41 Millionen Euro für RWE-Aktienpaket

Die Stadtwerke Trier haben 640 000 RWE-Aktien verkauft und damit einen Erlös von 41 Millionen Euro erzielt. Ein Teil dieser Summe soll in die Nutzung erneuerbarer Energien fließen, sagt SWT-Vorstand Olaf Hornfeck. Dazu gehört offenbar die neue Photovoltaikanlage zwischen Bekond und Föhren mit einem Investitionsvolumen von 25 Millionen Euro.

Trier. "Um die Existenz der Stadtwerke langfristig zu sichern und das Anlagerisiko zu streuen, werden wir mit den Erlösen aus den Aktienverkäufen eine dreigeteilte Anlagenstrategie verfolgen", betont Hornfeck. Die Schuldentilgung und die Senkung der Zinslast sind die ersten Ziele. "Zweitens werden damit neue Projekte finanziert, insbesondere im Bereich der erneuerbaren Energien."Im Gespräch mit dem TV ließ Hornfeck erkennen, dass die Verhandlungen über die Rolle der SWT als Investor und Betreiber der neuen Photovoltaikanlage zwischen Föhren und Bekond offenbar positiv verlaufen (der TV berichtete). Der SWT-Vorstand nannte die Summe von 25 Millionen Euro. Die Versammlung des Zweckverbandes Industriepark Region Trier (IRT) hatte in der letzten Sitzung vor dem Jahreswechsel den Grundsatzbeschluss für den Bau einer Photovoltaikanlage gefasst. Das Sonnenkraftwerk soll zwischen Bekond und Föhren neben der L148 entstehen. Drittens, so Hornfeck, investierten die Stadtwerke in neue Anlagefonds, um zukünftig wieder über Mittel zur Weiterentwicklung des Unternehmens zu verfügen. Ausgleich des defizitären Haushalts

Der Blick von OB Klaus Jensen richtet sich sofort auf seinen Haushalt. "Der Aktienerlös ist zwingend zum Ausgleich des defizitären Verwaltungshaushalts einzusetzen", sagt der Verwaltungschef. Die Gewinnausschüttung werde der Stadt dazu verhelfen, den laufenden Verwaltungshaushalt für das zurückliegende Haushaltsjahr 2007 zumindest ausgeglichen abschließen zu können. Der RWE-Aktienbestand der Stadtwerke geht auf das Jahr 1928 zurück. Damals überließ die Stadt Trier die Versorgungsrechte und die Versorgungsanlagen im Umland Triers der RWE-AG und erhielt dafür RWE-Aktien. Zur Verstärkung des Eigenkapitals wurden die Aktien 1984 auf den damals städtischen Eigenbetrieb Stadtwerke Trier übertragen. Die Aktien hatten aktuell einen Buchwert von 38 Millionen Euro.Auch der Landkreis Trier-Saarburg hat 2007 ein 30 Millionen Euro schweres RWE-Aktien-Paket verkauft und will mit dem Erlös sowohl einen Pensionsfonds für Kreisbeamte einrichten als auch die Stiftung "Zukunft in Trier-Saarburg" gründen. Meinung Vernünftige Entscheidung Als Aktienbesitzer fällt die Wahl immer schwer, ob man sich von seinen Papieren trennen oder sie lieber behalten soll. Fällt der Kurs nach dem Verkauf, hat man einen guten Schnitt gemacht; steigt er, hätte man besser halten sollen. Wie man hört, sind die RWE-Aktien sehr hoch notiert, insofern erscheint der Verkauf des Paketes durch Stadt und Stadtwerke plausibel. Zumal die Stadt mit dem Geld einen erheblichen Teil ihrer Schulden tilgen kann und ihr somit künftige Zinsbelastungen erspart bleiben, wobei Fachleute von steigenden Zinsen ausgehen. Die Stadtwerke können und wollen in erneuerbare Energien investieren, was sehr begrüßenswert ist. Insgesamt handelt es sich um eine vernünftige Entscheidung und keinesfalls um das Verhökern von Tafelsilber, sondern um eine Vermögensumschichtung. Einziger Wermutstropfen: Der kommunale Einfluss auf den Energieversorger RWE sinkt, wenn viele andere Städte dem Beispiel folgen. f.giarra@volksfreund.deStimmen: Berti Adams (CDU): Wir haben zugestimmt, hätten uns aber gewünscht, dass wir zumindest mit einem Teil des Geldes dringend notwendige Sanierungen in der Stadt hätten bezahlen können, zum Beispiel die Eislaufhalle oder die Aulbrücke. Aber das war laut ADD nicht möglich. Friedel Jaeger (SPD): Wir haben den Verkauf befürwortet vor dem Hintergrund, dass man jetzt andere, breiter gestreute Anlagestrategien fahren kann. Aktien sind ja immer zu einem gewissen Teil unwägbar. Außerdem profitiert die Stadt und baut Schulden ab. Gerd Dahm (Grüne): In unserer Fraktion waren die Meinungen geteilt, entsprechend haben wir abgestimmt. Entscheidend ist, wie die Stadtwerke das Geld anlegen. Investitionen in erneuerbare Energien sind gut, aber dass auch Millionen für den Anteil am Kohlekraftwerk in Hamm fließen sollen, finde ich nicht gut. Manfred Maximini (UBM): Wir haben unter der Maßgabe zugestimmt, dass das Geld für die Stadt komplett in den Schuldenabbau fließt. Denn unser Ziel heißt bekanntlich Haushaltskonsolidierung. Thomas Egger (FDP): Wir haben diese Entscheidung mitgetragen, weil sie wirtschaftlich sinnvoll ist. Was aus unserer Sicht noch zu klären ist, ist die Frage, wie die Stadtwerke mit dem Erlös umgehen. Wir meinen, das Geld müsste zum Teil in eine Rendite bringende Maßnahme oder einen Fonds investiert werden. Immerhin verzichten wir durch den Verkauf auf eine schöne jährliche Rendite.(fcg)

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