42 025 Unterschriften für das Theater

Trier · Theaterintendant Gerhard Weber, Mitarbeiter und Freunde seines Hauses und viele Kulturschaffende präsentieren Kulturdezernent Thomas Egger am Freitagmorgen eine an den Stadtrat gerichtete Petition mit insgesamt 42 025 Unterschriften. Diese fordert den Erhalt des Theaters als Dreispartenhaus.

 Demo am Freitagmorgen: Die Botschaft der Mitarbeiter und Freunde des Theaters ist klar und deutlich. Alle drei Sparten – Schauspiel, Musik und Tanz – müssen trotz aller finanziellen Zwänge erhalten bleiben. TV-Foto: Friedemann Vetter

Demo am Freitagmorgen: Die Botschaft der Mitarbeiter und Freunde des Theaters ist klar und deutlich. Alle drei Sparten – Schauspiel, Musik und Tanz – müssen trotz aller finanziellen Zwänge erhalten bleiben. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Das Philharmonische Orchester und der Opernchor liefern normalerweise nicht die musikalische Untermalung einer Demo. Doch wenn es um das Trie rer Theater geht, wären Trommeln und Trillerpfeifen wohl die falsche Wahl. So geben die Musiker und Sänger am Freitagmorgen vor dem Haupteingang des Trierer Rathauses ihr Bestes, um ihre Botschaft künstlerisch zu unterstreichen: Das Theater muss mit allen drei Sparten - Schauspiel, Musik- und Tanztheater - erhalten bleiben.
42 025 Unterstützer aus Trier und der Region haben in den vergangenen zwei Monaten die vom Theater gestartete Petition unterschrieben. "Wir sind sehr stolz auf diese Zahl", betont Intendant Gerhard Weber. "Ich bin besonders glücklich darüber, dass mehr als 14 000 dieser Unterschriften aus Trier kommen."
Vor dem Rathaus gibt Weber die Listen an Kulturdezernent Thomas Egger weiter. Doch die Empfänger, daran lässt der Intendant keinen Zweifel, sitzen auch im Stadtrat. "Dieses Ergebnis der Petition ist ein klarer Auftrag an den Rat, sich für den Fortbestand des Dreispartenhauses einzusetzen. Dieses Signal kann er nicht übergehen."
Mitarbeiter und Freunde des Theaters unterstützen die Aktion. Eines ihrer Transparente zählt auf, wie viele Menschen von der Zukunft des Theaters abhängen: "210 Mitarbeiter, 100 Ehefrauen, 110 Ehemänner und 300 Kinder." Die Befürchtungen sind massiv, sie umfassen die Schließung einzelner Sparten und die Auflösung des Ensembles.
Dezernent Egger hat einen schweren Stand. "So gut war die Straßenmusik in Trier noch nie", setzt er an, merkt jedoch selbst, dass Scherze jetzt nicht angesagt sind. "Wir werden es uns nicht leichtmachen, über die Struktur des Theaters zu entscheiden." Viele Dinge seien dabei zu berücksichtigen - auch die Unterschriften. Als er auf die Rolle der Landesfinanzierung verweist, sind einzelne Buh-Rufe zu hören. "Das verstehe ich nicht", sagt Egger später im Gespräch mit dem TV. "Das Land war über Jahre ein verlässlicher Partner. Ohne seine Unterstützung wird es nicht gehen." Zurzeit hat das Land seine Zuschüsse jedoch eingefroren.
Wann die Diskussion abgeschlossen und die finale Entscheidung getroffen wird, könne er jetzt noch nicht sagen, erläutert der Kulturdezernent. Im August wolle er mit Oberbürgermeister Klaus Jensen nach Mainz fahren und mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer besprechen, wie das Land sich in Zukunft die Finanzierung der Theater vorstellt. Egger: "Davon wird es abhängen, welchen Handlungsdruck wir hier in Trier haben." Die direkte Aufforderung des Theater-Betriebsratsvorsitzenden Hartmut Karmeier, die Diskussion vom Tisch zu nehmen und ein klares Bekenntnis für das Theater abzugeben, kommentiert Egger nicht.Meinung

Ein starkes Signal, aber kein Befehl
42 025 Unterschriften sind in der Tat ein starkes Ergebnis, Intendant Gerhard Weber und die Mitarbeiter des Theaters freuen sich völlig zu Recht über diese enorme und mit Sicherheit auch verdiente Unterstützung. Dennoch irrt sich der Intendant, wenn er annimmt, dass der Stadtrat damit einen klaren Auftrag habe, den er jetzt einfach nur noch ausführen müsse. Die Unterschriften sind ein starkes Signal, aber kein Befehl. Das wäre auch fatal, denn dann könnte jede notwendige Strukturreformdebatte mit einer Unterschriftenaktion, falls sie genug Anhänger findet, beendet werden. So einfach darf und wird es sich der Stadtrat nicht machen. Eine Masse an Unterschriften wird das Theater deshalb wohl nicht retten, wohl aber eine Masse an Besuchern. Der beste Weg, dem Haus zu helfen, ist der Kauf einer Karte. Es lohnt sich. j.pistorius@volksfreund.deExtra

Im Theater-Etat fehlt eine halbe Million Euro pro Jahr, steigende Kosten, etwa für höhere Tariflöhne, sind dabei nicht eingerechnet. Das Land hat seinen Zuschuss eingefroren, die Stadt müsste die Zusatzkosten auf ihren Zuschuss von 7,5 Millionen Euro draufpacken. Der Deutsche Kulturrat hat das Theater Trier auf die Rote Liste des Monats Juli gesetzt und als "von der Schließung bedroht" eingestuft. jp

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