Ab Juni rollen die Bagger

Trier-Heiligkreuz · Der Auszug der Weißen Schwestern und der Verkauf des Klostergrundstücks haben für viel Wirbel in Heiligkreuz gesorgt. Die Firma Eifel-Haus will auf dem Gelände 80 Wohnungen bauen. Die Stadt hat den Bebauungsplan geändert, der auch das benachbarte Firmengrundstück Kieback & Peter einschließt. Eine Bürgerinitiative hat sich gegründet. Heute stimmt der Stadtrat über den Plan ab.

Trier-Heiligkreuz. Grünes Licht: Das Landesmuseum hat die archäologischen Grabungen auf dem Ex-Klostergelände in der Bernhardstraße Ende Februar abgeschlossen (siehe Extra). Der Ortsbeirat hat den Bebauungsplan mit neun Ja-Stimmen und drei Gegenstimmen abgesegnet. Wenn der Stadtrat diesem Votum in seiner heutigen Sitzung folgt, kann die Firma Eifel-Haus mit dem Projekt "Wohnen im Klostergarten" beginnen.
Richtfest bereits im Winter


Laut Seniorchef Alois Peters sollen die vorbereitenden Arbeiten direkt nach Planreife beginnen, Sicherungsmaßnahmen, Erdbohrungen im Bereich der Nachbargebäude sowie die Restausschachtung entlang der Bernhardstraße seien im April erledigt worden, die Rohbauarbeiten sollen im Juni starten.
Auf dem 8500 Quadratmeter großen Areal plant Eifel-Haus, sechs Wohngebäude um einen Innenhof mit insgesamt 80 Wohnungen nebst Tiefgarage zu errichten. Vom ehemaligen Kloster bleiben nur einige alte Bäume und das Teehäuschen erhalten. Wie dieses genutzt werden soll, stehe noch nicht fest. Gespräche dazu würden aber geführt, sagt Peters. Denkbar wäre eine kulturelle Nutzung. Das Richtfest des Rohbaus wolle man im Dezember 2013/Januar 2014 feiern. Im Zuge der Baumaßnahmen wird Eifel-Haus auch einen Kinderspielplatz am Altbach anlegen, dazu hat die Stadt das Unternehmen vertraglich verpflichtet.
Ortsbeirat ändert Meinung


Nachdem die Pläne von Eifel-Haus und der Stadt bekannt geworden waren, hat sich eine Bürgerinitiative (BI) gegründet. Die "Bürger für Heiligkreuz" wehrten sich zunächst gegen das Neubauprojekt, mittlerweile laufen sie Sturm dagegen, dass der Firma Kieback & Peter mit dem Bebauungsplan Expansionsmöglichkeiten auf dem benachbarten Firmengrundstück eingeräumt werden (der TV berichtete mehrfach). Dies bedeutet, dass das Unternehmen eine weitere Halle auf dem Grundstück bauen könnte, wo bislang Obstbäume stehen.
Der Ortsbeirat hatte zunächst angeregt, das Firmengelände aus dem Bebauungsplan auszuklammern und das Areal zu einem späteren Zeitpunkt zu überplanen und deshalb den Planentwurf abgelehnt. Doch in seiner Sitzung vom 7. Mai stimmten neun von zwölf Mitgliedern dem Plan zu. "Wir sind sehr enttäuscht von diesem Abstimmungsverhalten und fragen uns, was diesen Sinneswandel herbeigeführt haben kann", schreibt die BI in einem offenen Brief.
Und: "Mehr als 20 aktive Mitglieder der BI und deren Familien haben sich nun bereits fast zwei Jahre lang gegen eine dramatische Verschlechterung unserer Lebensbedingungen eingesetzt. Wir haben sehr viel Zeit und Mühe geopfert, um einen Bebauungsplan zu verhindern, der jegliche Abwägung der verschiedenen Interessen vermissen lässt und ausschließlich zugunsten profitorientierter Unternehmen und zulasten der Einwohner verändert werden soll."
Den Kampf will die BI weiterführen, strebt ein Normenkontrollverfahren an, um den Bebauungsplan BH 36-1 zu verhindern.
Christoph Lentes, Vorsitzender der CDU Heiligkreuz und Protokollführer im Ortsbeirat, teilt auf TV-Anfrage mit: "Insgesamt sind wir uns der Beeinträchtigung der Anwohner durch eine Erweiterung der Firma Kieback & Peter bewusst, wenn es überhaupt zu einer Erweiterung kommen sollte. (...) Aber auch die Firma Kieback & Peter hat Rechte aus ihrem Grundstückseigentum. Der Ortsbeirat will insgesamt auch die dort angesiedelten 50 Arbeitsplätze nicht gefährden. Der Bebauungsplan ist ein Kompromiss."
Extra

 Fast 2000 Jahre alt: Auf dem ehemaligen Klostergelände in Heiligkreuz ist der Grabstein einer vornehmen Trevererin gefunden worden. Tv-Foto: Archiv/Roland Morgen

Fast 2000 Jahre alt: Auf dem ehemaligen Klostergelände in Heiligkreuz ist der Grabstein einer vornehmen Trevererin gefunden worden. Tv-Foto: Archiv/Roland Morgen

Das ehemalige Klostergrundstück liegt oberhalb des römischen Tempelbezirks im Altbachtal - "nur gut einen Steinwurf hinter der römischen Stadtmauer", teilt Grabungsleiter Joachim Hupe vom Rheinischen Landesmuseum mit. Dort sei vermutlich Moselkies abgebaut worden. "Völlig unerwartet kam daher als Einzelfund eine freiplastisch gearbeitete, etwa halblebensgroße Grabfigur einer Frau aus Kalkstein zutage. Diese sitzt frontal auf einer Bank mit Polsterauflage und hält in der aufgesetzten Linken wohl einen Vogel. Ihr Kopf und rechter Arm fehlen. Sie trägt eine einheimisch-keltische Trachtmode des 1. Jahrhunderts n. Chr." Außerdem haben die Landesmuseums-Archäologen einen Grenzstein des Kartäuserordens wohl aus dem 18. Jahrhundert gefunden. Der Orden hatte im Altbachtal seit 1335 eine Niederlassung, das Kloster wurde 1674 von den Franzosen zerstört. Heute erinnert der Straßenzug Karthäuserstraße an das Kloster. cofi

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