Ab kurz nach sieben wird's eng für Pendler

Hermeskeil/Wasserbillig/Konz · Zu viele Pendler - zu wenig Parkplätze. Seit Jahren wird an diesem Problem gearbeitet. Auf deutscher wie auf Luxemburger Seite. Für die täglich knapp 20 000 Menschen aus dem Hochwald und dem Rest der Region, die in Luxemburg arbeiten, dauert das alles viel zu lange.

 Der Park&Ride-Parkplatz an der A 64 am Rasthof Wasserbillig ist bei Luxemburg-Pendlern sehr beliebt. TV-Foto: Friedemann Vetter

Der Park&Ride-Parkplatz an der A 64 am Rasthof Wasserbillig ist bei Luxemburg-Pendlern sehr beliebt. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: (ClickMe)

Morgens nach 7 Uhr ist die Welt am Grenzübergang Mesenich nicht mehr in Ordnung. Uta Dimic und Petra Carvalho Gomez aus Ralingen-Wintersdorf arbeiten in Luxemburg und stellen seit Jahren ihr Auto auf dem Park&Ride-(P&R)-Parkplatz an der A 64 ab, um mit der Buslinie 118 in die Luxemburger City zu fahren. Doch "inzwischen muss man gegen 7 Uhr dort sein, um überhaupt noch einen Platz zu bekommen. Danach kann man seinen Wagen nur noch außerhalb der eingezeichneten Parkplätze abstellen oder auf der benachbarten Tankstelle", schreiben sie in einem Brief an das luxemburgische Infrastrukturministerium, der dem Trierischen Volksfreund vorliegt. Der Ausbau des Parkplatzes sei für 2017 vorgesehen. Sie wollen wissen, ob er nicht schon früher fertig sein könne.

Die Situation: Knapp 20 000 Menschen pendeln jeden Tag aus dem Kreis Trier-Saarburg und der Stadt Trier nach Luxemburg zur Arbeit. Viele von ihnen haben jahrelang in den grenznahen Orten Mertert, Wasserbillig, Grevenmacher, Echternach oder Remich ihre Autos kostenlos abgestellt und komplette Ortskerne zugeparkt. Doch seit die luxemburgischen Gemeinden Gebühren verlangen, verlagert sich der Fokus auf die deutsch-luxemburgischen Mitfahrerparkplätze. Viele Pendler parken dort und steigen dann auf Busse oder Bahn um. Diese Plätze reichen allerdings nicht aus, um den Bedarf zu decken. Eine Studie, die die luxemburgische Regierung in Auftrag gegeben hatte, empfiehlt, den Parkplatz Mesenich um 700 Plätze aufzustocken.

Luxemburger Verkehrsministerium setzt auf P&R-Ausbau: "Der Ausbau des P&R Mesenich ist in zwei Phasen vorgesehen. In einer ersten Phase soll auf der Seite Richtung Luxemburg ein neues Areal von etwa 500 Plätzen auf einer Grünanlage gebaut werden, mit eigener Busanbindung", sagt Danielle Frank, Sprecherin des Luxemburger Verkehrsministeriums. "Dies soll 2017 bis 2018 realisiert werden. In einer zweiten Phase, also zwischen 2019 und 2020, soll Richtung Deutschland ein Parkhaus mit etwa 1000 Plätzen auf dem heutigen Areal entstehen. Das Vorprojekt dazu ist fast fertig."

Kreis Trier-Saarburg will besseren ÖPNV: "Der Kreis Trier-Saarburg hat mit dem Landesbetrieb Mobilität ein gemeinsames Konzept erarbeitet, wo genau Parkplätze auf deutscher Seite denkbar wären. Darüber hinaus hat der Kreis Vorschläge für den Ausbau des ÖPNV gemacht, um den Grenzverkehr zu reduzieren. Dabei ist eine neue Buslinienführung denkbar sowie zusätzliche Pendlerangebote, um Orte wie Konz, Könen, Tawern, Fellerich und Saarburg und darüber hinaus Merzkirchen, Nittel und Wincheringen einzubinden", sagt Thomas Müller, Pressesprecher des Kreises.

Landesbetrieb Mobilität (LBM) favorisiert Bau von Parkplätzen: "Im Einzugsbereich des LBM Trier gibt es derzeit 29 Mitfahrerparkplätze mit insgesamt etwa 1150 Stellplätzen", sagt Klaus Wagner vom LBM. "Der Kreis Trier-Saarburg und die betroffenen Gemeinden in Luxemburg und Deutschland regen deshalb an, durch die Einrichtung von weiteren Mitfahrerparkplätzen mit Anbindungen an die bestehenden ÖPNV-Linien in Richtung Luxemburg die Voraussetzungen für eine nachhaltige Entlastung des Verkehrs zu schaffen."
Seit 2013 richtete der LBM durch Anpachtung oder Ausbau geeigneter Flächen etwa 205 neue Stellplätze ein (Wincheringen etwa 55 Stellplätze, Bekond etwa 50 Stellplätze, Konz etwa 100 Stellplätze). Noch in diesem Jahr werde ein Parkplatz an der B 51 in Konz mit etwa 100 Stellplätzen fertiggestellt.
Der LBM verfolge derzeit konkrete Planungen für die Errichtung von weiteren etwa 350 Stellplätzen in Wittlich, Hermeskeil und im Bereich der B 50 neu. Darüber hinaus gebe es Überlegungen für den Bau von weiteren Mitfahrerparkplätzen an der Obermosel.

Wer zahlt? Grundsätzlich muss derjenige für die Errichtung und Unterhaltung von Mitfahrerparkplätzen zahlen, der die Parkplätze erschließt. Das heißt, die Kosten für Mitfahrerparkpläzte jenseits von klassifizierten Straßen tragen häufig die betroffenen Gemeinden. Die Kosten für den Bau eines Parkplatzes schwanken dabei zwischen 500 und 1500 Euro pro Stellplatz. Viel Geld also für eine Ortsgemeinde.

Heißt die Lösung SMOT? Im März 2014 trafen sich François Bausch, Minister für nachhaltige Entwicklung und Infrastruktur, und Carole Dieschbourg, Ministerin für Umwelt, mit der rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerin Eveline Lemke.
Bausch sagte damals: "Es ist unser Bestreben, zwischen Luxemburg und Deutschland (Rheinland-Pfalz und Saarland) ein grenzüberschreitendes Mobilitätskonzept SMOT (Schema de mobilité transfrontalière) zu erarbeiten." Eckpfeiler sind: Bus-und Zugverdichtungen, P&R (Aufstockung oder Neubau, je nachdem, vor allem Mesenich), Vereinfachung der Tarifstruktur.
Die Arbeitsgruppe rechnet damit, den technischen Teil im Juni/Juli dieses Jahres abschließen zu können. Gibt die Politik ihr Plazet, soll SMOT anschließend der Öffentlichkeit vorgestellt werden.Meinung

Reden ist Gold, Schweigen ist Silber
Die Pendler, die täglich nach Luxemburg zur Arbeit fahren, sind zu bedauern. Immer früher aufstehen zu müssen, um einen der wenigen Parkplätze zu ergattern, oder stattdessen Gefahr zu laufen, ein teures Knöllchen zu riskieren, ist kein guter Start in den Tag. Alternativen gibt es aber keine. Wer in Luxemburg-Stadt arbeitet, muss dort auch ankommen. Die Politik auf Staats- und Landesebene hat das Problem erkannt und handelt. Sie beauftragt Studien. Sie lässt Mobilitätskonzepte wie SMOT erstellen. Fragt sie auch die betroffenen Landkreise, Verbands- oder Ortsgemeinden, welche Maßnahmen sinnvoll sind oder ob es sogar lokale Konzepte gibt? Eher nicht. Kommunikation und Kooperation sind ein schwieriges Geschäft. Auch unter Politikern. Liegen dann auch noch Grenzen dazwischen, brauchen die Betroffenen einen langen Atem. Denn bis Konzepte zwischen zwei Ländern umgesetzt werden, dauert es. Lange. So lange müssen etliche Pendler jeden Morgen weiter nach Parkplätzen suchen. v.kerl@volksfreund.de

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