Kolumne Aan Poorz

Das Trierer Nationalgetränk kennt jeder. Der Apfelwein, hier Viez genannt, wird in anderen Regionen unter anderem Namen angeboten. Im Hessischen als Äppelwoi, im Schwäbischen Moschd, in Frankreich Cidre.

 Josef Marx.

Josef Marx.

Foto: Roland Morgen

Selbst die Kelten kannten ihn schon. Zwinkernden Auges kann spekuliert werden, ob sie so genannt wurden, weil sie die Kelterer von Viez waren.

Dieses Kultgetränk wird in diesen Regionen aus unterschiedlichen Gefäßen getrunken, aus Steingutbechern, Gläsern usw. Nur in Trier wird Viez in Porzellanbechern kredenzt. Nirgendwo anders findet man die 0,4 Liter großen, dickwandigen Porzellangefäße. Die Poorz. Nur aus ihr schmeckt der Viez in Trier.

Wie die Poorz zu ihrem Namen kam, ist nicht hinlänglich bekannt. Vielfach wird sie von Portion, die den Bediensteten zustand, abgeleitet. Eine plausible Erklärung.

Von der Poorz hat der Trierer die zugehörige Tätigkeit poorzen – Viez trinken – abgeleitet. Nicht zu jedem Hauptwort bildet er das zugehörige Tätigkeitswort. Aane poorzen heißt nicht einfach trinken, es bedeutet genüsslich Viez schluubern. Und sonst nichts!

Wer sich zu oft und zu viel an dem Getränk berauscht, der wird etwas despektierlich Poorzebibbes genannt. Wenn die Poorzebibbessen zu eifrig gepoorzt hatten, und aan Poorz nao der anneren gebaadscht haotten, also sich eine Poorz nach der anderen einverleibt hatten, konnte schon mal heftig debattiert werden. Schließlich verbirgt sich in so einer Poorz auch ein Quantum Alkohol. Dann konnte es schon mal heißen: Naoch aa Pörzi onn de Streid öss dao. Noch eine kleine Poorz und der Streit ist vorprogrammiert.

So kann letztlich eine kleine Poorz zu heftigen Streitigkeiten führen. Dann mal lieber aan klaan Poorz ömm Schaaf laoßen.

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