99 Stunden für 99 Sekunden

Trier · "Wir machen\'s einfach" lautet in diesem Jahr das Motto des Wettbewerbs "99Fire-Films-Award". In nur knapp vier Tagen musste ein 99 Sekunden langer Film fertig sein, der Jurymitglieder wie Schauspielerin Ursula Karven überzeugen soll. Auch Trierer Studenten machten mit. Gar nicht so einfach.

 Die Trierer Intermedia-Design-Studenten erarbeiten das Konzept für einen 99-Sekunden-Film, mit dem sie an einem Wettbewerb teilnehmen. TV-Foto: Katja Bernardy

Die Trierer Intermedia-Design-Studenten erarbeiten das Konzept für einen 99-Sekunden-Film, mit dem sie an einem Wettbewerb teilnehmen. TV-Foto: Katja Bernardy

Trier. Freitagmorgen, 9.45 Uhr. Sascha Thon, Moritz Bolle, Alessa Schröder, Eva Henkel, Niclas Moos und Sebastian Rhotert haben zwei Dinge gemeinsam: Sie studieren Intermedia Design an der Trierer Hochschule und fiebern der E-Mail des Wettbewerbsveranstalters, Exit-Media GmbH plus Partner, entgegen. Eine Viertelstunde später kennen sie das Thema zu dem Mini-Streifen, der maximalen Einsatz erfordern wird: "Wir machen\'s einfach."
"Ziemlich schwammig", kommentiert Moritz Bolle spontan. "Das kann ein Tabubruch sein, oder es kann darum gehen, eine einfache Lösung für etwas zu finden", meint Eva Henkel.
Für Alessa Schröder klingt das Thema wie ein Slogan. Zig Ideen und ebenso viele Dinge, die in rund vier Tagen erledigt werden müssen, stehen plötzlich im Raum: Schauspieler suchen, passende Musik auswählen, Licht- und Tonkoffer besorgen, drehen, schneiden, Wetterberichte im Auge behalten. Sascha Thon notiert Gesagtes, damit kein Gedanke entschlüpft.
36 Stunden später: Nach mehreren verworfenen Einfällen wie "Spontane Fahrt ans Meer nach Belgien" steht das Drehbuch: Einige Personen, darunter zwei Geschäftsmänner, warten an einer Bushaltestelle in der Theodor-Heuss-Allee. Sie tauschen Blicke aus: unsichere, verlegene, irritierende. Und rennen dann plötzlich los. Ihr Ziel: die Schaukeln auf einem Spielplatz. "Sie machen es einfach, gehen ihrem Spieltrieb nach", erklärt Eva Henkel.
Montag, 10 bis 14.30 Uhr, wird gedreht - und abgebrochen. Dass etwa an der Haltestelle montags ständig Busse ankommen und abfahren, erschwert die Arbeit. Dauerregen macht dem Team dann einen endgültigen Strich durch den Plan.
Und nun? Der Gegner Zeit tickt weiter. Flugs steht Plan B: Das Team entscheidet sich für ein Kunstvideo in einem Raum. Denn trocken und wetterunabhängig muss der Drehort nun sein. Die ausgetüftelte Handlung: Ein Reporter fragt mehrere Leute, ob sie bereit seien, nackt und spontan eine Geschichte vor laufender Kamera zu erzählen, und kassiert viele Neins. Doch einer macht\'s dann einfach. "Blanker Mut" nennt das Team den Kurzfilm. Blanker Mut bedeute auch Grenzen zu überschreiten, gesellschaftliche Normen zu brechen und sich auszuleben, erklärt Thon. Was diese Herausforderung darstelle, könne sich für jedes Individuum unterschiedlich gestalten.
Nach 98 Stunden und 56 Minuten versendet Moritz Bolle den 99-Sekunden-Streifen. Geschafft! Nun warten die kreativen Trierer Studenten auf die Entscheidung der Jury. "Es ist schon nett, zu wissen, welche Personen sich unseren Film anschauen werden", sagt Bolle. Dazu gehören etwa Schauspielerin Ursula Karven und Torsten Koch, Geschäftsführer von Constantin Film. In diesem Jahr hatten sich laut Cordula Bienstein von Exit Media GmbH rund 5000 Teams angemeldet. Davon sechs aus Trier.
Die neun besten Film-Teams werden zur Abschlussgala nach Berlin eingeladen. Die Finalisten können in den drei Kategorien "Beste Idee", "Beste Kamera" und "Bester Film" Geldpreise gewinnen. Für den besten Film gibt es 9999 Euro. Weitere Informationen zum "99Fire-Films-Award" findet man im Internet unter www.99fire-films.de
Extra

Intermedia Design: Seit 2008 ist der neue Gestaltungsstudiengang Intermediales Design an der Hochschule Trier angesiedelt. Seit 2012 unter dem Namen Intermedia Design. Die kreativen Studenten erarbeiten sich anwendungsbezogene Gestaltungs-, Erstellungs- und Nutzungskompetenzen. Aus verschiedenen Disziplinen wie Webdesign, Film, 3D-Animation, Programmierung kann der Student seine eigene gewünschte Richtung wählen. Projektarbeit spielt dabei eine große Rolle. kat

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