Abfall-Zwerg zieht den Kürzeren

TRIER. Die gelben Säcke werden ab dem kommenden Jahr nicht mehr vom Zweckverband Abfallwirtschaft im Raum Trier (ART) eingesammelt. Für die Bürger bleibt angeblich aber alles beim Alten.

Mitte September gab sich Ernst Weires, Geschäftsführer der Trierer ART GmbH, noch zuversichtlich, den Auftrag für die Abfuhr der gelben Säcke im Raum Trier für weitere drei Jahre zu bekommen. Einen knappen Monat später hat die Realität den Abfall-Manager eingeholt. Nicht die ART GmbH, eine hundertprozentige Tochter des Zweckverbands Abfallwirtschaft im Raum Trier, bekam vom Dualen System Deutschland (DSD) den Zuschlag, sondern deren mächtiger Konkurrent Sita. Das in der Region bis dato noch weitgehend unbekannte Unternehmen mit Hauptsitz in Köln ist nach eigenen Angaben der drittgrößte private Entsorger in Deutschland und gehört - über seine französische Muttergesellschaft - zum Mischkonzern und weltweit größten Wasserversorger Suez-Lyonnaise des Eaux. Bei der Abfuhr der gelben Säcke spielte Sita Deutschland schon in der Vergangenheit eine erste Geige. Nach der jüngsten Ausschreibungsrunde sieht es so aus, als hätte der Abfall-Multi seinen Anteil am DSD-Kuchen noch einmal mächtig ausbauen können. Neben der Stadt Trier und dem Kreis Trier-Saarburg bekam Sita erstmals auch den "Gelbe-Säcke-Zuschlag" für Mainz und den Stadtverband Saarbrücken. Beim Trierer Zweckverband ART ist die Stimmung nach dem Auftragsverlust nicht gerade rosig. "Mindestens zwölf Mitarbeiter", deren befristete Arbeitsverträge Ende des Jahres ausliefen, könnten nicht weiter beschäftigt werden, sagte ART-Geschäftsführer Maximilian-G. Monzel am Montag dem TV . Auch die Bürger müssten sich nach dem Zuschlag für Sita auf mögliche Veränderungen einstellen. "Das Unternehmen wird wahrscheinlich keine Termine mit uns absprechen oder die selben Touren fahren wie wir", meint ART-Chef Monzel. "Es könnte sogar sein, dass die Säcke in einem anderen Wochenrhythmus abgeholt werden." Derzeit werden im Raum Trier gelbe Säcke und blaue Tonnen noch am selben Tag abgefahren."Das wird auch nach dem 1. Januar 2004 so bleiben", verspricht dagegen Harald Buchner, Geschäftsführer der Sita-Tochtergesellschaft Sita-Wagner in Ochtendung bei Koblenz. Das Duale System habe in der Ausschreibung ausdrücklich festgelegt, dass gelbe Säcke und blaue Tonnen am selben Tag entsorgt werden müssten - "und daran halten wir uns auch", sagt der Sita-Chef. Buchner macht sogar den von der Arbeitslosigkeit bedrohten ART-Mitarbeitern Mut, in seinem Unternehmen einen neuen Job zu finden. "Wir werden in Trier einen Betriebshof einrichten. Die Leute können sich bei uns bewerben."Allerdings zahlt Sita nicht nach dem Tarifvertrag der Entsorgungsbranche, sondern "einen Leistungslohn", wie Buchner einräumt. Wie groß der Unterschied ist, wollte der Sita-Geschäftsführer nicht verraten. Diese Lohndifferenz war aber wohl ausschlaggebend dafür, dass der Entsorgungs-Gigant dem Abfall-Zwerg ART den "Gelbe-Säcke-Auftrag" vor der Nase weggeschnappt hat, obwohl die Trierer nach eigenen Angaben knallhart kalkuliert hatten.

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