Dorfhistorie Familiengeschichten aus 300 Jahren

Fleringen/Niederlauch · Richard Meyer hat es wieder getan. Der frühere Ortsbürgermeister von Niederlauch hat ein weiteres Familienbuch geschrieben. Er hat aufgeschrieben, wer wen in Fleringen geheiratet hat und wie es ein Dromedar ins Kirchenbuch schaffte.

  Alles klar? Die Verfasser von Familienbüchern leisten oft Detektivarbeit, um die teils nur schwer lesbaren Einträge zu entziffern und zuzuordnen.

Alles klar? Die Verfasser von Familienbüchern leisten oft Detektivarbeit, um die teils nur schwer lesbaren Einträge zu entziffern und zuzuordnen.

Foto: Bistumsarchiv Trier

Diese Beschäftigung ist garantiert eine, der man gefahrlos auch während der Coronapandemie nachgehen kann. Denn beim Erstellen von Familienbüchern ist man lange Zeit alleine. Nach der Aufarbeitung der Quellen für Oberlauch und Weinsheim hat Richard Meyer nun ein Familienbuch für Fleringen vorgelegt (siehe Info). Die geplante offizielle Vorstellung musste verschoben werden.

Dass der offizielle Termin nicht stattfinden kann, betrübt Meyer nicht besonders. Denn er schreibt die Familienbücher, weil sie zu einer Leidenschaft geworden sind. Nicht wegen Ruhm, Geld und Ehre. „Reich wird man mit den Büchern nicht“, sagt er.

Doch wie kommt man dazu, solch ein Buch zu schreiben? Am Anfang hat die eigene Familiengeschichte gestanden. „Man weiß ja, wer die Großeltern gewesen sind“, sagt Meyer. Doch bei den Urgroßeltern wird es dann oft schwierig. Denn diejenigen, die es noch gewusst haben, leben meist nicht mehr. Schriftliche Dokumente aus der Urgroßelternzeit sind in den Familien auch oft verlorengegangen. Da helfen dann unter anderem die Familienbücher.

Im Fall Fleringen hat Richard Meyer dafür unter anderem die Kirchenbücher ausgewertet, die seit 1683 für die Pfarrei St.Lukas vorliegen. Aufgrund der pfarrlichen Zuordnung – das Verwalten von anderen Pfarreien ist nicht unbedingt eine Erfindung der Gegenwart – sind darin auch Familien aus Oberhersdorf, vom Anzelter Hof, der Hersdorfer Mühle, Gondelsheim und auch Wallersheim enthalten.

Man darf sich diese Kirchenbücher jedoch nicht wie eine sauber geführte Chronik vorstellen. „Jeder Pastor hat das so gemacht, wie er das für richtig hielt“, sagt Meyer. Da ändern sich dann schon einmal die Schreibweisen von Familiennamen. Die Kinder von Johann Michael, der mit den Familiennamen Theis, Zappen oder Ganser auftaucht, und seiner Frau Anna Eisabeth Neven heißen Zappen oder Theis. Die Kinder des aus Wallersheim stammenden und nach Fleringen verheirateten Nikolaus Peils werden auf den Hausnamen seiner Frau Gertrud Gierden getauft. Man erkennt: Auch schon in früheren Jahrhunderten war es durchaus üblich, dass Kinder den Familiennamen der Mutter tragen.

Dank der französischen Revolution und deren Folgen gibt es eine weitere Quelle für die Familienforschung. Mit der Besetzung des Rheinlands wurde im Rheinland ein Standesamtswesen eingeführt. Diese Akten liegen für Fleringen ab 1798 vor. Zudem werden seit einiger Zeit auch die bei Beerdigungen verteilten Totenzettel gesammelt und im Internet unter der Adresse www.wgff-tz.de zugänglich gemacht. Dadurch ist es möglich, auch Daten im Familienbuch zu veröffentlichen, die aufgrund des Datenschutzes in den Archiven nicht zugänglich sind. Und so erfährt der Leser des Familienbuchs unter anderen, dass der 1891 geborene Johann Laures Jesuit wurde und als Professor der katholischen Universität Tokio 1959 in Japan starb.

Professor Laures ist nicht der einzige Fleringer mit einer besonderen Geschichte, die im Buch zu finden ist. Unter anderem findet sich dort auch ein Dromedar. Und zwar im Taufeintrag für den am 11. April 1704 in Gondelsheim geboreren Johann Friedrichs. Dessen Vater Nikolaus wird vom damals zuständigen Pfarrer als „das Tromedar“ bezeichnet. Damit ist wohl der Dromedar gemeint. Dieser Namen leitet sich von griechischen Wort dromus für „laufend“ ableitet. Was der eintragende Geistliche Anfang des 18. Jahrhunderts mit dem Tomedar vermutlich meinte, dass Familie Friedrich Vagabunden waren. Umherziehende Händler ohne festen Wohnsitz. Keine Seltenheit in jenen Tagen.

 Richard Meyer hat sein neustes Werk vorgelegt.

Richard Meyer hat sein neustes Werk vorgelegt.

Foto: Arno Meyer

Zurück zum seit vielen Jahren in Niederlauch lebenden Richard Meyer. Der hat drei Jahre mit der Arbeit am Familienbuch Fleringen verbracht und kann sich vorstellen, weitere Jahre mit dem Entziffern, Ordnen und Zusammentragen von Familiengeschichte zu verbringen. „Welchen Ort ich mir vornehme, will ich aber noch nicht verraten“, sagt Meyer. Die Auswahl unbearbeiteter Orte ist anders als im Altkreis Bitburg noch vergleichsweise groß. Wallersheim, Büdesheim, Schönecken, Lützkampen oder Stadkyll. Für alle gibt es viele alte Kirchenbücher und noch keine Bearbeitung, bei der der Interessierte bequem nachschauen kann, wann der Urgroßvater geboren wurde und woher die Ururgroßmutter stammte.

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