Trier: Mutter Rosa selig gesprochen (Video: Gottesdienst)

102 Jahre nach ihrem Tod ist gestern die Westerwälder Ordensgründerin Mutter Rosa seliggesprochen worden. Mehrere tausend Gläubige verfolgten im und vor dem Trierer Dom den feierlichen Gottesdienst.

Trier: Mutter Rosa selig gesprochen (Video: Gottesdienst)
Foto: Friedemann Vetter
Trier: Mutter Rosa selig gesprochen (Video: Gottesdienst)
Foto: Friedemann Vetter

(sey/red) Auf diesen Tag haben die 360 Waldbreitbacher Franziskanerinnen mehr als ein halbes Jahrhundert gewartet: Im Auftrag des Papstes sprach der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner (74) am Sonntagnachmittag Mutter Rosa Flesch (1826-1906) selig.

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Damit erkennt die katholische Kirche an, dass die Ordensgründerin Jesus Christus in besonderer Weise nachgefolgt sei. „Mutter Rosa hat sich vornehmlich den Kranken und Suchenden zugewandt und ist damit ein leuchtendes Zeichen für ihre Gemeinschaft und die ganze Kirche“, sagte Meisner.

Schwestern der vor 150 Jahren gegründeten Ordensgemeinschaft hatten während des Gottesdienstes den schlichten Eichenholzsarg mit den Reliquien Mutter Rosas zum Altar gebracht. Dort bleibt der Schrein noch drei Tage aufgebahrt. Dadurch soll vielen Gläubigen Gelegenheit gegeben werden, die neue Selige im Dom zu verehren. Am Mittwochmorgen wird der Sarg wieder nach Waldbreitbach in die Kirche der Franziskanerinnen überführt.

Die Seligsprechung war die erste im Trierer Dom. Papst BenediktXVI. hatte das Verfahren erst vor drei Jahren neu geregelt. Seitdem sind Seligsprechungen in der jeweiligen Ortskirche möglich.

Zelebranten waren neben dem Kardinal unter anderem der Trierer Diözesanadministrator Bischof Robert Brahm, der Erzbischof von München und Freising, Dr. Reinhard Marx, der Bischof von Crateús in Brasilien, Jacinto Brito, Bischof Antonius Hurkmans aus Hertogenosch in den Niederlanden, die Bischöfe von Essen und Limburg, Dr. Felix Genn und Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst, sowie der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Dr. Peter Neher.

In seiner Begrüßung dankte Diözesanadministrator Brahm den Franziskanerinnen von Waldbreitbach, „dass sie über 50 Jahre hinweg treu das Anliegen der Seligsprechung von Mutter Rosa Flesch durch ihr Gebet und ihr Tun begleitet haben.“ Schwester M. Engeltraud Bergmann, Vize-Postulatorin im Seligsprechungsprozess, verlas die so genannte „Petitio“, eine Beschreibung und Würdigung des Lebens von Mutter Rosa. Schon in jungen Jahren, so heißt es in der Petitio, habe die 1826 in Vallendar bei Schönstatt geborene Margaretha Flesch mit der Betreuung von Waisenkindern und der Pflege kranker Menschen begonnen. 1856 schlossen sich ihr die ersten beiden Gefährtinnen an, mit denen sie ein franziskanisch ausgerichtetes Gemeinschaftsleben pflegte. Die erforderliche kirchliche Zustimmung zur Gründung einer Schwesterngemeinschaft erhielt Margaretha Flesch am 13. März 1863 durch den Bischof von Trier. Schwester Engeltraud erinnerte daran, dass Mutter Rosa während ihres Lebens viel Unrecht und Leid erfahren habe: „Durch unlautere Machenschaften und Intrigen wurde sie seit 1878 in der von ihr gegründeten Gemeinschaft an den Rand geschoben und totgeschwiegen. Ihre Größe zeigte Rosa Flesch vor allem darin, wie sie die 28 Jahre lang währende Zeit der Ausgrenzung ausgehalten hat.“

Kardinal Meisner verlas im Anschluss an die Petitio das Apostolische Schreiben vom 30. April, mit dem Papst Benedikt XVI. Mutter Rosa „in das Buch der Seligen eingeschrieben hat.“ In diesem Schreiben heißt es: „Wir entsprechen der Bitte unseres Bruders Reinhard Marx, ehemals Bischof von Trier, und des Diözesanadministrators Robert Brahm, Titularbischof von Mimiana, und vieler anderer Brüder im Bischofsamt sowie zahlreicher Gläubigen, und erlauben, nach Beratung mit der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen, kraft unserer Apostolischen Autorität, dass die verehrungswürdige Dienerin Gottes Maria Rosa, mit bürgerlichem Namen Margaretha Flesch, Jungfrau, Gründerin des Institutes der Franziskanerinnen der Allerseligsten Jungfrau Maria von den Engeln, die, vereint mit dem Leiden Christi, ihr Leben eingesetzt hat in der Liebe zu den Ärmsten, den Leidenden und Verlassenen, fortan als Selige angerufen werden kann. Ihr Fest darf jährlich am 19. Juni an den Orten und nach dem vom Recht gesetzten Regeln gefeiert werden.“

Nach der Verlesung des Apostolischen Schreibens wurde in einer Prozession der Schrein mit den Reliquien Mutter Rosas zum Altar gebracht. Der Schrein wurde getragen von Schwestern der von Mutter Rosa gegründeten Ordensgemeinschaft aus Brasilien, Deutschland, den Niederlanden und den USA. In einem Dankeswort machte Diözesanadministrator Brahm deutlich, dass Mutter Rosa „eine Pionierin christlicher Nächstenliebe“ geworden sei. Mutter Rosa, so sagte Brahm, könne auch heute zum „Vorbild für den christlichen Einsatz in der Welt werden“.

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