Abschied von den Beichtspezialisten

Trier · Nach 163 Jahren geht die Geschichte der Redemptoristen in Trier zu Ende. Die letzten sechs Ordensmänner (Durchschnittsalter: 73 Jahre) geben ihr Kloster in der Dietrichstraße auf und beenden ihre Seelsorgerarbeit in St. Gangolf mit einem Abschiedsgottesdienst heute um 18 Uhr.

Trier. Weiße Väter, Jesuiten und Redemptoristen: Gleich drei geistliche Ordensgemeinschaften haben ihren Sitz in der Dietrichstraße. Für die Redemptoristen gilt das nur noch mit Einschränkung. Die sechs Ordensmänner im Alfonsushaus und ihre Haushälterin packen derzeit Umzugskisten. In den nächsten Tagen verlegen sie ihren Wohnsitz ins Gästehaus der Barmherzigen Brüder. Sie ziehen sich aufs Altenteil zurück: "Unser Durchschnittsalter liegt bei 73, und wir werden immer weniger", sagt Pater Gerd Stürmer.
Persönliche Beratung


Der Vorsteher (Superior) zählt mit 78 Lenzen zu den älteren der Trierer Redemptoristen. Er war auch 1973 dabei, als das Bistum ihnen das alte Gangolfer Pfarrheim in der Dietrichstraße 41 als Ordensdomizil anbot und die Bürgerkirche am Hauptmarkt der Haupt-Arbeitsplatz der Seelsorger wurde: Rund 10 000 Beichten nahmen sie dort jährlich ab; hinzu kamen Hunderte Stunden persönlicher Beratungen. Doch der Abschwung zeichnete sich bereits ab: "Wir waren zwar junge Hüpfer, aber schon damals nur noch zu siebt."
Kein Vergleich zu den Hoch-Zeiten der Redemptoristen, die seit 1851 in Trier ansässig sind und 1854 ein Kloster mit Kirche in der Feldstraße bauten. Die Kirche St. Josef entwickelte sich zu einem regionalen Beichtzentrum. In den 1960er Jahren waren dort elf Redemptoristen "täglich von morgens bis abends im Einsatz. Auch aus der Eifel und dem Hunsrück kamen die Menschen zu uns", berichtet Stürmer.
Beichtspezialisten - das war nur eine Facette der Ordensleute. Die Patres boten zudem in den Gemeinden des Bistums Seelsorge, Gesprächsrunden, Vorträge und Exerzitien an - bis der Nachwuchsmangel die Aktivitäten immer mehr einschränkte. Ihr Kloster St. Josef gaben die Redemptoristen auf, weil es ihnen zu groß geworden war. Es wurde samt Kirche von den Borromäerinnen übernommen, deren Klinikum Mutterhaus in unmittelbarer Nachbarschaft liegt.
Nun steht ein neuerlicher Umzug an, der auch ein Rückzug ist: Das Alfonsushaus, das 1636 erbaut wurde und Johann Wolfgang von Goethe bei seinen Trier-Aufenthalten 1792 als Herberge diente, ist den Ordensmännern mittlerweile zu beschwerlich zu bewohnen: "Einer hatte eine Hüftoperation, ein anderer ist auf den Rollator angewiesen. Da sind wir im seniorengerechten Gästehaus der Brüder viel besser aufgehoben", erklärt Stürmer.
Heute um 18 Uhr verabschieden sich die Redemptoristen mit einem Pontifikalamt mit Weihbischof Helmut Dieser in St. Gangolf: "Wir sagen auch Danke. Dem Bistum und der Pfarrei, die unsere Tätigkeit immer wohlwollend unterstützt haben."
So ganz abrupt endet die Redemptoristen-Ära nicht. Im Rahmen des Beichtangebots in St. Gangolf, das nun vom Bistum weitergeführt wird, steht Pater Stürmer einmal wöchentlich als Aushilfe zur Verfügung. Und die Trierer Telefonseelsorge, 1975 von den Redemptoristen aufgebaut, leitet weiterhin Pater Gerd Dieter Eigelshoven (62).
Was aus dem Alfonsushaus wird, steht noch nicht fest. Wilhelm Ehlen, Pastor der Innenstadtpfarrei Liebfrauen: "Der Verwaltungsrat arbeitet an einem Konzept. Zunächst werden wir den Erneuerungsbedarf feststellen. Nach der Renovierung werden wir das Gebäude möglicherweise vermieten."Extra

Die Ordensgemeinschaft "Congregatio Sanctissimi Redemptoris" (Kongregation des Heiligsten Erlösers) wurde 1732 von Alfonso Maria de Liguori in Scala (Italien) gegründet. Sie ist heute mit rund 5100 Mitgliedern in 77 Ländern weltweit tätig. In Deutschland leben etwa 250 Redemptoristen, sechs davon in Trier. red

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