Abenteuer eines Philosophen

Er ist in Trier aufgewachsen, studiert Theologie, ist ins Priesterseminar ein- und dann wieder ausgetreten und hat gerade seinen ersten Roman veröffentlicht: Philipp Thull hat mit seinen 23 Jahren bereits viel zu erzählen.

 Theologiestudent Philipp Thull interessiert sich auch für Philosophie und Geschichte. Nun hat er einen ersten Roman über den Philosophen Immanuel Kant veröffentlicht. TV-Foto: Dorothee Quaré

Theologiestudent Philipp Thull interessiert sich auch für Philosophie und Geschichte. Nun hat er einen ersten Roman über den Philosophen Immanuel Kant veröffentlicht. TV-Foto: Dorothee Quaré

Trier. (DQ) "Ich selbst bin ein Forscher aus Neigung. Ich fühle den ganzen Durst nach Erkenntnis und die begierige Unruhe weiterzukommen, oder auch schon die reine Zufriedenheit, wenn ich etwas erreicht habe." Dies sagt der Philosoph Immanuel Kant - in dem Roman eines jungen Trie rers, Philipp Thull. "Bürger zweier Welten" heißt das erste Buch des 23-jährigen Studenten der Theologie und Rechtswissenschaften. "Ich habe es einfach zu meiner Zerstreuung geschrieben", sagt dieser. Ein befreundeter Philosoph, Privatdozent Hamid Reza Yousefi, habe ihn dann jedoch bei der Veröffentlichung unterstützt.

Wieso ein Roman über Kant? "Ich wurde in meinem Studium mit ihm konfrontiert", sagt Philipp Thull. "Seine Philosophie interessiert mich, und auch, was dahintersteckt." Auch König Friedrich den Großen und die Zeit der Aufklärung, um die es im seinem Buch geht, findet Philipp Thull spannend: "Friedrich war Feldherr und Philosoph, sein Zeitalter war von großen Umbrüchen geprägt. Man befreite sich von vielem, was auch die Kirche über Jahrhunderte mitverschuldet hatte." In Philipp Thulls Roman wird Kant von Friedrich dem Großen nach Potsdam eingeladen. Auf der Reise erwarten ihn und seinen Begleiter Gefahren und Intrigen, die am Ende drei Todesopfer fordern.

Aufgewachsen ist der junge Autor mit zwei Geschwistern auf der Trierer Weismark. Obwohl er früh seinen Vater verlor, hat Philipp Thull gute Erinnerungen an seine Kindheit: "Ich hatte die Freiheit, meinen Weg zu wählen." Zu seinen Freunden hätten Arbeiterkinder wie auch Kinder Intellektueller gezählt. Nach seinem Abitur 2006 am damaligen Hindenburg-Gymnasium trat er ins Priesterseminar ein, im Jahr 2009 jedoch wieder aus. "Ich wollte meinen Weg noch einmal überdenken", erklärt Thull. Im Sommer schließt er sein erstes Studium an der Theologischen Fakultät ab. "Beruflich kann ich mir vorstellen, entweder im Staatsdienst oder in der Kirche tätig zu werden", sagt er. Derzeit plane er die Mitarbeit an einem Projekt zur Bedeutung des Heiligen Rocks für die Ökumene und schreibe an einem Artikel über Toleranz im Christentum.

Auch für weitere Romane hat Philipp Thull Ideen: "Ich möchte einen Roman über die Missbrauchsaffäre in der Kirche schreiben. Ich fand es skandalös und enttäuschend, wie damit umgegangen wurde." Doch auch Wilhelm II. sowie das historische Vorbild für Dracula interessieren ihn. Eines ist sicher: Auf die nächsten Bücher des jungen Trierer Autors darf man gespannt sein.

Das Buch "Bürger zweier Welten" ist im Januar im Bautz-Verlag erschienen. Es hat 165 Seiten und kostet 12 Euro. Philipp Thull hat eine Lesung geplant: am 27. Februar um 11 Uhr im Eiscafe Cali im Treff 9 (in Uninähe).

EXTRA Immanuel Kant: Der Königsberger Immanuel Kant (1724 bis 1804) zählt zu den bedeutendsten Vertretern der abendländischen Philosophie. Sein Werk "Kritik der reinen Vernunft" kennzeichnet einen Wendepunkt in der Philosophiegeschichte und den Beginn der modernen Philosophie. (DQ)

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