30 000 Menschen am Wochenende beim 67. Olewiger Weinfest unterwegs

Trier · Bestes Wetter, kühler Weißwein und jede Menge Musik: Das 67. Olewiger Weinfest hat seinen Fans alles geboten, was zu einem ordentlichen Trierer Fest dazugehört. Wer das am Wochenende verpasst hat, muss sich nicht grämen: Heute geht die Party weiter.

Das hatten sich die beiden Motorradkumpel aus dem Ruhrpott anders gedacht. "Eigentlich wollten wir nach Wacken", sagt der Mann mit der Lederweste, lacht und hebt das filigrane Weinglas. Stattdessen sind sie - Glück auf! - nun in Trier gelandet. Weinfest statt Wacken, 70er, 80er, 90er und das Beste von heute statt Heavy Metal, Riesling statt Dosenbier.

Ach, und so matschig wie beim Open-Air-Musikfestival in der kleinen Gemeinde in Schleswig-Holstein ist es in Trier-Olewig auch nicht. "Eigentlich sind wir keine Weintrinker", bekennt Detlef Tomberg aus Kamp-Lintfort, kurz bevor sein Freund Sascha Kirchhoff (Gelsenkirchen) noch eine Flasche ordert. "Wenn Sie heute in Trier was erleben wollen, müssen Sie nach Olewig", hatte man den beiden im Hotel gesagt.Das Weinfest hat Flair


Etwas erlebt haben am Wochenende in Olewig laut Veranstalter rund 30 000 Besucher. Viel getrunken (vornehmlich Wein natürlich), viel gegessen (Burger, Lachs, Flammkuchen oder Zuckerwatte zum Beispiel), viel Musik gehört und viele Bekannte getroffen. "Das ist ja das Schöne hier, man kennt hier so viele Menschen. Das Olewiger Weinfest hat Ambiente und Flair", findet Annette Mühlhaus aus Trier. Sie und ihre Bekannten bedauern es nur, dass es auf einem Teil der Strecke seit einigen Jahren keine Stände oder Musik mehr gibt. Früher sei sie an allen vier Tagen da gewesen, heute muss es mindestens noch ein Tag sein. "Man wird ja nicht jünger", sagt sie und tanzt später ausgelassen bei der Weinstube St. Annenhof.

Dass er nicht jünger wird, muss am Samstag auch Jo Hostert feststellen: Er feiert seinen 62. Geburtstag auf der Festwiese - und zwar mit Bier am Stand des SV Olewig. "Ich will meinen Verein unterstützen, denn der gehört genauso zu Olewig wie der Wein", sagt Hostert. Und überhaupt: "Bier ist ja auch ein edles Getränk", wirft Gerhard Klein kurz ein und widmet sich schnell wieder seinem kühlen Blonden.Knappe Hosen, starker Sieger


Gefragtestes Getränk am Sonntagnachmittag ist aber zunächst einmal nur Wasser - vor allem bei den Teilnehmern des Trierer Fassrollens. Bei heißen Temperaturen wird das Wuchten der Weinfässer zur schweißtreibenden Angelegenheit. Die luftigste Beinbekleidung präsentiert die SPD; zu ihren roten Oberteilen laufen die Genossen in knappen, gelben Hosen auf. Eine modisch fragwürdige Taktik gar, um den Gegner, die CDU, zu verwirren? "Nein, das sind Originaltrikots von 1981", sagt Thomas Neises. Die CDU wiederum versucht sich am olympischen Gedanken. So sagt Jutta Albrecht vor dem Wettkampf: "Dabeisein ist alles!" Als Wahlslogan hätte das Motto wohl keine Chance. Am Ende liefern sich beide Parteien ein Kopf-an-Kopf-Rennen und trennen sich schiedlich-friedlich: Für die SPD gewinnen Marco Marzi und Eva-Maria Klein ein Rennen, für die CDU jubeln Udo Köhler und Erwin Engel.

Der große Gewinner aber heißt Feuerwehr Olewig, die die Mannschaftswertung vor dem Team Kraftbräu (Sebastian Nguyen und Chris Böhme) und der Volksbank (Günther Frieden und Peter Michels) für sich entscheidet. Feuerwehrmann Mischa Hammes ist mit seinem Kollegen Sascha Grenner gar so schwungvoll unterwegs, dass sie ihrem Fass den Boden ausschlagen. Titelverteidiger Hammes siegt schließlich auch im Einzel und darf den Wanderpokal schon zum dritten Mal in die Luft strecken - eine Leistung, die ihm von Moderator Thomas Vatheuer kurzerhand den Titel "Gigant des Fassrollens" einbringt.

Peter Terges, Vorsitzender der Vereinigung der Trier-Olewiger Winzer, ist zufrieden. Mit der Besucherzahl, dem Wetter und damit, dass es für ein Fest dieser Größenordnung weitgehend friedlich geblieben ist (siehe Extra). Besonders auffällig in diesem Jahr: "Am Samstag sind viele Menschen erst später hergekommen" - dafür dann aber richtig viele.

Das Programm heute:
Klostergarten: 18 Uhr Thomas Kiessling, 19 Uhr Achim Weinzen & Band, 20.30 Uhr Steff Becker Band Deutschherrenhof: 20 Uhr Soundgesellschaft
Blesius Garten: 20 Uhr Freaky VoicesExtra

Aus Sicht der Trierer Polizei ist das Olewiger Weinfest - gemessen an der Besucherzahl - friedlich verlaufen. Am Freitag mussten die Beamten einen Mann in Gewahrsam nehmen, der sich trotz eines Platzverweises wieder aufs Gelände geschlichen hatte und noch einmal durch Beleidigung und Sachbeschädigung auffiel. Am Samstag war die Polizei Trier nach eigenen Angaben verstärkt auf Präsenzstreife und konnte so schon die eine oder andere alkoholbedingte Auseinandersetzung im Keim ersticken. Im Laufe der Nacht zum Sonntag wurden zwei Fälle von Körperverletzung registriert. Ein Beschuldigter leistete dabei Widerstand gegen die Polizisten. Ein weiterer Beschuldigter wurde nach einer Körperverletzung in Gewahrsam genommen, um weiteren Straftaten vorzubeugen. bec

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