Wirtschaft Neue Ideen halten die Tradition frisch

Trier · Für 140 Jahre Trierer Unternehmens- und Familiengeschichte steht die „Kofferecke“ am Hauptmarkt. Inzwischen stellt die fünfte Generation im Geschäft für Lederwaren, Koffer und Co. die Weichen Richtung Zukunft.

 Die vierte und fünfte Generation in der Kofferecke (von links) Sabrina, Dominik, Monika und Gunther Niedenführ.

Die vierte und fünfte Generation in der Kofferecke (von links) Sabrina, Dominik, Monika und Gunther Niedenführ.

Foto: Martin Recktenwald

Damit ein Unternehmen über 140 Jahre Bestand hat und außerdem stets familiengeführt bleibt, sind zwei Dinge besonders wichtig. Erstens muss jede folgende Generation erneut für das Geschäft begeistert und mit den notwendigen Kenntnissen vertraut gemacht werden. Und das Zweite formuliert Gunther Niedenführ, Senior-Chef der Kofferecke, aus seiner eigenen Nachfolge-Erfahrung Anfang der 1980er Jahre so: „Die neue Generation muss sich die Strukturen ansehen – erkennen, wo Veränderungen notwendig sind. Und dann im richtigen Moment antreten, um diese umzusetzen.“

Als erste hatte sich auf diese Weise zu Beginn des 20. Jahrhunderts seine Großmutter Angelika Niedenführ, geborene Ludwig, eingebracht. Angefangen hatte das Unternehmen 1880 mit ihrem Vater Heinrich Ludwig. Er eröffnete damals in der Brückenstraße eine Sattlerei mit Werkstatt und Verkauf. Die stetig fortschreitende Industrialisierung ließ allerdings die Nachfrage nach Sätteln schwinden. Heinrich Ludwigs Tochter Angelika schlug deshalb vor: Lass uns doch in den Verkauf von Lederwaren einsteigen. Fachwissen zum Material war ja bereits vorhanden. Und damit begründete sie das bis heute tragende Standbein des Unternehmens.

Mit den Toden von Heinrich Ludwig 1931 und seiner Frau Anna-Katharina 1944 endete die erste Generation. Angelika Niedenführ übernahm die Geschäftsführung, ihr Sohn Kurt unterstützte sie beim Neustart des Geschäftes nach dem zweiten Weltkrieg. „Meine Großmutter hatte gute Kontakte zum Pfarrer von St. Gangolf. So kam das Wiederaufbau-Projekt am Hauptmarkt zustande“, erzählt Gunther Niedenführ. Im Einvernehmen mit der Kirchengemeinde wurde das Haus am Hauptmarkt 7 wiedererrichtet und darin das heutige Ladenlokal eröffnet.

Zu den besonderen Meilensteinen der dritten Generation um Kurt Niedenführ zählte 1966 die Übernahme des benachbarten Schirmgeschäfts „Hieronymus Eck“. Beide Läden wurden durch Gunther Niedenführ 1984 in einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) zusammengeführt. Dies habe er als einen wichtigen Zukunftsschritt angesehen, als er 1980 als Geschäftsführer einstieg, berichtet er. Gemeinsam mit seiner Frau Monika lenkte er die Unternehmensgeschicke dann bis in die heutigen Tage. Dazu gehörten einige Jahre lang auch Filialen in Saarburg und Konz.

Im Jubiläumsjahr 2020 geht nun die fünfte Generation voll ins Rennen. Tochter Sabrina Niedenführ wirkt schon seit 2005 in der Koffer­ecke mit. Ihr Bruder Dominik ist zum Januar dieses Jahres eingestiegen, er arbeitete nach dem Studium zunächst in einer anderen Branche in Köln. Die Rückkehr in den Familienbetrieb sei für ihn aber immer eine reizvolle Option gewesen. „Ich bin mit dem Laden aufgewachsen. Nach der Schule habe ich hier meine Hausaufgaben gemacht“, begründet er die gewachsene Bindung. Vor allem in der Weihnachtszeit hätten seine Schwester und er später auch dort mitgearbeitet.

 Eine ältere Aufnahme vom Trierer Hauptmarkt mit Blick auf die Kofferecke (links im Bild). Das Unternehmen besteht seit 140 Jahren.

Eine ältere Aufnahme vom Trierer Hauptmarkt mit Blick auf die Kofferecke (links im Bild). Das Unternehmen besteht seit 140 Jahren.

Foto: Dominik Niedenführ

Zurzeit läuft eine Übergangsphase, nach der die beiden Geschwister die Geschäftsführung komplett von ihren Eltern übernehmen möchten. Zu ihren neuen Ideen zählt eine stärkere Präsenz im Internet. „In diesem Jahr mit dem Corona-Lockdown hat sich der Webshop bereits bewährt. Wir werden ihn ausbauen“, sagt Dominik Niedenführ. Hauptankerpunkt des Unternehmens soll aber weiterhin die Kofferecke am Hauptmarkt bleiben. Dort lasse sich das eigene Konzept von Qualität und Service am besten an die Kunden vermitteln. Die Familie zeigt sich zuversichtlich, so die 140-jährige Tradition erfolgreich fortzuführen.

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