Lebensmittelbetrieben von den Kontrolleuren gefunden und sanktioniert werden? Die Meinungen unter den Volksfreund-Leserinnen und -Lesern ist geteilt.