ABC-Schützen müssen nicht Bus fahren

Trier · Alle i-Dötzchen auf dem Tarforster Plateau werden 2012 gemeinsam in die Tarforster Grundschule eingeschult. Der wegen Raumnot angedachte Bustransfer für einige ABC-Schützen zur Grundschule in Olewig ist vom Tisch - vorerst zumindest.

Trier. Der Musiksaal der Tarforster Grundschule wird ab nächstem Sommer zum Klassenzimmer. Das erklärte Schuldezernentin Angelika Birk im TV-Gespräch. Alle i-Dötzchen im Grundschulbezirk - bislang gibt es 55 Anmeldungen - können dadurch, aufgeteilt in drei Klassen, die erst vor zwei Jahren eröffnete Schule besuchen. Bislang hatte die Stadt geplant, den Musikraum zu erhalten, nur zwei erste Klassen in Tarforst einzurichten und die überzähligen Kinder per Bus zur Olewiger Grundschule zu schicken, in der ausreichend Platz ist. "Inakzeptabel" sei eine solche Aufteilung, hatten allerdings die Eltern erklärt und eine andere Entscheidung von Schuldezernentin Birk gefordert (der TV berichtete).
"Darüber, dass der Musikraum jetzt wohl doch umgenutzt werden soll und damit die Erstklässler nicht Bus fahren müssen und nicht von ihren Freunden getrennt werden, sind wir natürlich sehr froh. Allerdings ist das nur eine Lösung für das nächste Schuljahr - wir brauchen aber eine dauerhafte Alternative auch für die darauffolgenden Jahrgänge", sagt Marc-Oliver Rieger, Sprecher der Elterninitiative auf dem Tarforster Plateau.
Gespräch mit Elternvertretern


Nach dieser Alternative ist die Stadtverwaltung laut Dezernentin Birk seit über einem Jahr auf der Suche. "Ein Anbau wäre angesichts der desolaten finanziellen Lage der Stadt nicht sinnvoll - und würde von der Aufsichts- und Dienstleistungsbehörde auch nicht bezuschusst werden", erklärt Birk. Über einen Umweg könnte die Tarforster Grundschule allerdings doch erweitert werden: Als Ganztagsschule hätte sie Anspruch auf mehr Räume als eine Halbtagsschule. "Würden die Eltern und auch der Stadtrat und das Ministerium einem Ganztagsbetrieb zustimmen, würde die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) die Kosten für den dann notwendigen Anbau mit 70 Prozent bezuschussen", erklärt Birk. Der angedachte Extrabau mit zwei zusätzlichen Räumen würde die Zahl der Klassenzimmer - inklusive Musikraum - auf 12 aufstocken. "Dann wäre genug Platz, in allen vier Klassenstufen drei Klassen aufzunehmen", sagt Birk. Im offiziellen Sprachgebrauch bliebe es bei einer zweizügigen Schule. Während der Zeit, in der die Kinder der jungen Familien in den Neubaugebieten noch im Grundschulalter sind, könnten allerdings drei Klassen pro Stufe aufgenommen werden.
Am heutigen Montag will Birk mit Elternvertretern und Schulleitung über die mögliche Einrichtung einer Ganztagsschule und den damit verbundenen Raumzuwachs sprechen.
Ganztagsschule oder Bustransfer


"Die meisten Eltern hier oben wollen keine Ganztagsschule", sagt allerdings Elterninitiativensprecher Rieger. "Wir sind mit der flexiblen Nachmittagsbetreuung sehr zufrieden." Doch nur, wenn - gemessen an der bisherigen Schulgröße - mindestens 36 Eltern ihre Kinder verbindlich zur Ganztagsschule anmelden, könnte die Stadt das weitere Verfahren inklusive Stadtratsbeschluss und Zusage des Ministeriums überhaupt weiter betreiben.
"Ohne Ganztagsschule gibt es auf Dauer keine andere Lösung als einen Neuzuschnitt des Grundschulbezirks und den damit verbundenen Bustransfer nach Olewig", sagt Birk.
Meinung

Keine Lösung trotz Kuhhandels
Es ist ein echter Kuhhandel, den das städtische Schulamt und die Landesschulbehörde Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) da ausgehandelt haben: Auf Weisung der ADD ist die Schule vor wenigen Jahren zweizügig konzipiert worden - während die Stadt schon damals gern größer gebaut hätte. Jetzt platzt das Gebäude aus allen Nähten und die Eltern sind auf den Barrikaden. Zu Recht. Denn schließlich ist den jungen Familien für ihre hohen Erschließungsgebühren, die sie für die teuren Grundstücke auf dem Tarforster Plateau an die Stadt gezahlt haben, eine Schule zugesagt worden. Über einen Ganztagsschulbetrieb und dem dazugehörigen ausgeweiteten Raumprogramm doch noch ausreichend Räume zu schaffen, macht zwei Dinge möglich: Die ADD behält ihr Gesicht, weil es offiziell bei einer - wie von ihr einst geforderten - zweizügigen Schule bleibt. Die Stadt kann allen Kindern einen Grundschulplatz anbieten und gerät so nicht in juristische Schwierigkeiten wegen mangelnder Gegenleistung für die kassierten Erschließungsgebühren. Doch der Dritte im Bunde freut sich in diesem Fall nicht: Denn die meisten Eltern wollen offenbar gar keine Ganztagsschule, zumal die nahe Keune-Schule seit Jahren einen gut angenommenen Ganztagsbetrieb hat. Gelöst ist das Problem auf dem Tarforster Plateau also trotz Kuhhandels noch nicht. c.wolff@volksfreund.de

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