44 Busse am Tag bereiten Kopfzerbrechen

Trier/Igel · Sollte die Linie 3 durch Igel geändert werden? Lässt sich die Belastung durch geänderte Taktzeiten mindern? Auch nach einer breiten Bürgerdiskussion im Igeler Bürgerhaus ist keine Patentlösung in Sicht.

Igel. Ein Thema, das in Igel derzeit viele Bewohner beschäftigt, ist die Anbindung an die Linie 3 der Stadtwerke Trier (SWT). Im Jahr 2001 hatten die SWT wegen des steigenden Fahrgastaufkommens im Industriegebiet Eurener Flur ihre Linie 3 mit 20-Minuten-Taktzeiten und dem Einsatz von Gelenkbussen der Entwicklung angepasst. Sozusagen als "Schnäppchen" fiel dabei für die Landkreisgemeinde Igel eine hervorragende Busanbindung an die Stadt Trier ab: Alle 20 Minuten bedient ein Wagen der Linie 3 die höher gelegenen Wohnviertel des Moselorts - dies sind täglich 44 Durchfahrten in den Anliegerstraßen.

Zahlreichen Bewohnern der Secundinierstraße platzte dann in diesem Sommer der Kragen: Da die Linie 3 den westlichen Abschnitt der Straße in beide Richtungen nutzt, kommt es dort werktäglich zu 88 Begegnungen zwischen Anwohner und Gelenkbus (der TV berichtete). Wegen der Proteste hatte Ortsbürgermeister Franz-Josef Scharfbillig das Bus-Thema auf die Tagesordnung einer Bürgerversammlung gesetzt, zu der sich diese Woche rund 60 Bewohner im Bürgerhaus einfanden.

ÖPNV-Experte Michael Schröder erläuterte die Sicht der Stadtwerke und nannte Zahlen: Die Linie 3 werde in Igel mit durchschnittlich 305 Fahrgästen pro Tag und Richtung gut genutzt. Bei jährlich 11 900 Fahrten stiegen rund 21 300 Fahrgäste in Igel ein oder aus. Damit sei die Rentabilität der Linie gewährleistet. Mit Haltestellen unten auf der B-49-Ortsdurchfahrt (Trierer Straße) lasse sich dieses Ergebnis nicht erreichen. Schröder: "Wegen der langen und steilen Heimwege würde die Nutzung schlagartig sinken und nur noch ein Ein-Stunden-Takt möglich." Als Alternative präsentierte Schröder eine Linienführung über Feilenkreuz, Gänsacker, Auf der Hell und Hohler Weg zur Moselstraße. Von dort zurück über Trierer Straße, Kapellen- und Secundinierstraße zum Feilenkreuz. Fahrtechnisch sei diese Route grundsätzlich möglich. Die Zahl der Fahrten im westlichen Teil der Secundinierstraße würde halbiert.

Die Meinung der Einwohner war gespalten. Viele begrüßten die Variante. "Man darf den Schmerz nicht einfach auf eine andere Seite verlagern", erklärten andere. Grundsätzlich überwog die Meinung, dass Igel diese Anbindung auf jeden Fall behalten müsse. Dies betonte auch Bürgermeister Wolfgang Reiland von der VG Trier-Land: "Die Igeler wollen den Bus haben und dies mit optimaler Taktsequenz." Aber es gab auch klare Gegner: Aus den SWT-Zahlen errechnete ein Besucher eine Durchschnittsbelegung von 1,5 Fahrgästen (TV-Berechnung 1,7 Fahrgäste) und fragte: "Wo ist die effektive Auslastung?" Kritisiert wurde auch die einseitige Rentabilitätsbetrachtung der SWT. Darin unberücksichtigt seien die Folgekosten (Straßensanierungen) für Gemeinde und Bürger.

Die unterschiedlichen Auffassungen zwischen Laien und Experten zeigten sich bei der Frage der Taktzeiten. Dem Vorschlag aus der Versammlung die Taktzeiten auf 30 oder 40 Minuten zu verlängern, widersprach Experte Schröder mit Hinweis auf den geregelten Betriebsablauf.

Denn für Zewen/Industriegebiet müsse der 20-Minuten-Takt Bestand haben. Als machbar bezeichnete er den Vorschlag, leer aus Zewen hereinkommende Busse direkt die Endstation an der Bahnhofstraße anfahren zu lassen. So könnten die Anliegerstraßen etwas entlastet werden.

Ortsbürgermeister Franz-Josef Scharfbillig kündigte die Fortsetzung der Busdiskussion im Gemeinderat an. Keine Lösung sei die von den SWT angedachte Linienführung über Auf der Hell und Hohlen Weg. Scharfbillig: "Die enge Straße wird schon heute von Ortskundigen stark frequentiert. Hinzu kommt dort das Parkproblem am Friedhof. Wenn dort eine Beerdigung stattfindet, hätten wir in kurzer Zeit einen Busstau Auf der Hell."

Meinung

Den Bus im Dorf lassen

Fakt ist, dass schwere Gelenkbusse in engen Wohnstraßen eine Belastung bedeuten für Anwohner und Material. Nach jahrelangem Busbetrieb kann der Zustand der Secundinierstraße nur noch als "total hinüber" bezeichnet werden - ihre teure Grundsanierung steht an. Verständlich, dass viele Igeler nach der Verhältnismäßigkeit fragen. Doch man sollte dabei auch den Bus im Dorf lassen: Igel muss sich diese Vorzugsanbindung an die Stadt erhalten. Schon im Interesse seiner Kinder, Jugendlichen und Älteren. Auch viele der heutigen Autofahrer werden einmal "umsteigen" wollen. Das geht aber nur bei der Linienführung durch die Wohnstraßen. Ferne Haltestellen an der B 49 wären schnell verwaist - die Linie würde unrentabel. Eine andere Lösung muss jedoch für die untere Sekundinierstraße her. Busdurchfahrten im Zehn-Minuten-Takt sind in der engen Wohnstraße unzumutbar. Leider dürfte die Alternative über Auf der Hell an der Parkproblematik scheitern. f.knopp@volksfreund.deExtra In der Bürgerversammlung informierte die Gemeinde auch über die ab März 2011 geplante Erneuerung der Secundinierstraße. Der Sanierung der rund 40 Jahre alten Straße gehen Kanal- und Leitungsarbeiten voraus. Dabei erneuert werden auch rund 70 Prozent der Hausanschlüsse. Die Gesamtkosten für den Straßenbau betragen rund 830 000 Euro. 50 000 Euro davon übernehmen die Verbandsgemeindewerke. Von den verbleibenden 780 000 Euro werden 500 000 Euro über wiederkehrende Beiträge auf die Igeler Grundstückseigentümer umgelegt. 280 000 Euro zahlt die Ortsgemeinde. (f.k.)

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