Trier: Nichtraucherschutz-Gesetz verunsichert Wirte und Gäste

(cofi) Was die einen freut, ärgert die anderen. Das Gesetz zum Nichtraucherschutz spaltet in Trier die Geister. Nikotin-Abstinenzler genießen am ersten Tag nach dessen Inkrafttreten die qualmfreie Luft in Kneipen und Bars, Raucher fühlen sich diskriminiert.

 Rauchgeschwängerte Luft mit Apfel-, Minze- und Erdbeer-Aromen durchzieht das orientalische Cafe „Shahrazad“ von Rami Karmi. Dort blubbern die Wasserpfeifen nach wie vor im Gleichklang, denn das Café ist inhabergeführt und fällt noch unter die Sonderregelung.

Rauchgeschwängerte Luft mit Apfel-, Minze- und Erdbeer-Aromen durchzieht das orientalische Cafe „Shahrazad“ von Rami Karmi. Dort blubbern die Wasserpfeifen nach wie vor im Gleichklang, denn das Café ist inhabergeführt und fällt noch unter die Sonderregelung.

Foto: Cordula Fischer

„So etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagt Christa Föhr-Hoogkamer. Allein sitzt sie im Schankraum in ihrer Eckkneipe. Die hat sie zwar mit einem Zettel als „Nichtraucherfreie Gaststätte“ gekennzeichnet. „Es ist ein inhabergeführtes Lokal“, erklärt die Gastwirtin. 90 Prozent ihrer Kundschaft seien Raucher. „Und für die gehört zum Bier einfach eine Zigarette dazu.“

Dass aber auch Zigarettenfreunde am normalerweise umsatzstarken Samstagabend fern bleiben, könnte ein erster Vorgeschmack auf die Auswirkungen des Nichtraucherschutz-Gesetzes und die um sich greifende Verunsicherung der Gäste sein. <EP>„Die vorläufige Ausnahmeregelung für inhabergeführte Kneipen mit nur einem Schankraum ist eine positive Entscheidung. Daran hat niemand mehr geglaubt. Aber wenn die gekippt wird und die Gäste wegbleiben, ist für mich die Entscheidung zu schließen getroffen worden.“

Rauchgeschwängerte Luft mit Apfel-, Minze- und Erdbeer-Aromen durchzieht das orientalische Cafe „Shahrazad“ von Rami Karmi. Dort blubbern die Wasserpfeifen nach wie vor im Gleichklang. Wer hier einkehrt, will eine Shisha rauchen und sich an einem Teil orientalischer Kultur erfreuen. „Noch kann ich mein Café als Raucherzone betreiben. Aber es macht mir Angst, dass diese Schonfrist nur ein paar Wochen oder Monate bestehen könnte“, sagt er. „Dann wäre meine Existenz und die meiner Familie bedroht. Wenn ich schließen muss, muss ich Hartz IV beantragen“, erklärt der Inhaber.

Obwohl sie Nichtraucherin ist, fühlt sich Sandra Lempges (20) wohl in dem Shisha-Café. „Aber ich finde das Gesetz eigentlich in Ordnung. Denn nach einem Kneipenbesuch riecht man endlich nicht mehr wie eine Tabakfabrik, und ich werde nicht mehr gezwungen, den Qualm einzuatmen.“

„Wir lassen uns das Rauchen nicht verbieten. Das geht eindeutig zu weit. Für Restaurants ist das Gesetz okay, aber in Kneipen ist das ein Witz“, sagt Frank Adam. Kein Witz ist das „Raucher-Abteil“, in das das Team des „Piranha“ notgedrungen rauchende Gäste bittet. Fünf Barhocker und drei Aschenbecher stehen in einem schmalen, kargen Raum, der mit seiner Funktion als Abstellkammer und Durchgang zum Innenhof ausgedient hat. Den kompletten Nikotin-Verzicht müssen die Gäste des „Zapotex“ üben. „Es läuft besser als befürchtet“, sagt Kellner Jörg Eisenhauer. Einige Kneipenbesucher inhalieren vor der Tür noch einen letzten tiefen Zug und treten ein, um sich ein Bier danach zu bestellen.

Ein ähnliches Bild findet der Ausgeh-Willige in der Judengasse. Trauben von Menschen stehen vor den Kneipen-Türen, der Qualm hängt in dicken Schwaden in der Luft. Mit einem blauen „Rauchen-erlaubt“-Schild ist die „Galerie“ als eines der letzten Raucherbiotope gekennzeichnet. Das hat sich Inhaberin Marion Melchior beim Hotel- und Gaststättenverband besorgt.

Nicht nur der blaue Dunst sorgt in der Kneipe für dicke Luft. Eines der heiß diskutierten Gesprächsthemen auf der Hitliste ist das Nichtraucherschutz-Gesetz.

„Viele Wirte und Gäste sind verunsichert und verärgert.“ Das hat Melchior in vielen Gesprächen erfahren. „Für Restaurants ist das Gesetz total korrekt. Aber bei Kneipen sollte man den Wirten die Entscheidung überlassen, wie sie ihr Lokal führen. Und das dauerhaft.“

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