23-Jähriger flüchtet vor Polizei aufs Dach - Zahlreiche Schaulustige

Trier · Polizeieinsatz in Euren: Eine gute Dreiviertelstunde lang hat ein 23-Jähriger am Montag in der Eurener Straße auf einem Hausdach gesessen. Der junge Mann war vor der Polizei dorthin geflüchtet, die ihn verhaften wollte. In seiner Angst drohte er, vom Dach zu springen. Das Drama zog etliche Schaulustige an.

 Ein 23-jähriger Mann ist in Trier Euren vor der Polizei auf das Dach eines Mehrfamilienhauses geflüchtet. Der Feuerwehr gelingt es schließlich, mit der Drehleiter den Mann wieder herunter zu holen.

Ein 23-jähriger Mann ist in Trier Euren vor der Polizei auf das Dach eines Mehrfamilienhauses geflüchtet. Der Feuerwehr gelingt es schließlich, mit der Drehleiter den Mann wieder herunter zu holen.

Foto: Agentur Siko

Rittlings sitzt der junge Mann auf dem fleckigen Satteldach des viergeschossigen Wohnhauses in der Eurener Straße. Die Hände hat er an den Schornstein gelegt. Er will springen, falls ein Retter zu ihm heraufkommt.

Vor einer guten halben Stunde ist der 23-Jährige auf den First geklettert, auf der Flucht vor der Polizei, die ihn verhaften wollte.

"Als der Gesuchte bemerkte, dass die Beamten ins Haus gekommen waren, wollte er sich der Festnahme entziehen", sagt Polizeisprecher Karl-Peter Jochem.

Gegen den jungen Trierer und zwei Komplizen hatte die Staatsanwaltschaft am Freitag Haftbefehle erlassen. Sie werden verdächtigt, gemeinsam Schrott gestohlen zu haben. Die zwei Mittäter hatte die Polizei schon am Freitag festgenommen. Der Dritte stammt gebürtig aus Trier, hat aber zurzeit keinen festen Wohnsitz. "Unsere Ermittlung haben aber ergeben, dass er sich in diesem Haus aufhält", sagt Jochem.

Am Montagnachmittag gegen 15.15 Uhr sollte der Zugriff erfolgen. Stattdessen sitzt der mutmaßliche Schrottdieb nun auf dem Dach und droht, sich das Leben zu nehmen.

Die Polizei hat Feuerwehr und Notarzt verständigt. Am Boden liegt zusammengerollt ein Sprungtuch bereit. Die Beamten verhandeln mit dem jungen Mann.

Am Rand der Eurener Straße haben sich knapp 30 Schaulustige gesammelt. Darunter mehrere Bewohner der 25 städtischen Sozialwohnungen, die in dem heruntergekommenen Häuserkomplex untergebracht sind.

Das Drama ist für sie ein Lustspiel. Für den Dachsitzer haben sie hauptsächlich hämisches Gelächter übrig. "Jetzt guck doch, da hockt der", versucht ein Mann ein etwa zweijähriges Kind in Strumpfhosen, das er auf seiner Hüfte trägt, für das Geschehen zu begeistern. Mitleid für den 23-Jährigen, der offenbar Panik und Angst hat, ist nicht zu spüren.

Jetzt fährt die Feuerwehr eine Leiter zum Dach aus. Am Ende der Leiter stehen zwei Polizisten in einem Korb. Ihre Gesichter haben sie unter schwarzen Sturmhauben versteckt. "Das sind geschulte und erfahrene Kollegen hier aus Trier", sagt Polizeisprecher Jochem. Ein Sondereinsatzkommando sei nicht verständigt worden.

Es braucht nur wenige Minuten und ein paar Handgesten. Dann steigt der Mann über einen kurzen Steg in den Korb. Die Leiter fährt nach unten.

"Und dafür hab ich jetzt hier so lange gestanden, oder was?", motzt einer der Schaulustigen auf tiefstem Trierisch. Nach Ironie klingt es nicht.

Polizisten in Zivil setzen den Verdächtigen, der sich nicht weiter wehrt, in ein Polizeiauto. Er soll noch am Abend dem Haftrichter vorgeführt werden.

Die Feuerwehr packt zusammen. Und auch die Gruppe der Gaffer löst sich auf. Zurück bleiben auf dem kleinen Wiesenstück mehrere leere Bierdosen und zerdrückte Zigarettenschachteln. Die Vorstellung ist zu Ende.

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