1,7 Millionen Euro für Geschichtsprojekt

Mit seinen Forschungen zur europäischen Künstlersozialgeschichte des Mittelalters und der Frühneuzeit ist es dem Trie rer Kunstgeschichte-Professor Andreas Tacke gelungen, den Europäischen Forschungsrat zu überzeugen. Er erhält 1,7 Millionen Euro für ein Projekt, für das mehrere Arbeitsplätze entstehen sollen (der TV berichtete).

 Wird aus Brüssel 1,7 Millionen Euro für ein Forschungsprojekt an der Uni Trier erhalten: Professor Andreas Tacke. TV-Foto: Heinz Kreil

Wird aus Brüssel 1,7 Millionen Euro für ein Forschungsprojekt an der Uni Trier erhalten: Professor Andreas Tacke. TV-Foto: Heinz Kreil

Trier. Auf fünf Jahre ist das Projekt "Artifex" angelegt, für das der Trierer Kunstgeschichte-Professor Andreas Tacke 1,7 Millionen Euro aus Brüssel erhält. Ziel ist es, ein Bild des Gildewesens, der Zusammenschlüsse von Handwerkern im Mittelalter, zu erarbeiten.

Im September geht es los. Vier feste wissenschaftliche Stellen sollen geschaffen werden, hinzu kommen studentische Hilfskräfte. Für die Archivrecherche sind bis zu 15 weitere Arbeitsstellen unter anderem in Belgien, Frankreich, Italien, Kroatien, Polen, Slowenien und Weißrussland angedacht. "Es werden sieben Tagungen in Trier stattfinden", kündigt Tacke an. Die Ergebnisse sollen in 15 bis 20 Veröffentlichungen dokumentiert werden.

"Artifex" beschäftigt sich mit der Ausbildung zum Maler, spezialisiert auf die Zeit vom Mittelalter bis um 1800. Der Künstler war ein Handwerker, der eine solide Ausbildung zu absolvieren und ein Meisterstück abzuliefern hatte. Erst dann durfte er am Kunstmarkt mitmischen und Aufträge entgegennehmen. Dieses Ausbildungssystem, vergleichbar mit Meisterbetrieb und Meisterbrief, fand ein Ende, als Napoleon das Gildewesen auflöste.

Gegen die fortan einsetzende Theoretisierung und Akademisierung der Künstlerausbildung wehrten sich, wie Tacke sagt, noch Anfang des 20. Jahrhunderts die Künstler der "Brücke" und des "Blauen Reiters" - beispielsweise Ernst Ludwig Kirchner, Wassily Kandinsky, Franz Marc und August Macke.

Dem Trierer Professor, der, "wenn meine beiden Kinder mich lassen", gerne Städtereisen unternimmt, die Oper besucht oder im Garten gräbt, ist es eine Herzensangelegenheit, das einseitig negative Bild des Gildewesens zu revidieren.

Der 1954 geborene Münchner, der außer Kunstgeschichte auch Architektur, Soziologie und Philosophie studiert hat und über Münster, Berlin, Rom, den USA, Nürnberg, Augsburg und Kassel 2004 an die Uni Trier "gerufen" wurde, antwortet auf die Frage, warum er ausgerechnet nach Trier gekommen ist: "Die Trierer sollten ihre Stadt nicht unterschätzen!"

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