700 Meter Zug für eine Zirkus-Stadt

Trier · Der Zirkus Roncalli präsentiert ab Freitag sein Programm "Time ist Honey" im Trierer Messepark. Schon gestern sind das Zirkuszelt und die historischen Wagen in der Stadt angekommen - mit einem 700 Meter langen Sonderzug.

 Erst mal Ordnung schaffen: Roncalli-Mitarbeiterin Angela Weller nach dem Transport in ihrem historischen Wohnwagen. TV-Foto: Anna-Sophie Schindler.

Erst mal Ordnung schaffen: Roncalli-Mitarbeiterin Angela Weller nach dem Transport in ihrem historischen Wohnwagen. TV-Foto: Anna-Sophie Schindler.

Trier. Kostbare Fracht ist gestern im Trierer Stadtteil Ehrang angekommen: die Roncalli-Zirkus-Stadt. Mit einem 700 Meter langen Sonderzug ist das Zirkusinventar von Bonn, wo der Zirkus vorher gastiert hat, nach Trier gebracht worden. Sechs Stunden war der Tross bei einer Geschwindigkeit von 65 Kilometern pro Stunde unterwegs. Roncalli sei der einzige Zirkus, der noch über Schienen reise. "Da geht nichts kaputt und es gibt keinen Stau", erklärt Verlademeister Gabriel Mircea.
Yannik Bilas löst in Ehrang die Zirkuswagen von ihren Transportwagen, den sogenannten Loren. Seit 19 Jahren arbeitet der Pole beim Zirkus und weiß genau, was zu tun ist. Zusammen mit Verlademeister Mircea montiert er eine Deichsel am Ende des Wagens. Viel gesprochen wird nicht.
Mit einem mechanischen Traktor aus den 1950er Jahren zieht Mircea die Zirkuswagen von der Lore. "Es ist wichtig, alles in der richtigen Reihenfolge zu entladen, so dass am Messepark schon das Zelt aufgebaut werden kann", sagt Mircea. Drei Stunden dauert es, bis die 80 Wagen des "rollenden Museums", wie es Zirkusdirektor Bernhard Paul nennt, aus Ehrang den Messepark erreicht haben.
Vincent Wols (32) beobachtet das Spektakel seit einiger Zeit. So was habe er noch nicht gesehen, sagt der Niederländer, der wegen Roncalli seinen Urlaub in Trier verbringt. "Ich fühle mich wie ein kleiner Junge, der auf Schulreise geht", sagt er und macht ein Erinnerungsfoto.
Hinter den beigen Holzfassaden der Wagen verstecken sich die Wohnungen der Künstler, aber auch Büroplätze. Es gibt einen Küchen- und einen Toilettenwagen und einen Wagen für Elektronik. Der kleine Wagen mit der Nummer acht gehört Pressesprecherin Angela Weller. Ausgestattet ist er mit einem Bett und einem Kleiderschrank, die für die Fahrt an den Wänden befestigt wurden. Die Treppe liegt mitten im Raum, darüber ein Fahrrad. In ihre Schränke habe sie Kissen gestopft, damit nicht alles durcheinanderfalle. "Es ist gemütlich, nicht zu eng", sagt Weller, die tief einatmet, um das Holz besser riechen zu können.
Wo ihr Wagen während des Gastspiels in Trier steht, bestimmt Logistiker Patrick Philadelphia. Er entwirft einen genauen Plan. Bis zur Premiere am Freitag wird noch kräftig aufgebaut. Erst dann reisen die 50 Helfer in ihr Quartier in Köln zurück, bis sie zum Abbau der Zirkus-Stadt Anfang August wiederkommen. ass

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