Ab Juli soll an der Mosel in Trier ein neues Wohnquartier entstehen

Trier · Der Bau des neuen Wohnquartiers Castel Feuvrier am nördlichen Moselufer soll im Juli endlich beginnen. Vorher muss der Trierer Stadtrat aber noch eine Bedingung außer Kraft setzen.

 Das Luftbild vom vergangenen Jahr zeigt das Gelände von Castel Feuvrier an der Mosel. TV-Foto: Portaflug Föhren

Das Luftbild vom vergangenen Jahr zeigt das Gelände von Castel Feuvrier an der Mosel. TV-Foto: Portaflug Föhren

Foto: (h_st )

Die Baugenehmigungen für elf der geplanten zwölf Wohnhäuser liegen vor. "Und das Geld ist auch da", betont Aloyse Wagner. Der Generaldirektor der luxemburgischen Wagner Group ist Investor des 50-Millionen-Euro-Wohnprojekts Castel Feuvrier am nördlichen Moselufer. "Im Sommer legen wir los", verspricht auch Helmut Klein, Geschäftsführer der Projektgesellschaft Porta Nova GmbH, hinter der die Wagner Group als alleiniger Gesellschafter steckt. Tatsächlich starten kann das Bauprojekt allerdings nur, wenn der Stadtrat noch einmal sein O.k. gibt.

Denn Investor und Projekt-Gesellschaft haben die im städtebaulichen Entwicklungsplan vereinbarte Zeitschiene nicht eingehalten. Laut Vertrag sollte das erste der zwölf Wohnhäuser bereits im Oktober 2017 bezugsfertig und das gesamte Gelände bis Ende 2019 fertig entwickelt sein. Doch die Sache verzögerte sich, unter anderem wegen Umplanungen. Waren ursprünglich rund 140 Wohnungen avisiert, werden es nun gut 200. "Insgesamt bleibt die Wohnfläche allerdings gleich, wir errichten jedoch kleinere Einheiten", sagt Klein. Für die sogenannten Micorappartements hatte die Porta Nova GmbH erst im Dezember 2016 den Bauantrag bei der Stadt eingereicht.

Nun soll im Juli der Bau der Zu- und Abfahrten von der Zurmaiener Straße beginnen. "Und der Hochbau im September", sagt Klein. 2020 sollen alle Wohnhäuser und das zur Zurmaiener Straße hin geplante Holiday-Inn-Hotel fertig sein. Was auf dem Eckgrundstück zur Peter-Lambert-Straße gebaut wird - ursprünglich war dort das Hotel geplant (der TV berichtete) - steht noch nicht fest. Aber auch dieser Geländeteil soll bis 2022 fertig entwickelt sein.

Der Verzögerung sollte der Trierer Stadtrat bereits in seiner April-Sitzung zustimmen. Weil die Fraktionen allerdings noch Fragen zum Gesamtprojekt hatten, wurde die Entscheidung auf die nächste Ratssitzung am 24. Mai verschoben.

Baudezernent Andreas Ludwig (CDU) wirbt für das neue Quartier: "Wir sind jetzt auf der Zielgeraden, bis auf die zeitlichen Ziele haben Investor und Porta Nova GmbH alle vertraglichen Vorgaben erfüllt", erklärte Ludwig im Gespräch mit dem TV.

Dass die aktuellen Baupläne auch inhaltlich vom Ursprungs entwurf abweichen (siehe Bericht unten), sei bei einem so großen und langfristigen Projekt nicht unüblich, erklärt Ludwig.

Behalten will die Wagner-Group das Wohnbauprojekt nach der Realisierung übrigens nicht. "Wir haben bereits zwei Käufer gefunden, die die Immobilien übernehmen werden", bestätigt Baumogul Aloyse Wagner entsprechende TV-Informationen. Die elf Wohnhäuser im Geländeinneren gehen an eine kanadische Fondsgesellschaft. Die drei langgestreckten Gebäude zur Zurmaiener Straße hin übernimmt eine deutsche Versicherungsgesellschaft. "Damit ist die Finanzierung des Baus über unsere Bank gesichert", sagt Wagner.

Um zwei Millionen, die bis dato in die Entwicklung des Konversionsgeländes geflossen sind, zu refinanzieren, greift die Wagner Group auf ein sogenanntes Nachrangdarlehen zurück: Gut zwei Millionen Euro werden über die Exporo AG organisiert, die das Castel-Feuvrier-Projekt über eine Online-Plattform privaten Geldgebern als Anlageobjekt anbietet. Ab 500 Euro können Privatanleger einsteigen, versprochene Rendite: fünf Prozent.

Dass das neue Wohnquartier am Moselufer in den Besitz von Immobilienfonds wechseln wird, sieht Baudezernent Ludwig positiv: "Dass solche großen Fonds sich für Trier interessieren, ist fast so etwas wie eine Auszeichnung und ein Zeichen dafür, dass der Markt hier sehr interessant ist und die Fondsgesellschaften an den Standort glauben." Das Risiko, Castel Feuvrier könnte zu einem Spekulationsobjekt verkommen, um dessen Bauerhalt sich später niemand kümmert, schätzt der Baudezernent gering ein: "Die Fonds werden großes Interesse daran haben, dass die Immobilien in Schuss bleiben und langfristig gut vermietet werden können." Porta-Nova-Geschäftsführer Klein verspricht: "Selbstverständlich werden wir vor Ort in Trier einen Verwalter einsetzen, der sich um das Quartier kümmert." Vertragspartner während der Bauzeit bleibt zunächst ohnehin die Porta Nova GmbH. "Ich bin froh, dass die Stadt bei diesem Projekt mit einem seriösen Investor und einem engagierten Geschäftsführer zusammenarbeiten kann, und bin mir sicher, dass dort jetzt schnell ein gelungenes Wohnquartier entstehen wird", sagt Baudezernent Andreas Ludwig.KommentarMeinung

Keine Wahl, keine SanktionAm Beispiel Castel Feuvrier zeigt sich, wie wenig Einfluss die Stadt manchmal auf die konkrete Stadtentwicklung hat. Anders, als vertraglich festgelegt, wird Castel Feuvrier nicht 2019, sondern 2022 fertig. Was auf dem wichtigen Eckgrundstück zur Peter-Lambert-Straße entsteht, ist offen. Und das in der Planung vorgesehene Restaurant mit Moselterrasse, das das Gelände auch für Nicht-Anwohner aufgewertet hätte, hat sich ebenso wie der Moselsteg in Luft aufgelöst. Sanktionen für Investor und Entwicklungsgesellschaft? Keine. Und es wird auch keine geben, wenn das Projekt auch bis 2022 nicht fertig wird. Denn die vertraglich festgehaltene Option der Stadt, den Bebauungsplan dann noch aufzuheben, ist in Wirklichkeit keine - ein ewiger Rechtsstreit und eine ewige Brache wären die Folgen. c.wolff@volksfreund.de

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