105 Jahre Unternehmergeschichte in Stein

Auf touristischen Pfaden taucht es kaum auf, dabei ist es nahezu einzigartig in Trier: das Haus Nummer 27 in der Kaiserstraße. Das Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete Gebäude gehört dem Einzelhandelsverband Region Trier. Dieser hat das Baudenkmal nun saniert.

Trier. Repräsentativ. Dieses Wort trifft als Beschreibung gut die Wirkung des geschichts trächtigen Hauses im Stil der deutschen Spätrenaissance, das in der Kaiserstraße steht. Über der Tür steht Haus des Handels, oben am Giebel ist in goldenen Lettern Handelskammer zu lesen. Dieses Haus steht nicht nur für Bau- sondern auch für Trierer Unternehmensgeschichte.

Nach den Entwürfen des Trierer Architekten Ernst Brand von 1903 ist es in den Jahren 1904/1905 vom Architekturbüro Reitz & Sievernich erbaut worden.

Per königlichem Erlass wurde 1855 eine Handelskammer für die Stadt Trier gegründet. Erster Präsident war Kommerzienrat Wilhelm Rautenstrauch.

Zunächst fanden die Sitzungen der ersten Trierer Kaufleute-Institution am Kornmarkt statt. Der Plan, ein eigenes Domizil zu errichten, wurde 1903 mit dem Kauf des Grundstücks Nummer 27 in der Kaiserstraße und dem Bau des dreigeschossigen Hauses mit der repräsentativen Frontfassade in die Tat umgesetzt.

Heute an einer vielbefahrenen Straße und zwischen wenig ansprechender Architektur, hat das Haus nicht an Wirkung verloren. Wer einen Moment innehält und nach oben schaut, muss beeindruckt sein von dem prächtigen Giebel mit Rollwerkdekor, den seitlichen, gotisierenden Treppengiebeln, den Sandsteinornamenten und dem von Säulen flankierten Eingangsportal, an der der Schriftzug "Haus des Handels" zu lesen ist.

Original wie die Fassade ist auch die zweiteilige Tür, die Besuchern den Weg in ein ebenso größtenteils original erhaltenes Treppenhaus und die Geschäftsräume des Einzelhandelsverbands (EHV) im ersten Stock öffnet. Sitzungssaal, Lesesaal und Büro des Syndikus sind über den Türen ausgewiesen. Vor allem der Sitzungssaal macht den Stand der Trierer Kaufleute deutlich mit seiner bemalten Balkendecke, an der die Wappen der zum Kammerbereich gehörenden Städte zu sehen sind, und der zum Teil geschnitzten Holzvertäfelung. Vom Mobiliar indes ist nur der majestätische Präsidentenstuhl erhalten.

Erst 1957 veräußerte die Industrie- und Handelskammer ihren Sitz in der Kaiserstraße, heute ist die IHK in der Herzogenbuscher Straße. Neuer Besitzer wurde der Einzelhandelsverband Region Trier, der bis heute seine Geschäftsräume dort hat. Bereits in den 70er und 90er Jahren investierte der EHV in den Erhalt des Baudenkmals. Der feiert heute Jubiläum: Am 6. August 1920 wurde er ins Vereinsregister eingetragen.

Die Fassadensanierung koordinierte Rainer E. Meyer, 16 Jahre Präsident und heutiger Ehrenpräsident des Verbands. Von Mitte April bis Mitte Juli dauerten die Arbeiten: Säuberung, Putzarbeiten, neuer Farbanstrich, Ausbesserung der Schäden an den Sandsteinornamenten. Außerdem wurde der Schornstein saniert. "Es gibt kein Gebäude aus der Zeit, das dieses hier übertrifft" sagt Meyer. 80 000 Euro hat der Verband investiert, einen Zuschuss von 10 000 Euro gab es von der Trier-Gesellschaft, von der Landesdenkmalpflege gibt es eine Zusage über 15 000 Euro. Als gelungen bezeichnen Meyer und Alfred Thielen, Geschäftsführer des EHV, die Sanierung. "Die Handwerker haben sich mit dem Haus identifiziert", sagt Thielen. Das sehe man. Am 12. September öffnet das Haus des Handels zum Tag des offenen Denkmals die sonst der Öffentlichkeit verschlossenen Türen. Bereits am 27. August feiert der EHV sein Sommerfest. Motto: Politik trifft Handel.

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