52 Tonnen für den Artenschutz

Trier · Ungewöhnliche Naturschutzmaßnahme: Ein Bergepanzer ist gestern durch den Mattheiser Wald gerollt. So sollen Feuchtbiotope erhalten werden, die durch die jahrelange Nutzung durch das französische Militär entstanden sind.

Trier. Es knirscht unter den Rädern. 52 Tonnen schieben sich langsam einen Waldweg entlang. Eine Schaufel gräbt sich immer wieder in den Waldboden. Es quietscht, während der Bergepanzer der Bundeswehr sich langsam vorwärts schiebt. Mit dem ungewöhnlichen Einsatz soll im Mattheiser Wald dafür gesorgt werden, dass die Lebensräume der dort lebenden Amphibien erhalten bleiben. "Wir imitieren damit den militärischen Übungsbetrieb, der hier bis vor einigen Jahren noch stattgefunden hat", sagt Matthias Coulon, Revierleiter des Bundesforstes für den Mattheiser Wald. Zwischen den 1950er und 1990er Jahren rollten regelmäßig Panzer durch das Areal. In den tiefen Fahrspuren, die die tonnenschweren Fahrzeuge hinterließen, entstanden im Laufe der Jahre kleine Tümpel, die verschiedene Amphibienarten zum Laichen nutzen. Besonders die Gelbbauchunke, die auf der Roten Liste für besonders gefährdete Arten steht, siedelte sich hier an. Auch andere Arten wie der Bergmolch, der Fadenmolch, der Grasfrosch oder die Erdkröte leben in den durch die militärische Nutzung entstandenen Feuchtbiotopen. Seit die Franzosen im Jahr 1999 aus dem Wald abgezogen sind, hat sich auch der Wald verändert. Der Boden vergrast, kleinere Bäume und Sträucher wachsen, Tümpel trocknen aus, kurz: Feuchtbiotope verschwinden, die für viele Amphibien lebensnotwendig sind. "Durch die Aufgabe der militärischen Nutzung sind die Lebensräume deshalb stark gefährdet", sagt Revierleiter Coulon. So griff die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben zu der ungewöhnlichen Maßnahme. Vier Wochen wurde die Aktion geplant, diverse Genehmigungen mussten eingeholt werden, bis der Panzer schließlich aus dem Avelertal zunächst durch Olewig, dann Richtung Kaiserthermen und von dort über die Berliner Allee Richtung Mattheiser Wald rollen konnte. Am Einsatzort angekommen, wurde der Panzer vor allem auf sogenannten Sukzessionsflächen eingesetzt. Dies sind Waldbereiche, die eine längere Zeit sich selbst überlassen wurden und auf denen sich Bäume, Büsche und Gräser angesiedelt haben. Mit dem Panzer werden die Wege, die früher regelmäßig von französischen Panzern befahren wurden, noch einmal nachgefahren, sodass die in den vergangenen Jahren entstandene Vegetation die Feuchtbiotope nicht nachhaltig gefährdet. Dass die Arbeit erfolgreich ist, zeigt die Entwicklung des Bestandes der Gelbbauchunke: Vor sechs Jahren fuhr schon einmal ein Panzer durch den Mattheiser Wald, seit diesem Einsatz hat sich der Bestand deutlich verbessert. volksfreund.de/videoDer Mattheiser Wald im Süden Triers grenzt an die Stadtteile Feyen, Mariahof und Kernscheid. Eigentümer ist seit dem Abzug der französischen Truppen im Jahr 1999 das Land Rheinland-Pfalz, ein kleinerer Teil des Waldes gehört dem Bund. Rund 447 Hektar stehen seit dem Jahr 2003 unter Naturschutz. Seit Mitte 2004 weist die Stadt Trier das Gebiet zusätzlich als Flora-Fauna-Habitat (FFH) aus. Die Bezeichnung geht auf eine EU-Richtlinie zurück, deren Ziel der Schutz von wildlebenden Arten und deren Lebensräumen in ganz Europa ist. mem

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