Abrissbagger machen den Weg frei

Trier · An der Tal- und der Bergstation der ehemaligen Kabinenbahn sind Abrissbagger im Einsatz. Die Stadt bereitet derweil den Verkauf des ihr gehörenden Grundstücks am Zurlaubener Ufer vor. Bis Herbst könnte feststehen, wie die neue Nutzung aussieht.

Trier. Das Gebäude der Bergstation auf dem Weißhaus-Plateau ist schon fast komplett von der Bildfläche verschwunden. In den kommenden Tagen wird die Talstation am Zurlaubener Ufer folgen. Bald wird nichts mehr an die Kabinenbahn erinnern, abgesehen vielleicht von der Ruine des ehemaligen Restaurants neben der Talstation. Dieses Gebäude ist das einzige, das der ehemalige Kabinenbahn-Betreiber Peter Schwab (Bad Dürkheim) nicht zurückbauen muss.
Filetstück am Moselufer


Das zu tun, wäre Sache der Stadt, aber die hat keine Eile. "Wir werden das Gastronomiegebäude nicht abreißen. Wenn, dann soll das der künftige Besitzer des Areals tun", sagt Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani. "Aber vielleicht will er es ja auch erhalten und nutzen."
Schwer vorstellbar, denn das Gelände am Moselufer gilt als städtebauliches Filetstück. Da dürfte ein fast 45 Jahre alter Betonklotz eher im Wege stehen, als dass er integrierbar wäre.
Im Rathaus wird derzeit der Verkauf des 3000-Quadratmeter-Areals vorbereitet. Erster Schritt ist die Erarbeitung einer Ausschreibung, von der die Dezernentin hofft, dass sie noch im Frühjahr vom Stadtrat abgesegnet und dann veröffentlicht werden kann. An Interessenten mangele es schon jetzt nicht. Mit der Ausschreibung will die Stadt den Wettbewerb fördern: "Wir streben natürlich die beste städtebauliche, aber auch die für Trier wirtschaftlich beste Lösung an."
Um auch dem künftigen Besitzer einen möglichst großen Wurf zu ermöglichen, führt das Baudezernat derzeit Gespräche mit den Grundstücksnachbarn, um auszuloten, ob auch sie sich von ihren Flächen oder Teilen davon trennen oder auf andere Weise bei einem größeren Bauprojekt mitwirken würden. Schließlich werde sich nun endlich eine Möglichkeit bieten, die Grundstücke im Ex-Kabinenbahn-Umfeld direkt von der Moseluferstraße (Ascoli-Piceno-Straße) her anzubinden und nicht mehr "hintenrum" über die Alt-Zurlaubener Bleichstraße anfahren zu müssen. Die künftige Nutzung ist nach den Worten von Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani weitgehend offen: "Gastronomie, Hotel, wohnen - über alles lässt sich reden." Oder besser: fast alles. "Eine Spielhalle oder ein Bordell kommen nicht infrage."
Spätestens im kommenden Herbst soll Klarheit herrschen, wer was auf dem Ex-Kabinenbahn-Gelände baut.
Keinen Neubau wird es dagegen auf dem Grundstück der Bergstation neben dem Weißhaus geben. "Nach dem Abriss wird die Fläche begrünt", heißt es im Rathaus.Extra

Die Trierer Kabinenbahn nimmt am 5. August 1967 ihren Betrieb auf. Die Talstation am Zurlaubener Ufer und die Bergstation neben dem Weißhaus sind in nur rund dreimonatiger Bauzeit auf städtischen Grundstücken entstanden. Erbauer und Betreiber ist der Unternehmer Willi Vogt aus Boppard-Buchholz. Er investiert 1,2 Millionen Mark. 1968 eröffnet der Gastronomiebetrieb an der Talstation. Mitte der 70er Jahre gibt Vogt wegen großer Verluste auf. 1977 übernehmen Otto und Elsbeth Schwab, die Macher der Moselland-Ausstellung, die Kabinenbahn. 23 Jahre später das Betriebs-Aus: Nach der Saison 2000 zieht Peter Schwab, der die Kabinenbahn von seinen Eltern übernommen hat, die Notbremse, nachdem er jährlich bis zu 150 0000 Mark aus Mitteln seiner Messe-, Ausstellungs- und Kongress GmbH hat zuschießen müssen. Weil die Käufersuche erfolglos bleibt, strebt Schwab 2004 den Neustart in eigener Regie an. Mit tragischem Ausgang. Aus bis heute ungeklärten Gründen stürzt ein Mitarbeiter an der Bergstation aus einer Gondel fünf Meter tief auf den Boden und stirbt. Schwab sucht weiterhin vergeblich einen Käufer oder Betriebspartner. Nach juristischen Auseinandersetzungen mit der Stadt tritt 2010 der "Heimfall" ein: Die Areale von Berg- und Talstation gehen wieder in die Verfügungsgewalt des Rathauses über. Schwab ist zum Abriss verpflichtet, den er am 13.November 2011 mit der Demontage der Verbindungsseile einleitet. Seit Anfang 2012 sind Abrissbagger an Berg- und Talstation im Einsatz. rm.

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