Abschied vom Schulalltag

Sie war 36 Jahre lang Lehrerin an der Hauptschule im Norden von Trier. Im vergangenen Jahrzehnt hat Clementine Lonquich die Schule geleitet. Noch tüftelt die 60-Jährige an Stundenplänen, doch am 1. August endet ihr Berufsleben, das viel mehr war, als nur ein Job.

 Schulleiterin mit Herz: Doch am 1. August geht Clementine Lonquich in Altersteilzeit. TV-Foto: Katja Bernardy

Schulleiterin mit Herz: Doch am 1. August geht Clementine Lonquich in Altersteilzeit. TV-Foto: Katja Bernardy

Trier. Der Gedanke, dass sie nach den Ferien in Altersteilzeit geht, beunruhigt Clementine Lonquich. Zwar hat sie schon drei Vormittage mit Sport und einem Sprachkurs verplant, will viele Krimis lesen und reisen, "doch ich weiß noch nicht, wie das werden wird", meint die Schulleiterin. Denn ihr Beruf war für sie Berufung. "Ich bin jeden Morgen gerne für diese Kinder aufgestanden, für die es sich lohnt, aufzustehen." Vor allem die tiefe Ehrlichkeit und Offenheit der Kinder aus Trier-Nord schätzt die Pädagogin außerordentlich. "Es ist nicht alles Ponyhof hier, aber ich kann Jammern und Klagen über den Lehrerberuf nicht verstehen", sagt Lonquich. Schon als junges Mädchen wollte sie Lehrerin werden.

In Worms am Rhein hat die Ur-Triererin, wie sie sich selbst bezeichnet, Grund- und Hauptschullehramt studiert. An ihrer ersten Stelle an der Theodor-Heuss-Hauptschule ist die Tochter eines ehemaligen Regierungsschuldirektors geblieben. Seit dem Jahr 2000 ist die dreifache Mutter und zweifache Oma Rektorin. "Seit diesem Zeitpunkt habe ich leider weniger unterrichtet", bedauert sie. Stattdessen hat sie Verwaltungsaufgaben erledigt, das Kollegium gemanagt und mit Behörden kommuniziert.

Wichtig war ihr immer, dass die Theodor-Heuss-Hauptschule mit den rund 220 Schülern ein Ort ist, an dem ein Ja ein Ja und ein Nein ein Nein ist. "An unserer Schule herrschen klare Regeln und Menschlichkeit spielt eine große Rolle." Die Eltern wüssten das zu schätzen und hätten deshalb Vertrauen in die Schule, die wie eine Insel sei, meint Lonquich.

Sie ist noch ganz gerührt, wenn sie an die Abschiedsfeier vor den Ferien denkt: "Die Schüler hatten sich alle fein gemacht, mit Rosen in der Hand und alle haben gesungen."

Einziger Wermutstropfen: die weitere Entwicklung der Schule. "Niemand weiß etwas." Die Frage ihrer Nachfolge sei ebenso wenig geklärt, wie die Zukunft der Schule, die seit 1968 besteht. Kommt Realschule plus? Integrativ oder kooperativ? Wird die Schule in den kommenden Jahren aufgelöst? Dass Haupt- und Realschüler in der Realschule plus ab dem Jahr 2013 gemeinsam lernen, sieht sie als Chance für alle Kinder. Haupt- und Realschüler könnten voneinander lernen.

"Klare Entscheidungen sind gefordert!", betont die Schulleiterin.

Klarheit war ihr immer sehr wichtig, sie sei der rote Faden ihres pädagogischen Handelns - auch als Chefin des Lehrerkollegium: "Mir war es immer wichtig, Probleme zeitnah zu bewältigen."

Sie gerät ins Schwärmen, wenn sie vom Zusammenhalt und den gleichen Wertvorstellungen der Kollegen und weiterer Angestellter spricht. "Man kann Entscheidungen nur treffen, wenn sie alle mittragen."

Ihr Fazit nach all den Jahren: "Ich würde meinen Traumberuf wieder wählen, weil vieles auf fruchtbaren Boden fällt und man ganz viel weitergeben kann."

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