Abschied von "Kopf und Herz"

TRIER. (lüd) Lokale Kooperationen, Fokus auf Behindertenarbeit, erste qualitätsgeprüfte Zivi-Schule überhaupt - Leiter Albert Hohmann hat das Gesicht der Trierer Lehranstalt für Zivildienstleistende ganz entscheidend geprägt. Mit dem 65-Jährigen gehen Kopf und Herz der Schule, heißt es. Es bleiben Zukunftsängste.

"Wir tragen alle Trauer", sagt Dieter Hackler. Der Bundesbeauftragte für den Zivildienst schaut ernst. Dabei sitzt ihm ein zwar leicht geknickt, doch kerngesund dreinblickender Albert Hohmann direkt gegenüber. Der lacht auch noch, wenn er "ein ganz besonderer Heiliger" genannt wird. So schlimm kann es nicht sein. "Ist es auch nicht. Es ist schon gut so", gibt der Betrauerte lächelnd zu Protokoll, nachdem die Ruhestandsreden ihm zu Ehren gerade verklungen sind, und will beweisen, "dass hier auch ein Ort zum Feiern ist". "Hier" ist hoch über den Dächern von Trier: Die altehrwürdige Villa Reverchon, majestätisch zwischen Grün in den Abhang gemalt. Wo schon 25 Jahrgänge junger Männer in je einer oder drei Wochen auf den sozial-politischen und menschlichen Ernst ihres Zivildienstjahres vorbereitet wurden. Über 2000 im Kalenderjahr waren es zuletzt. Doch diese Woche steht die Villa leer. Trotz der historischen Ausnahmekulisse will keine rechte Stimmung unter den etwa 100 reiferen Festgästen aufkommen. Offenbar weil ein Traum-Chef die Segel streicht: "Immer präsent, morgens der Erste, gut gelaunt und voller Tatendrang, offen, interessiert und immer ansprechbar - auch für die Schüler", charakterisiert ihn Lehrer Klaus Schmitt für das Kollegium, nennt Hohmann "die Seele des Hauses" und schluckt tief beim Blick auf den herausragenden 1,90-Meter-Mann zu dessen Laudatio auch Sozialdezernent Georg Bernarding und der Parlamentarische Staatssekretär Karl Diller gekommen sind. "Ideenreich, kreativ, innovativ, engagiert, geduldig, feinfühlig, überzeugend und menschenfreundlich" - findet das lebende Arbeitsumfeld den "lehrenden Manager". Hohmann streicht sich immer wieder fahrig übers Kinn, als der Bundesbeauftragte Hackler ihn auch noch zum Tausendsassa kürt: "Seelsorger, Entwicklungshelfer, Vernetzer, Wanderer zwischen den Welten, Motivator, Organisator, Multiplikator, Mädchen für alles und schließlich Teamleiter und Spielführer" sei der scheidende Schuleiter. "Ich habe mich immer als klassischer Libero verstanden", sagt Hohmann selbst: "Nach hinten absichern und auch mal mit nach vorne gehen."Nachfolger wird Norbert Hasl

Nun wird Nachfolger Norbert Hasl aus dem Vorstand des Bundespersonalrats die Mannschaft führen. Der Klassenerhalt indes ist unsicher: An allen 20 Zivi-Schulen im Land zittern die Teams. "Bis Herbst soll schließlich die Entscheidung zum Wehrdienst fallen. Und damit auch das Urteil über die Zukunft des Zivildienstes", erinnert Bundesamtspräsident Dietmar Peikert und hofft auf politische Einsicht in die sozialen Notwendigkeiten. 90 000 Zivildienstleistende würden in diesem Jahr einberufen. Fast die Hälfte davon entscheide sich für den Dienst mit Behinderten. An der Zukunft der hiesigen Zivi-Schule hingen über die Arbeiterwohlfahrt, die den Internatsbetrieb am Laufen hält, auch viele Trierer Arbeitsplätze, mahnt Lehrer Schmitt. Altmeister Hohmann indes rät, das Erfolgsrezept "seiner" Schule in jedem Fall vorsichtshalber "in Richtung Freiwilligendienste zu transportieren". Er selbst will auch in dem Bereich weitermachen: "Die Friedensarbeit intensivieren" - allerdings als "Stürmer" und ganz privat.

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