Aber bitte mit Sahne

Trier · Senioren brauchen Abwechslung, Unterhaltung und vor allem Kontakt zu jungen Menschen. In einer neuen Reihe zur kulturellen Teilhabe älterer Menschen präsentiert der Verein Kulturraum Trier Nachwuchskünstler vor Ort.

 Das Duo „Manu und sein Freund Kolz“ unterhält die Bewohner des Senioren- und Pflegeheims Härenwies mit sehr bekannten und weniger bekannten Melodien. TV-Foto: Karin Pütz

Das Duo „Manu und sein Freund Kolz“ unterhält die Bewohner des Senioren- und Pflegeheims Härenwies mit sehr bekannten und weniger bekannten Melodien. TV-Foto: Karin Pütz

Trier. Es ist heiß an diesem Nachmittag. Während sich im benachbarten Trierer Südbad die Massen abkühlen, freuen sich im Foyer des Senioren- und Pflegeheims Härenwies die Bewohner, gut ausgestattet mit Getränken, auf das Duo "Manu und sein Freund Kolz".
Dahinter stecken Manuel Thielen (19) und Christian Kloss Rojas (18), die die Senioren mit Gesang, Klavier und Gitarre unterhalten wollen. Schon beim ersten Lied "Die Gedanken sind frei" sind die Reaktionen der alten Leute weit weg von dem, was die Musiker sonst erleben. Kein Jubeln, Grölen und Pfeifen wie bei jungem Publikum üblich. Doch die beiden lassen sich nicht verunsichern, musizieren anfangs zwar noch etwas zaghaft, später aber immer sicherer.
Zuhörer singen textsicher mit


Spätestens bei "Lili Marleen" merken sie, dass sie auf dem richtigen Weg sind. Mehrere Senioren singen textsicher mit, schwelgen in Erinnerungen. Das rührt Katarina Barley, eine der wenigen Besucherinnen, die von außerhalb zur Veranstaltung gefunden hat. Ein alter Herr scheint von seinem Rollstuhl aus zu dirigieren, bei anderen wippt hier und da ein Fuß im Takt mit.
Die 87-jährige Margarethe Müller bemerkt: "Einige Lieder werden heute anders gesungen als von uns damals." Und tatsächlich hatten sich die jungen Männer seit Wochen immer wieder den Wunschtitel "Schwarzes Gold" von Peter Alexander im Internet angehört, um ihn nachspielen zu können. An Noten waren sie nicht herangekommen. "Man muss das honorieren, dass die Jugend sich in ein Altenheim begibt, um den Leuten eine Freude zu machen", sagt Bewohnerin Marieluise Niegel.
"Die machen ihre Sache gut"


Eine alte Dame sagt: "Das Programm ist eher etwas für Jugendliche." Aber auch sie kommt zu dem Schluss: "Die machen ihre Sache gut." Die Eigenkompositionen, die "Manu und sein Freund Kolz" spielen, sollen vor allem die jüngeren Zuhörer neugierig auf mehr machen. Immerhin haben die beiden im vergangenen Jahr den ersten Trierer Singer- und Songwriter-Slam gewonnen (der TV berichtete).
Zu den gut 30 Zuhörern zählt kaum jemand, der nicht im Heim wohnt. Peter Stablo vom Verein Kulturraum Trier ist Mitinitiator der Reihe Nachwuchskünstler für Senioren (siehe Extra). Er würde es begrüßen, "wenn jedes Pflegeheim eine kulturelle Aufführungsstätte wäre. Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass junge und alte Menschen miteinander Kultur erleben."
Schließlich schmettert das Duo Udo Jürgens\' Lied "Aber bitte mit Sahne" über Kaffeekränzchen von Senioren. Die Zuhörer singen wieder kräftig mit, die Musiker sind zufrieden und finden: "Der Auftritt war ein gutes Ding."Extra

Der Verein Kulturraum Trier erweitert sein Angebot zur kulturellen Teilhabe von Bewohnern stationärer Altenpflegeeinrichtungen. Nach dem Motto "Kann der Mensch nicht zur Kultur, kommt die Kultur zum Menschen." Der Fokus liegt bewusst auf jungen Künstlern, um die Zusammenführung verschiedener Generationen zu fördern. Ziel ist das gemeinsame Kulturerleben von Jung und Alt. Die Reihe wird durch die Landeszentrale für Gesundheit in Mainz unterstützt. kap Informationen über den Verein im Internet unter www.kulturraumtrier.de

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